Bloodborne

Der Tod ist nur der Anfang: "Dark Souls"-Macher From Software beschwört wieder die gemeinsten Dämonen des Spieldesigns herauf. Sein PS4-exklusives "Bloodborne" ist beinharte Profikost, fulminant inszeniertes Grusical und der bisher beste Grund, sich die neue Sony-Konsole zu kaufen. Vorausgesetzt, man hat Nerven aus Stahl. 


PS4

von From Software und Sony

ab 16 ahren

für Profis


im Handel

ca. 70 Euro

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Struppige Werwölfe, riesenhafte Zottelwesen, mutierte Stadtbewohner und allerlei anderes, meist reichlich untotes Gesocks: Die Stadt Yharnam wird von den Lebenden Toten regiert – und unser Jäger lässt die monströse Population buchstäblich zur Ader, um das Lebenselixier anschließend in Gegenstände bzw. Upgrades zu verwandeln.



 

Bevor man laufen darf, muss man krabbeln lernen. Und bevor der Spieler in "Bloodborne" verinnerlichen darf, wie das eigentliche Spiel funktioniert… muss er erstmal lernen, wie man stirbt. Denn der sprichwörtliche Sprung über die Klinge ist im finsteren Adventure von Japano-Entwickler 'From Software' allgegenwärtig: Der Erfinder der beinharten "Dark Souls"-Reihe wird seinem Ruf gerecht und beschert seinen Fans ein Abenteuer, das es in sich hat. 

 

So ist erste Begegnung mit dem frisch aus einem Todes-ähnlichen Schlaf erwachten 'Jäger' die mit einem hungrigen Werwolf – und das, bevor er auch nur einen Schritt über die erste Türschwelle des Spiels wagen darf. Ohne Ahnung, Waffe oder Atemfrisch muss er dem zotteligen Biest und seinem fauligen Verwesungsgestank entgegentreten – und die Konfrontation mit der untoten Kreatur verläuft, wie sie verlaufen muss: Der Jäger fällt den messerscharfen Klauen der Bestie zum Opfer. 

Um nur wenige Augenblicke später in einer gruseligen Zwischenwelt von den Toten aufzuerstehen. Zum allerersten von unzähligen Malen. 

Hier findet der Charakter zwischen Kirchen-Bibliothek und Friedhof endlich die lebenswichtigen Spieltipps und ersten Waffen: Ein wuchtiges, Sägezahn-bewehrtes Hackebeil lässt sich auf Button-Druck ausklappen, um die Reichweite des Monster-Häschers zu vergrößern – eine archaische Zunderbüchse wiederum wird mit seltenen Silberpatronen gefüttert.

Noch wichtiger: Im Austausch für übernatürliche Lebens-Essenz, die der Jäger seinen Gegnern aus dem Leib drischt, gibt's bessere Ausrüstung, regenerative Blut-Snacks oder eine Kompetenz-Aufrüstung.

 

 

Und die ist auch bitter nötig – denn bei jeder Rückkehr in die Albdruck-artige Grusel-Welt der spätviktorianischen Metropole Yharnam sitzt uns der Tod buchstäblich im Nacken. In Gestalt von monströs mutierten Bauern, axtschwingenden Monster-Henkern, wurmzerfressenen Zombie-Kötern und untoten, räudigen Riesen-Raben. Alles und jeder trachtet dem Jäger nach dem bisschen Leben, das er dank seiner Blutphiolen noch im Leib hat. Will ihn zerreißen, zerfleischen, zerhacken oder schlicht unter die verfluchte Erde bringen. Wenn der mit Dolchen, Sicheln und Mistgabeln bewaffnete Mob aus dem schummrig beleuchteten Nebel und in den Schlamm der pestverseuchten Straßen tritt, dann streckt der Gevatter bereits gierig seine Knochenfinger nach uns aus. Denn zwei, drei Treffer können ausreichen, um den Antihelden mit Schlapphut ins Jenseits und damit geradewegs zurück in die Zwielichtwelt – 'Den Traum des Jägers' – zu befördern. Aller bis dahin so mühsam erkämpfter Fortschritt ist futsch – darum ist jeder Schritt durch die "Bloodborne"-Welt ein Wagnis. Und eine folgeschwere Entscheidung: Wagt sich der Held weiter durchs brandgefährliche Terrain und geht damit das Risiko ein, alles zu verlieren – oder kehrt er freiwillig in seinen sicheren Hafen zurück, um seine Eroberungen dort in Gegenstände bzw. Charakter-Verbesserungen zu investieren? Der Haken dabei: Kehrt er danach in die Stadt zurück, stehen alle zuvor gefällten Feinde wieder Spalier – und der Toten-Tanz geht von vorne los. 

 



Anders als bisher setzt Entwickler From bei "Bloodborne" auf rasante Ausfallschritte, blitzschnelle Hiebe und flinke Ausweichmanöver – die aus seinen "Dark Souls"-Spielen bekannte Kombination aus schwerfälligen, wuchtigen Hieben und Schildabwehr gehört damit vorerst der Vergangenheit an. Trotzdem gibt man den Fans wieder genau das, was sie erwarten – nämlich eine ebenso bedrohliche wie bedrückende Spielwelt, in der jeder Schritt der letzte sein kann, jede Aktion eine unwiderrufliche Konsequenz zur Folge hat und sich vor allem solche Spieler wiederfinden, die eine echte Herausforderung suchen. Für die Fleiß, Frust und Auswendiglernen ebenso zu einem gelungenen Abenteuer gehören wie die minutiöse Sichtung des 'Game Over'-Bildschirms. 

Und weil From hier mit Unterstützung von Sonys Technik-versiertem 'Japan Studio' zugange war, bietet "Bloodborne" auch audiovisuell ein imposantes Erlebnis: Der Ausflug nach Yharnam ist effektgeladen, hochaufgelöst, stilsicher und bietet die (im besten Sinne) grauenvollsten Gegner, die ein PS4-Spiel bisher zu bieten hat. Der perfekte Tummeplatz für Digital-Masochisten also. 



9.5

sehr gut

Grafik: sehr gut

Sound: sehr gut

Steuerung: sehr gut

Spielspaß: sehr gut