Embracer-Exitus abgewehrt?

Das Quasi-Remake des Horror-Adventure-Klassikers "Alone in the Dark" gehört zum jüngsten Spiele-Output der schwedischen Embracer-Gruppe.
Das Quasi-Remake des Horror-Adventure-Klassikers "Alone in the Dark" gehört zum jüngsten Spiele-Output der schwedischen Embracer-Gruppe.

NEWS • "EEEEEEEEMBRACER MUSS FRESSSSSSSEN!!!!": Früher hat die schwedische Embracer-Gruppe alles verschlungen, was nicht bei 3 auf den Bäumen war – Studios, Publisher und Marken (Formulierung passend zum oben abgebildeten Bosskampf aus "Alone in the Dark" gewählt). Doch das war einmal: Seit dem Scheitern einer geplanten Mega-Fusion Anfang 2023 durchläuft das ehemalige Aufkauf-Monster ein schmerzhaftes Restrukturierungs-Programm. Will heißen: Studios wurde geschlossen oder verkauft und rund 1.400 Arbeitsplätze gestrichen. Zuletzt hat man sogar einst wichtige Zukäufe wie Saber Int. und Gearbox Software aus der Konzern-Struktur … äh … enfernt. Saber hat sich mithilfe einer offenbar eigens für diesen Zweck gegründeten Investment-Firma selber freigekauft, "Borderlands"-Macher Gearbox wiederum wurde von seinem einstigen Publishing-Partner Take 2 übernommen.

 

Grund der rabiaten Aktionen: Durch den Absturz des Aktionkurses nach dem geplatzten Milliarden-Deal (laut div. Medien-Berichte angeblich mit der saudischen Savvy Games Group) geriet das für sein rasantes Wachstum bekannte Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Immerhin hatte man zwar in Rekordgeschwindigkeit prominente Marken wie "Tomb Raider", "Der Herr der Ringe", "Deus Ex" oder "Metro 2033" eingekauft (bzw. die für deren Entwicklung verantwortlichen Studios) – doch ob man wirklich fähig wäre, diese Werte in verkaufsstarke Produkte zu verwandeln, das ist noch immer fraglich. Denn der bisherige Games-Output des Publishers rangiert eher im oberen Mittel- als im Top-Feld der Spiele-Landschaft.

 

Trotzdem scheint Embracer-Chef Lars Wingefors aktuell wieder einigermaßen optimistisch zu sein, was die Zukunft von Europas zweitgrößtem Spiele-Publisher angeht: Immerhin hat die Umstrukturierung des Unternehmens dafür gesorgt, dass die abgestürzte Aktie zuletzt wieder 80 Prozent zulegte. Kein Vergleich zu den Mondwerten, mit denen das Papier vor dem Beinahe-Crash gehandelt wurde – aber immerhin. Oder anders ausgedrückt: Die verbliebenen Strukturen sind jetzt auf ein finanzierbares Level zusammengeschrumpft. Wer aktuell noch für eine Embracer-Firma arbeitet (wie hierzulande bei Plaion, ehemals Koch Media bzw. Deep Silver), der muss sich jetzt viell. nicht mehr ganz so dringend nach einem neuen Job umsehen.

 

Wirklich ausgestanden ist die angespannte Lage natürlich noch lange nicht: Eine erste Zwischenbilanz der Sanierungs-Maßnahmen wird für den 23. Mai erwartet. Unklar ist außerdem, wie es z.B. mit dem in massive Schieflage geratenen Essener Traditions-Entwickler Piranha Bytes weitergeht: Nachdem bekannt wurde, dass die beiden Studio-Köpfe Björn und Jennifer Pankratz das Studio hinter den Rollenspiel-Reihen "Gothic", "Risen" sowie "Elex"bereits verlassen haben, driftet der Entwickler offenbar durch den Limbus. Denn Publisher THQ Nordic (ebenfalls Embracer) sucht scheinbar nach einem neuen Investor für ein sich bei den Piranhas bereits in Entwicklung bzw. Pre-Production befindliches Projekt. Und an dem sollen immerhin staatlicher Fördermittel in Höhe von 3,2 Mio. Euro hängen.