Der beste 3DS aller Zeiten… oder so


Vier Jahre nach der Erstauflage seiner stereoskopischen Pocket-Konsole kommt Nintendo jetzt mit der perfektionierten Idealform des Systems. Deren deutlichste Steigerung gegenüber dem Vorgänger-Modell ist sauberes Eye- bzw. Head-Tracking – ein Luxus, den eigentlich schon der erste 3DS mitbringen wollte: Die Kamera des Geräts vermisst hierbei die Kopf- und Augenposition des Spielers, außerdem folgt sie seinen Bewegungen, um die Ausrichtung der autostereoskopischen Darstellung seinem Blickwinkel anzupassen. Bei ordentlicher Beleuchtung (vorzugsweise Tageslicht) funktioniert das gleich so gut, dass selbst Spiele mit ausgiebiger Gyroskop-Nutzung kein Problem mehr darstellen. Wer z.B. bei „Majora’s Mask“ die Bewegungs-Empfindlichkeit der Kleinst-Konsole nutzt, um sich aus der Ego-Perspektive umzusehen, der genießt dank der neuen Technik trotzdem zu jeder Zeit ein stabiles 3D-Bild. Auch Kopf- bzw. 3DS-Schlenker sind jetzt stressfrei. 

In dämmerigen bis dunklen Räumen hat die Kamera allerdings sichtlich Probleme, die Position der Spieler-Augen zuverlässig zu vermessen – dann stellen sich hin und wieder die von den Vorgänger-Modellen bekannten Verwisch-Effekte ein, wenn der Kopf des Spielers die zuletzt registrierte Idealposition verlässt. 

Doch auch abseits der intelligenten und obendrein deutlich schärferen 3D-Darstellung hat die Handheld-Neuauflage einiges zu bieten: So macht der New 3DS endlich das klobige Schiebepad-Pro-Zubehör überflüssig – denn für die Regelung der Kameraperspektive in Titeln wie „Monster Hunter“ oder „Resident Evil Revelations“ bietet er von Haus eine Art kleinen Analog-Knubbel. Der wurde rechts über die Buttons gequetscht und ist damit zwar weder so groß noch so präzise wie das linke Schiebe-Pad, aber für die Regulierung der Kamera ist das kleine Kontroll-Tool optimal. Obendrein gestaltet sich der rasche Wechsel zwischen Kamera-Knubbel bzw. Buttons angenehm flott und griffig. 


Die XL-Version der Handheld-Neuauflage ist zwar wieder merklich größer als die normale Fassung, hat dafür aber weder SNES-farbige Buttons noch austauschbare Blenden. Die abgebildete "Majora's Mask"-Edition ist jetzt schon eine Rarität.



Ebenfalls handlicher ausgefallen ist die Neu-Anordnung von Start- bzw. Select-Buttons: Die haben ihren ungünstigen Platz unter dem Touchscreen verlassen und sind endlich wieder dahin geflutscht, wo sie bereits beim DS zu finden waren – nämlich unten rechts, in gewohnt rundlicher Form. Den Power-Button hat man dagegen an die Vorderseite der Konsole verbannt – ziemlich direkt neben das ebenfalls verschobene Aufbewahrungs-Fach für den Touch-Pen und das Cartridge-Fach, das auch auf die Vorderseite gewandert ist. Das ist zwar verdammt ungewohnt, aber nicht unbedingt unpraktisch.

Apropos 'Cartridge': Anstatt der bisher üblichen SD- bzw. Mini-SD-Karten will der neue 3DS jetzt die von Smartphones und Tabletes bekannten Mikro-SD-Karten. Wer das Profil und die Spiele von seinem bisherigen 3DS per Datentransfer-Option auf den neuen übertragen will, der sollte sich möglichst vorher eine ausreichend große Karte besorgen, mitgeliefert werden nämlich nur vier GB. Weil das Auswechseln des Speichermediums außerdem das Abschrauben der unteren Geräte-Blende (Achtung: mikrofeiner Kreuzschlitz-Schraubenzieher benötigt) erfordert, macht die Anschaffung eines 64GB-Modells Sinn. Fliegender Karten-Wechsel ist hier schlicht unmöglich. Wer die 30 bis 40 Euro für ein großes Medium investiert, hat allerdings seine Ruhe – das reicht aus, um alles zu speichern, was auf der kleinen Konsole bis heute Rang und Namen hat. 


Deutlich leichter als die Abnahme der verschraubten Unterseite fällt der Wechsel der oberen Blende aus, die mit einem simplem Klick-Mechanismus einrastet. Sinn und Zweck ist übrigens eine Verschönerung des Handhelds: Nintendo will bald verschiedenfarbige bzw. unterschiedlich bedruckte Blenden anbieten – damit wird der neue 3DS zur individuell gestalteten Spielwiese im "Zelda"- oder "Mario"-Look. Ein Trick übrigens, der nur mit dem 'normalen' New 3DS funktioniert, denn die XL-Edition kommt ohne abnehmbare Blende. Außerdem verzichtet sie auf die bunten Buttons im Super-Nintendo-Look, die dem kleineren New 3DS einen stylishen Retro-Charme verleihen, der vermutlich bald mit den passenden Blenden abgerundet werden darf. 



Die Standard-Ausführung der perfektionierten Pocket-Konsole ist wahlweise weiß oder matt schwarz, die Enfärbung der Buttons entspricht denen auf dem Super-NES-Controller. Handheld-Tuner freuen sich über abnehmbare Blenden, die sich gegen bald erhältliche Varianten austauschen lassen.



Auch technisch ist die Handheld-Neuauflage ihrem Vorgänger überlegen: Der schneller getaktete Prozessor soll die Grafik-Performance des Mobilisten spürbar steigern – ein Punkt, von dem man sich allerdings erst dann überzeugen kann, wenn die ersten exklusiven New-3Ds-Titel anrollen. Darunter vor allem ein neues "Xenosaga"-Rollenspiel, das noch diesen Sommer auch in deutschen Geräte-Slots landen soll. 

Außerdem verfügt der neue 3DS anders als der alte über einen NFC-Chip (NFC für "Near Field Communication"), wie er in der WiiU zu finden ist. Damit ist er aktuell der einzige Handheld, der mit Nintendos erfolgreichen amiibo-Figuren kommunizieren kann – denn das ensprechende NFC-Zubehör für den normalen 3DS ist noch immer nicht erhältlich.

Lohnt sich also die Anschaffung? Klares Doppel-Ja: Wer bisher noch keinen 3DS besitzt, der sollte sowieso schleunigst zugreifen. Doch auch wer bereits 3DS bzw. 3DS XL sein Eigen nennt, lässt sich gerne überzeugen: Bereits die Kombi aus verbesserter Chassis und Griffigkeit, gesteigerter Performance sowie zweitem Kontroll-Knubbel macht den Kauf lohnenswert – doch gerade die fast perfekt ausgerichtete Auto-Stereoskopie ist es, die den New 3DS zum Pflicht-Neukauf avancieren lässt. Eine Hosentashen-Held wie er sein sollte.