Resident Evil HD Remaster

Der Uropa des modernen Horror-Spiels traut sich noch mal aus der Gruft: Capcom verpasst dem 2002'er "Resident Evil"-Remake für Nintendos Gamecube einen erneuten Facelift und bringt ihn auf HD- bzw. Next-Gen-Systeme. Besitzer von PS4, PS3, Xbox One, Xbox 360 und PC freuen sich auf das Wiedersehen mit einem alten Bekannten, den die Jahre allerdings erheblich Spuk-Kraft und Zähne gekostet haben. 

PS4, PS3, Xbox One (getestet), Xbox 360, PC

von Capcom

ein Spieler

für Fortgeschrittene und Profis


im Handel

ca. 20 Euro



Zu den goßen Schwächen des Genre-Großvaters gehört heute das hakelige Ausrichten der Waffe, außerdem stiften die dauernden Kamerawechsel ordentlich Verwirrung.



Als Capcom und Gruselmeister Shinji Mikami 1996 "Resident Evil" bringen, da ist das Horror-Adventure für viele Spieler der längst überfällige Anreiz, sich endlich eine PlayStation zu kaufen. Bis dahin kannte man gruselige Abenteuer nämlich vor allem aus vergleichsweise braven Adventure-Genres. Lediglich Infogrames' "Alone in the Dark" intensivierte das Erlebnis bereits vier Jahre zuvor durch 3D-Gegner sowie filmische Kamera-Blickwinkel und gilt nicht umsonst als der wichtigste Ideengeber für "Resident Evil". 


Fast 20 Jahre später wirkt der Playstation-Klassiker eher steif und rudimentär als revolutionär – doch Fans bekommen noch immer feuchte Augen, wenn sie an den ersten Anti-Zombie-Shootout der beiden "S.T.A.R.S."-Agenten Jill Valentine und Chris Redfield denken. Die kommen hier zum ersten Mal mit den Machenschaften des skrupellosen Pharma-Riesen 'Umbrella' in Berührung, denn der brütet im Keller der spukigen 'Spencer Villa' zombifizierte Ekel-Mutanten aus. 

Das Beinahe-Jubiläum des Klassikers begeht Capcom mit der Neuauflage einer Neuauflage: Bereits 2002 brachte der Hersteller eine grafisch aufgepeppte Version des Horror-Opas für Nintendos Gamecube – und genau die veredelt man jetzt mit zeitgemäßen Effekten und Texturen, um sie fit zu machen für die Generation HD. Die nach wie vor statisch vorgerenderten Hintergrundgrafiken wirken trotz geschickter Hochskalierung einen Tick zu grob für moderne TV-Sets, Helden und Monster dagegen haben eine Generalüberholung erfahren, die sie in fast schon zeitgemäße Grusel-Zeitgenossen verwandelt. Trotzdem ist das Quasi-Remake Geschmacksache: Der eine sieht hier einen vielgeliebten und respektvoll recycelten Klassiker aus seiner Jugend, für den anderen ist's nur ein archaisches Ungetüm, das jetzt wie ein Zombie dem Grab entsteigt – ganz schön angegammelt, aber einfach nicht totzukriegen. 

Ein Zombie, bei dem es nach heutigen Design-Maßstäben überall heftig bröckelt:  Von der holprigen Erzählung über die konfuse Steuerung bis hin zur plumpen Menü-Verwaltung und der steifen Objekt-Interaktion steckt "Resident Evil" voller gravierender Fehler. Von der einst dämonischen Kraft des Oldies ist wenig übrig. 


Chris im Zombie-Nahkampf: Capcom hat auch hier die Steuerung des Klassikers originalgetreu übernommen. Bei den Nachfolgern hat das schon deutlich besser funktioniert.

Mangelnder Durchblick beim Zielen und Bewegen gehört bei "Resident Evil" zum Spielkonzept – hier wurde aus technischer Limitation früher eine Design-Tugend gemacht.  



Dass die Neuauflage trotzdem funktioniert, ist dem unverändert brillanten Wechselspiel aus Ressourcen-Knappheit und Überlebenskampf geschuldet, das man hier in einen meisterhaft ausgetüftelten Irrgarten voller heimtückischer Fallen und Rätsel bettet. In einer Zeit, in der auf "Knochenhart" gebürstete Spiele wie "Dark Souls" oder "Lords of the Fallen" wieder Hochkonjunktur haben, ist einer der gemeinsten Anti-Überlebenskünstler des Konsolen-Mittelalters auf alle Fälle wieder einen Blick wert. Und sei es nur, um die Genre-Wurzeln und Einflüsse hinter "The Evil Within" besser zu verstehen, hinter dem ebenfalls Genre-Erfinder Mikami steckt. Dass die neue Fassung der altehrwürdigen Geisterbahn außerdem mit wunderbar spukig abgemischtem 5.1-Sound kommt, freut da umso mehr. 



8.0

gut

Grafik: befriedigend

Sound: gut

Steuerung: befriedigend

Spielspaß: gut