NEWS • Früher war LEGO vor allem eins: Spielzeug, das die Kreativität des Nachwuchses beflügeln sollte – mit der Möglichkeit, eigene Spielwelten zu erschaffen. Im Gegensatz zu vorgefertigten Action-Figuren-Armeen aus prominten Medien-Universen wie "Star Wars" oder "Masters of the Universe". Dass es inzwischen beide Marken als Klemmbau-Variante gibt, bestätigt die Überlegenheit des Konzepts. Zumindest theoretisch: Denn obwohl es Skywalker, Han, Leia & Co. ebenso als Klotzköpfe nebst passenden Vehikeln gibt wie He Mans Castle Grayskull und Skeletors Snake Mountain als kolossale Klemmbau-Kulisse, sind sie dadurch nicht unbedingt kreativer geworden. Stattdessen haben sie einen guten Teil ihrer auf vorgefertigten Modellen basierenden Produkt-Politik in den Klemmbau-Kosmos der Dänen (und konkurrierender Hersteller) importiert.
Inzwischen geht es bei LEGO & Co. nämlich nicht mehr in erster Instanz ums Spielen, sondern darum, alte(r)n(den) Fans Kindheits- und Jugend-Erinnerungen zu verkaufen. Und das meistens für sehr viel Geld. Da wird zuerst – streng nach Anleitung – der Rasende Falke aus "Star Wars" nachgebaut, Ecto-1 aus "Ghostbusters" verklemmt, der DeLorean aus "Zurück in die Zukunft" zusammengesetzt, Jump'n'Run-Klempner Mario auf Klotzkopf-Gumbas losgelassen und jüngst sogar ein "Dungeons & Dragons"-Verlies samt Rotem Drachen und Glubschaugen-Betrachter Noppe für Noppe fertig gesteckt. Um anschließend in der Vitrine zu landen und vermutlich nie wieder angefasst zu werden. Denn LEGO – das ist der Modellbau-Kult von Generation X und Y. Ein Konzept, das der ursprünglichen Intention der Marke eigentlich krass zuwiderläuft, aber für die Dänen offenbar prächtig funktioniert, denn auf diese Weise wird man sogar Klemmbau-Modelle für 600 und mehr Euro los. Das ist dann ein bisschen wie mit Kosmetika: Um sich für ein paar Stunden oder Tage jünger fühlen zu dürfen, greift man aucgh gerne mal etwas tiefer in den Sparstrumpf.
Wie weit die Preis-Leistungs-Toleranz der Verjüngungs- und Vergnügungs-süchtigen Kundschaft dabei geht – das will LEGO offenbar alle paar Modelle neu austesten. Jüngst mit dem "D&D"-Set, bei dem die Dänen für 3.745 Teile stolze 360 Euro aurgerufen und obendrein das nach Fan-Vorlage entstandene Set-Design deutlich verschlimmbessert haben. Aus der gleichen LEGO-Serie ("Ideas") wird der nächste Klemmbaustein-Zuwachs kommen, den sich viele Gamer in die Vitrine stellen dürften – vermutlich direkt neben ihren LEGO-Bowser oder ihr Steinchen-NES. Denn wie diese Klemmbau-Devotionalien ist der "Great Deku-Tree" nicht nur ein Produkt der Ideas-Reihe, sondern vor allem der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Nintendo. Das erste "Legend of Zelda"-Set der Dänen kommt mit mehreren verschiedenen Figuren-Ausführungen von Link und Prinzessin Zelda – passend zur jeweiligen Baum-Variante, denn tatsächlich dürfen wir Väterchen Pflanze so bauen, dass er entweder aussieht wie sein Games-Gegenstück aus dem N64-Klassiker "Ocarina of Time" oder dem Switch-Abenteuer "Breath of the Wild". Früher waren derartige Zweit-Modelle bei LEGO normal – inzwischen ist es ein Feature geworden. Aber weiter mit dem Set: Abgesehen von allerlei passendem Zubehör wie Baumwesen und einer kritisch dreinblickenden Skulltulla-Spinne bietet der Noppen-Bonsai einen Knopf, mit dem Bewegung in die holzige Mimik kommt. Eine Idee, die man wohl aus dem ursprünglichen (undelektrisch betriebenen) Fan-Entwurf übernommen hat.
Klingt super? Dann haltet Euch fest: LEGO hat den Spaß mithilfe von vergleichsweise mickrigen 2.500 Steinen umgesetzt – das Set ist also weder besonders groß noch detailreich. Zum Nice-Price gibt's das "Zelda"-Vergnügen trotzdem nicht: Satte 300 Euro will der Spiezeughersteller für den am 1. September erscheinenden Deku-Baum haben – genug Geld für eine Menge "Zelda"-Abenteuer auf Konsole also.