Der Dämonen-Jäger des Shoguns: Nioh

 

Monster-Häscher im alten Japan: Koei Tecmo und Team Ninja intepretieren die bekannte Geschichte des britischen Samurai William Adams als Fantasy-Gemetzel im "Dark Souls"-Stil - sehr frei nach Akira Kurosawa und James Clavell.

 


 

Um 1600 herum wird der britische Navigator William Adams an die japanische Küste gespült: Anfangs fremdelt der Engländer noch mit seiner neuen Heimat, doch bald avanciert er zum ersten westlichen Samurai und persönlichen Berater des mächtigen Shoguns Tokugawa. Adams Leben war das Vorbild für James Clavells historisch inspirierten Erfolgs-Roman "Shogun", Meister-Regisseur Akira Kurosawa ("Die Sieben Samurai") war es ein unvollendetes Film-Skript wert. Das wiederum diente Koei Tecmo und den Action-Spezialisten von Team Ninja als Inspirationsquelle für "Nioh": Das ist über zehn Jahre nach seiner ersten Ankündigung endlich fertig - allerdings wurde aus dem mutmaßlichen PS3-Starttitel inzwischen ein PS4-exklusives, beinahrtes Ninja- und Samurai-Geschlitze mit "Dark Souls"-Schlagseite.

Auch im Spiel wird Seebär William an die japanische Küste gespült, um sich zunächst zaghaft mit den Kampfkünsten der Samurai vertraut zu machen und schließlich Missionen für Shogun Tokugawa zu erledigen. Damit haben sich die Parallelen zur historischen Figur William Adams aber auch schon erschöpft: Team Ninjas blonder Samurai kämpft sich nicht nur durch Horden von einheimischen Banditen – vor allem auf miefende Untote und Dämone-Gesocks hat es der Krieger abgesehen. Dabei ist der Kampf gegen die infernalischen Bewohner des Inselreichs auf knallharte Herausforderung gebürstet – das Erbe der "Dark Souls"-Reihe ist allgegenwärtig.

 

Fällt Held William zum Beispiel dem Ansturm seiner Säbel-rasselnden Feinde zum Opfer, hinterlässt er all seine gesammelten Habseligkeiten am Ort seines Ablebens. Mit dabei: Die von toten Feinden gewonnene Ki-Energie – harte Spiel-Währung, die gegen neue Charakter-Stufen und verbesserte Fähigkeiten getauscht wird. Will der Schwertschwinger die mühsam erkämpfte Beute zurückerobern, muss er sich nach seinem Wiedereintritt am zuletzt besuchten Schrein sputen - sonst verflüchtigen sich die Besitztümer.



 

Besser also, William macht sich so schnell wie möglich mit dem komplexen Kampfsystem vertraut: So muss der wackere Kämpfer den Einsatz von drei verschiedenen Grundhaltungen trainieren, das richtige Ausweichen meistern, den Umgang mit Fernkampfwaffen wie Bogen oder Zunderbüchse erlernen und obendrein den Umgang mit "lebendigen Waffen" verinnerlichen - Spezial-Attacken, bei denen die herkömmliche Waffe mit einem mächtigen Geistwesen gekoppelt wird.

Wer all das perfektioniert und den richtigen Rhythmus zwischen Ausdauer-Vebrauch sowie -Regeneration findet, der überlebt vielleicht lange genug. Doch trotz des happigen Schwierigkeitsgrades gilt: "Nioh" ist um einiges verzeihlicher als das große Vorbild – versierte "Dark Souls"-Spieler finden sich sich schnell zurecht.

Leider bleibt Team Ninjas Dämone-Hatz auch visuell und Präsentations-seitig hinter dem großen Vorbild zurück: Die PS3-Herkunft sieht man "Nioh" deutlich an - sogar die PS4-Pro-Fassung mit einem Extra-Modus für verbesserte Grafik leidet unter groben Texturen und detailarmen Schlauch-Levels. Obendrein erweist sich die Kamera gerade in engen Räumen als extrem behäbig und widerspenstig - hier verschaffen hoffentlich baldige Updates Abhilfe. Ausgehungerte Fans der "Dark Souls" – und "Bloodborne"-Gangart freuen sich über neues Futter, alle anderen spielen vorher unbedingt probe.