Kritik: Max – Curse of the Brotherhood


 

Zwei Jahre nach seinem Wii-Jump‘n‘Run „Max and the magic Marker“ verpasst das dänische Entwickler-Studio "Press Play" dem Titel eine Neu-Interpretation – und zwar Xbox-One-exklusiv: Wieder steuert man einerseits den rothaarigen und vor allem springfidelen Dreikäsehoch Max, während man andererseits einen übergroßen Zauberstift schwingt. Mit dem lassen sich für den kleinen Hupfhelden Kletter-Hilfen auf die Mattscheibe zaubern, Hindernisse aus dem Weg räumen, Knobel-Einlagen lösen oder alternative Spielrouten erschließen. Doch wo "Max and the magic Marker" für Kinder und das Motion-Control-Konzept der Nintendo-Konsole entwickelt wurde, da ist "Max: The Curse of the Brotherhood" ein waschechtes Fantasy-Jump'n'Run – und statt der Wii-typischen Fuchtel-Steuerung übernimmt nimmt diesmal das Joypad die Kontrolle des Markers. Sobald man die rechte Schulteraste gedrückt hält, reagiert nicht mehr Max, sondern der Marker auf die Pad-Eingabe: Dessen Tinte ist die magische Essenz einer guten Hexe – darum hat das zauberhafte Kunst-Utensil Einfluss auf die Elemente. Wo immer in der angenehm schummrig beleuchteten Märchenlandschaft eine entsprechende Markierung leuchtet, lassen sich mit beherztem Marker-Schwung Felszinnen aus dem Boden ziehen und Gewächse wie Äste oder Lianen zum Sprießen bringen und Wasserstraßen erschaffen. Während bei den Felszinnen nur die Höhe variiert wird, folgen Gewächse und Wasser den Bewegungen des Stifts: Weil sich die unterschiedlichen Elemente außerdem miteinander verbinden, trennen sowie zerstören lassen und auf die Schwerkraft reagieren, kann man auf diese Weise Kletterhilfen und Werkzeuge fabrizieren.

 

 

Beispiel: Max soll eine Grube voller tödlicher Dornen überqueren. Auf der anderen Seite lässt sich an Ast zeichnen – doch für Max ist er unerreichbar. Die Lösung: Statt einen geraden Ast anzufertigen, lässt man ihn in Kreisform wachsen und trennt ihn dann mit der Löschfunktion des Markers von seiner Wurzel. Aufgrund seiner Kreisform kullert er dann über den leicht abschüssigen Boden in die Grube, wo Max mit seiner Hilfe das Hindernis überqueren kann.

 

Die Motivation hinter dem cleveren Hupf- und Knobel-Exkurs klingt übriges verdammt nach "Giana Sisters": Wie in dem deutschen Vorzeige-Hüpfspiel will der Held sein Geschwisterlein (in diesem Fall eben ein jüngerer Bruder) aus einer Zauberwelt befreien, nachdem er ihn kurz zuvor dort hin gewünscht hat. Doch anders als die "Gianas" richtet sich Max nicht an Jump'n'Run-Vollprofis mit stahlharten Nerven – stattdessen liegt der Fokus auf den Rätseln und physischen Spielereien. Die sind zwar nicht immer ganz präzise und erfordern neben Hirnschmalz auch einige Geduld sowie Experimentierfreude, doch so richtig frustrierend wird die fantastische Befreiungsaktion nie. Wer früher gerne seitwärts scrollende Action-Adventures wie "Heart of Darkness" gespielt hat oder ungewöhnliche Hüpf-Abenteuer schätzt, der ist bei dem hübsch illustrierten "Curse of the Brotherhood" goldrichtig. Erfreulich außerdem, dass Press Play und Microsoft uns überflüssiges Kinect-Gewurschtel erspart haben: Die Marker-Steuerung per Joypad lässt ebenso wenig Wünsche offen wie die des springenden, kriechenden und kletternden Protagonisten. (8 von 10 / "gut")

 


Press Play & Microsoft • ab sofort für Xbox One • ca. 15 Euro • ab 16 Jahren • für Fortgeschrittene und Profis • ab 6 Jahren


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut

10 = legendär