Kritik: Yaiba – Ninja Gaiden Z


 

Tecmos bockschwere Ninja-Schnetzelei "Ninja Gaiden" gehörte noch nie zu den ausgesprochenen Lieblingen der internationalen Videospielkritik – doch für "Yaiba: Ninja Gaiden Z" kriegt der Hersteller diesmal so richtig auf die Mütze: Von allen, die mit der Serie sowieso nichts anfangen können, wird es schnöde ignoriert – und die Fans wiederum rebellieren, weil der virtuelle Ninja-Clan brutal mit seiner Tradition bricht. Denn statt Techmos japanischem "Team Ninja" war diesmal vor allem das US-Studio "Spark Unlimited" am Drücker – beratend zur Seite stand außerdem Keiji Infanue ("Dead Rising"), der damit den nach "Ninja Gaiden 2" ausgeschiedenen Tomonobu Itagaki als Projekt-Leithammel ersetzt. Das nächste Sakrileg: Statt des üblichen Serien-Protagonisten Ryu Hayabusa schwingt diesmal der schlecht gelaunte Cyborg-Ninja Yaiba das Katana – und die Projekt-Regie von Zombie-Fetischist Infaune wiederum sorgt dafür, dass unter Yaibas Ansturm vor allem Untoten-Schädel über das Pixel-Parkett kullern.

 

Kurzum: "Yaiba" ist kein echtes "Ninja Gaiden" – aber ein gutes Prügelspiel ist es trotzdem. Obwohl sich die US-Entwickler der Kampfspiel-Materie mit weit weniger Finesse annähern als ihre japanischen Kollegen, steckt Yaibas grobschlächtige Metzel-Orgie so voller energiegeladener Hauruck-Action und urkomischer Zombiefilm-Anspielungen, dass man es einfach gern haben MUSS. Wer zum ersten Mal einen Untoten dabei beobachtet, wie er unter einem Kanal-Abflussrohr eine Fäkal-Dusche genießt oder unbeholfen gestikulierend am Steuer einer Dampfwalze Platz nimmt, um auf Yaibas Geheiß eine Wand niederzuwalzen, der hat dabei einen Heidenspaß. Und letzterer erinnert sogar inszenatorisch an amerikanische Comic-Kunst: Das mit fetten Konturen und geschickt gewählten Schattierungen daherkommende "Yaiba" gehört zu den stilvolleren Vertretern der in den letzten Jahren etwas überstrapazierten Cel-Shading-Ästhetik, obendrein glänzt es durch herrlich ekelhafte bis schrullige Animationen – gerade Trash-Movie-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.

 

 

Doch auch Prügelspiel-seitig hat der Ninja mit dem Cyberarm einiges auf dem Kasten: Während Yaiba auf seiner blutigen Suche nach Hayabusa (um zu beweisen, wer der begabtere Metzger ist) ganze Hundertschaften aus zombiefizierten Mutanten tranchiert, sammelt er eifrig Erfahrungspunkte, die nach einem Stufenaufstieg für noch tödlichere (und ulkigere) Vernichtungs-Manöver eingetauscht werden. Hayabusas Gegenspieler dabei effekt- und prachtvolle Bewegungs-Kombinationen zu entlocken, das ist gerade im Vergleich zu den japanischen "Ninja Gaidens" ungewohnt simpel: Drei unterschiedliche Angriffs-Buttons lassen sich ebenso simpel wie schnell miteinander verketten – und am Ende winkt die kurzzeitige Verwandlung in einen cybertronischen Amok-Ninja, dem selbst die dickste Zombie-Keule nichts anhaben kann.

 

"Yaiba: Ninja Gaiden Z" mag eine Abkehr von der traditionellen Serien-Logik sein – doch wer den ersten Schock überwunden hat und sich ernsthaft auf den Kurswechsel einlässt, der entdeckt dahinter ein launiges Action-Paket, das in manchen Disziplinen sogar besser ist als seine Vorgänge. Dazu zählt nicht zuletzt die ungewohnt hohe Zugänglichkeit des Titels, der unter "Leicht" diesmal auch wirklich LEICHT geraten ist. Also: Hirn deaktivieren, die Erwartungen anpassen, das Schwert zücken – und ordentlich los massakrieren! Die Tatsache, dass dabei hektoliterweise Blut gegen die Mattscheibe klatscht, ist übrigens selbst für zart besaitete Gemüter recht gut zu verkraften: Comic-Stil und Humor sorgen dafür, dass man das Scharmützel keine Sekunde ernst nimmt. Wer hier noch moralische Bedenken hat, muss schon eine echte Trantüte sein. (7.5 von 10 / "gut")

 


Spark Unlimited & Tecmo • ab sofort für Xbox 360 und PS4 • ca. 60 Euro •  für Fortgeschrittene und Profis • ab 18 Jahren


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut

10 = legendär