Kritik: The Road not taken


 

Robert Frosts "The Road not taken" gehört zu den bekanntesten Werken der US-Dichtung, und jetzt macht Entwickler Spryfox ein Puzzle-Adventure für den PS4- bzw. Steam-Download draus. Oder zumindest so ähnlich, denn tatsächlich geht es nicht um die Original-Geschichte, sondern vielmehr um ihre Botschaft. Will heißen: Um folgeschwere Entscheidungen. Und das geht so: Ein in eine Kutte gehüllter, Druiden-artiger Waldhüter soll für die schusseligen Bewohner eines possierlichen Comic-Dörfleins die Kastanien aus dem Freuer holen, wann immer sich deren Sprösslinge im nahen Hölzlein verfranzen: Dafür bewegt sich das freundliche Männlein mit seiner blau leuchtenden Fackel Zug um Zug über Schachbrett-artig organisierte Lichtungen voller Bäume, Felsen, Geister, Wölfe, Schrate und anderer Waldbewohner. Ziel der Aktion: Entweder mehrere vorgegebene Objekte so herumschubsen oder werfen, dass sie sich berühren und dadurch einen Zugang zur nächsten Lichtung freigeben. Oder eines der am Boden kauernden Kinder aufsammeln und so schubsen bzw. schmeißen, dass es den nächsten im Wald wartenden Elternteil berührt.

 

Weil der kleine Waldhüter aber kostbare Energie seiner blauen Lebensfackel verliert, wann immer er sich um ein Feld bewegt und dabei etwas trägt, versucht er die meisten Objekte vor allem durcn Werfen zu bewegen: Jeder Gegenstand bleibt dort an dem Kutten-Männlein kleben, wo es ihn zum Zeitpunkt des 'Aufgelesen-Werdens' berührt hat. Links von ihm, rechts von ihm, an seiner Front, an seinem Podex. Wirft er das Objekt von sich, dann fliegt es so lange in einer geraden Bahn, bis es auf ein Hindernis trifft. Auf diese Weise kombinieren die Entwickler die Lichtungen zu komplexen Puzzle-Terrains mit "Tetris"-artiger Komponente. Ein bisschen "Minecraft" und "Don't Starve" packt man auch noch in den ungewöhnlichen Puzzlespiel-Boardgame-Adventure-Cocktail: Bringt der Druide drei Geister in eine Reihe, dann entsteht aus ihnen ein Hackebeil. Das wiederum produziert beim Schleudern gegen einen Baum einen Holzscheit. Und Holzscheite werden wie üblich gebraucht, um Feuer zu entzünden.

 

Noch kuscheliger als am prasselnden Lagerfeuer ist's allerdings in der nahe gelegenen Ortschaft: Hier darf der Hüter in seinem ganz persönlichen Eigenheim ausruhen, Bekanntschaften schließen und mit den im Wald gesammelten Objekten die freundschaftlichen Bande verstärken. Ja, ein bisschen Sozialisierungs-Sim ist nämlich auch mit drin.

Und genau hier liegt das Problem von "The Road not Taken": Das mit wunderbar stilvollen Comic-Grafiken umgesetzte Szenario birgt zwar viel Spaß-Potential, doch anstatt sich ganz und gar auf seinen Knobel-Part zu konzentrieren, kann sich "The Road not Taken" nicht entscheiden, welche Design-Straße es nun wirklich einschlagen will. Der Titel des Spiels wird gewissermaßen Programm. So ist jeder Genre-Einfluss für sich zu unausgereift und ihre Kombination zu konfus, um dauerhaft motivieren zu können. Schade.

 

(6.5 von 10 / "befriedigend")

 


Spryfox • ab sofort für PC, PS4 • ca. zwölf Euro • für Fortgeschrittene und Profis


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut

10 = legendär