Schlagkräftige Pixel-Truppe: Ninja Saviors


 

Sie wurden einer pixeligen Kosmetik-Kur unterzogen, hauen jetzt noch fester drauf und wurden außerdem umgetauft: Aus den "Ninja Warriors" werden die "Ninja Saviors" – und die machen so viel Lust auf Pixel-Handkante wir kaum eine andere Bildschirm-Keilerei der letzten Jahre.

 

KRITIK • PS4, Switch • Pixel-Grafik ist nicht nur wieder salonfähig – sie ist Kult und hat sich längst als eigenständige, digitale Darstellungs-Disziplin etabliert. Das beweist nicht nur unser PIXELBUCH, mit dem wir der Generation Super Nintendo ein gedrucktes Denkmal gesetzt haben, sondern auch mittlerweile zahllose Indie-Games, die nicht etwa deshalb pixeln, weil sie es aufgrund limitierter technischer Ressourcen müssen, sondern weil es WOLLEN. Dem gegenüber steht eine Vielzahl verschiedener Retro-Neuauflagen, die uns die Gelegenheit geben, die Pixel-Utopien vergangener Games- oder Gamer-Generationen immer wieder zu erleben: Sei es nun in Form einer liebevoll restaurierten Neuauflage wie beim von M2 portierten "Phantasy Star" (Switch), einer kompletten Retro-Kollektion (wie bei Konamis "Anniversary Collections" der Fall) oder einer miniaturisierten Gedenk-Konsole mit vorinstallierten Spiele-Klassikern (siehe hierzu auch unseren Beitrag zum Mega Drive Mini).

 


Ungewöhnliches Format: So wurde auf dem "Ninja Warriors"-Automaten von 1987 geprügelt.
Ungewöhnliches Format: So wurde auf dem "Ninja Warriors"-Automaten von 1987 geprügelt.

 

Für Taitos Prügelspiel-Oldie "Ninja Warriors" wiederum schlägt ININ Games einen Weg dazwischen ein. Zur Erinnerung: Taitos Automat zog 1987 die Blicke von Kampfspiel-Enthusiasten auf sich, weil der Hersteller ein ungewöhnliches "Ultra-Widescreen"-Format verwendete, für das man die Bilder von drei im Automatengehäuse untergebrachten Mattscheiben nebeneinander anordnete – entsprechend monströs mutete die Maschine an. Sieben Jahre später war dann das Super Nintendo dran: "The Ninja Warriors" für den 16-Bitter war mehr Fortsetzung als Remake, verabschiedete sich Hardware-gemäß vom Drei-Bildschirm-Konzept und stellte der Cyborg-Heldin des Erstlings zwei Roboter-Kollegen zur Seite – einen maskierten, Morgenstern-Nunchucks schwingenden Hünen und eine funkelnde Androiden-Monstrosität mit Heuschrecken-artigen Sichelarmen.

 



 

Genau diesem "Ninja Warriors" spendiert ININ mit den "Ninja SAVIORS" nun eine Art Remake – und das nicht etwa in Billig-3D, sonderm mit wunderschön neu gepixelten Grafiken. Die sind zwar merklich detallierter, plastischer animiert und obendrein höher aufgelöst als die Original-SNES-Optik von 1994, fangen Geist, Aufbau und Stil des Originals aber so akkurat ein, dass man schnell dem Irrtum aufsitzt, hier tatsächlich einen auf Breitbild angepassten Port des Konsolen-Klassikers zu sehen. Vorausgesetzt natürlich, man hat das Vorbild nicht gerade erst gespielt oder ein Pixel-genaues Screenshot-Gedächtnis.

 

Auch spielerisch reproduziert man das Original vorbildgetreu und ergänzt es um einige frische Manöver-Kniffe sowie zwei neue (freispielbare Figuren) – einen riesigen Mecha-Ninja und ein Prinzesslein im Jogging-Anzug, das seine Widersacher mit einem peitschenden Teleskop-Arm vom Bildschirm fegt. Ebenfalls willkommen ist der neue Zweispieler-Modus – ein Feature, das dem SNES-Spiel leider fehlte. Ansonsten atmen die "Ninja Saviors" anno 2019 den Geist der Warriors von 1994: Je nachdem, mit welchem der drei Cyborg-Helden man sich in die effektgeladene Bildschirm-Klopperei stürzt, fällt die Handkanten- und Uppercut-Fabrik entweder ziemlich simpel oder aber extrem knackig aus – mit Heuschrecken-Heini Kamaitachi als Einsteiger-Haudrauf und Ninja-Girl Kunoichi als Herausforderung für geübte Serien-Fans. Natürlich kann es sein, dass Eure individuelle Erfahrung davon abweicht.

 

Während wir mit unserem Cyber-Klopper durch von links nach rechts scrollende Lagerhallen, eine unterirdische Bösewichts-Basis oder Säulengänge wetzen und den Backpfeifen-Betrieb mit Tritten, Hieben oder handverlesenen Spezialmanövern in Gang bringen, lädt uns das Level-Interieur immer wieder dazu ein, es als Waffe zu entfremden: Wir schleudern unseren Widersachern Kisten, Fässer, Bomben und sogar ganze Gabelstabler entgegen – alternativ dürfen wir uns auch einen der gesichtslosen Handkanten-Legionäre schnappen, um ihn seinen eigenen Kung-Fu-Komplizen um die Ohren zu hauen.

 

Das alles geht so leicht von der Hand, ist so wunderbar detailreich gepixelt und so dynamisch ins Szene gesetzt, dass Retro-, aber auch Brawler-Fans im Allgemeinen um den Kauf kaum herum kommen: Für 20 Euro sind die "Ninja Saviors" im jeweiligen Online-Store zu haben, für einen Zehner mehr gibt es die kampfstarke Truppe auch in der Box. Wer einen klassischen gepolten Horizontal-Prügler sucht, der weder mit Ideen noch Effekten geizt und obendrein mit besonders gut gelaunten Chiptunes kommt, ist bei dieser Hau-drauf-Orgie genau richtig.

 

Note: 8.0 (GUT)

 

 


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend