Erst denken, dann schießen: "Rise & Shine" beim Baller-TÜV

 

Knallbunte Comic-Grafik, jede Menge Anspielungen aufs Videospiel-Universum und horizontale Action-Schlachten wie zu seligen 16-Bit-Zeiten: Die PC- und Xbox-Ballerei "Rise & Shine" stimuliert Retro-Gene und weckt archaische Action-Instinkte.

 



 

Waffenstarrende Mega-Mutanten, riesige Panzer, "Q*Bert"-Statuen, "Pac-Man"-Geisterchen als Erste-Hilfe-Schwadron und "legendäre Helden" im "Zelda"-Kostüm: Das Szenario "Game-Earth" aus "Rise & Shine" ist ein Schmelztigel der Videospielwelten. Auch spielerisch hat das spanische Entwickler-Studio seine horizontale Ballerei komplett auf Retro gebürstet. Zitiert werden seitwärts scrollende Klassiker wie "Metal Slug", "Contra" oder "Mega Man". Der besondere Dreh dabei: Eine sprechende Knarre mit fernsteuerbaren Projektilen. Das Resultat: Ein Jump'n'Shoot wie in alten Zeiten - mit taktischer Note. Die Macher vom "Super Awesome Hyper Dimensional Mega Team" bezeichnen ihr Konzept als "Think and Gun" - Denken und Schießen.

Um seinen Planeten vor den obligatorischen Alien-Invasoren zu retten, nimmt Action-Kid Rise die Waffe des "legendären Helden" entgegen. Die ist allerdings kein "Meisterschwert" wie das des "Zelda"-Spitzohrs - stattdessen landet die nörgelnde Super-Knarre "Shine" im Waffen-Holster. Neben einem finster dreinblickenden Cartoon-Gesicht bringt der schwatzhafte Schießprügel jede Menge nützliche Fähigkeiten mit, die den bleihaltigen Shooter-Alltag entscheidend erleichtern: Abgesehen von kurzen Salven verschießt die heldenhafte Knarre nämlich gezielte Projektile, die der Spieler - mal schneller, mal langsamer - mit dem rechten Controller-Stick durch die Level-Pampa manövrieren darf. Vorausgesetzt allerdings, es befindet sich eine Computer-kontrollierte Kamera in der Nähe - sonst bekommt das steuerbare Projektil kein Netz mehr und entzieht sich jeder weiteren Spieler-Kontrolle. Im normalen Gefecht taugen die Drohnen-Geschosse zwar wenig, aber für die Betätigung weit entfernter Mechanismen oder die gezielte Schwachstellen-Bearbeitung bei Bildschirm-füllenden Boss-Gegnern sind sie Pixel-Gold wert.

 



 

Ob normale Salven oder ferngesteuerte Geschosse abgefeuert werden, bestimmt der Spieler mit dem linken Schulter-Button - der rechte wiederum entscheidet darüber, welche Art von Patrone ihren Weg durch den Lauf sucht - wie zum Beispiel ein normales Modell oder ein Energie-Geschoss zur Überladung von Robotern und anderen High-Tech-Apparaturen.

Die Schuss-Gimmicks verpassen "Rise & Shine" tatsächlich die gewünschte Sorte Abwechslung und setzen im Genre Retro-affiner Bildschirm-Schlachten interessante Akzente. Auch visuell gibt sich die mediterrane Kawumm-Orgie nicht schüchtern: Riesenhafte Boss-Brocken, brennende Ruinen-Städte und herrlich bunte, detailreich gezeichnete HD-Grafiken machen das Comic-Spektakel zum echten Hingucker. Schade: Manchmal ist der Bildschirm derart mit Details gespickt, dass sich Gameplay-Elemente und pure Grafik-Staffage kaum voneinander unterscheiden lassen. Erschwerend hinzu kommen Probleme bei Balance und Spielfluss: "Rise & Shine" bemüht sich derart verkrampft um Anspruch, dass es darüber vergisst, seine Gameplay-Elemente gebührend einzuführen. Trotzdem: Wen bei so viel geballter 2D-Pracht die urtümliche Baller-Lust packt, der kommt mit dem Gespann aus Kind und Kanone auf seine Kosten.