Life is Strange

Mystery-Adventure in Episoden-Form: Dontnods „Life ist Strange“-Heldin Maxine kämpft sich auf PS4, PS3, Xbox One, Xbox 30 und PC durch Schul-Alltag, Teenager-Probleme und eine mystisch angehauchte Kriminal-Geschichte. Läuft etwas schief, dann spult sie kurzerhand die Zeit zurück. 

PS4, PS3, Xbox One (getestet), Xbox 360, PC

von Dontnod und Square Enix

ein Spieler

für Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis


im Handel (DL only)

ca. 5 Euro



Habt Ihr Euch bei einem Telltale-Game schon immer mal gewünscht, eine Entscheidung rückgängig machen zu können? "Life is Strange" ist um diese Idee herum konstruiert.




Maxine Caulfield ist zarte 18 Jahre jung und passionierte Fotografin: Während ihre Klassen-Kameraden Schnappschüsse und Selfies zeitgemäß mit den Handy einfangen, da zückt Maxine ihre vorsintflutliche Palaroid-Kamera. Auch sonst wirkt die Protagonisten des Pariser Spiele-Studios Dontnod Entertainemnt („Remember me“) entrückt, zart besaitet und irgendwie rundum speziell: Mit Kontakten tut sich die typische Außenseiterin schwer, im Unterricht sitzt sie bedröpselt alleine an ihrem Tisch und weiß weder, wie sie sich in die Gruppe noch den Lehrstoff richtig einbringen soll. 

Da kommt ihr die Entdeckung einer übernatürlichen Fähigkeit gerade recht: Kraft seiner Gedanken und mit einer simplen Handbewegung kann das Teenage-Highschool-Girl die Zeit zurück und danach wieder vorspulen – eine Begabung, die perfekt dafür geeignet ist, um verbockte Situationen, vermasselte Gespräche oder auch mal das Fehlverhalten in brandgefährlichen Situationen zu korrigieren. Zum Beispiel dann, wenn sich im Mädchen-Klo ein Rowdie mit gezückter Waffe breit macht, um schließlich wild um sich zu ballern. Dann spult Maxine solange die Zeit zurück, bis sie einen Hammer findet und mit ihm das Glas vor dem Alarm-Knopf einschlägt, um den schießwütigen Brutalo zu vertreiben. 


Heldin Max versucht ihren am Boden liegenden Freund Warren vor dem Schul-Rowdie zu beschützen. Diese Szene ist die direkt Konsequenz aus einer zuvor getroffenen Entscheidung.



Mit dem im Highschool- und Mystery-Genre angesiedelten „Life ist Strange“ wollen Dontnod und Publisher Square Enix an Konzept und Erfolg der episodischen Erzähl-Abenteuer von Telltale Games anknüpfen: Wie die Adventure der Amerikaner soll auch Maxines Geschichte in mehreren Folgen (fünf Stück) erscheinen, von denen jede einzelne in zwei bis vier Stunden lösbar ist. Anders als bei Telltale-Titeln wie „Walking Dead“ oder „Game of Thrones“ genießt Highschool-Heldin Maxine allerdings eine gesunde Bewegungsfreiheit, darf Klassenzimmer, Schul-Korridore und andere Schauplätze vergleichsweise frei erkunden. Schade allerdings, dass die auch hier im Fokus stehenden Dialoge so starr sind: Einmal angefangene Gespräche laufen meist automatisch ab, Entscheidungs-Situationen innerhalb der Plaudereien, wie man sie von Telltale gewöhnt ist, gibt es kaum. Auch der Zeitdreher wirkt aktuell eher wie ein Gimmick als ein echter Spieldesign-Unterbau: Zwar verspricht Dontnod, dass sich die auf diese Weise getroffenen Entscheidungen in späteren Episoden maßgeblich auf den Story-Verlauf auswirken – doch das lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht prüfen. 



 

Inszenatorisch bewegt sich „Life is Strange“ dabei auf einem dezent höheren Niveau wie die Abenteuer des US-Vorbilds: Mimik bzw. Animation der Heldin sind angenehm natürlich und geschmeidig, mit der visuellen Detailstufe von Großproduktionen kann Maxines Abenteuer allerdings nicht konkurrieren. Wer eine sympathisch erzählte Geschichte mit erfrischendem Mystery-Element sucht, der behält „Life is Strange“ vorerst im Auge, kann aber getrost die Veröffentlichung weiterer Episoden abwarten. Erst dann ist wirklich klar, ob Erzählung und Konzept auch aufgehen. 

 

Die Tagebuch-artige und gefühlvolle Präsentation des Abenteuers transportiert das Highschool-Ambiente angenehm fantasievoll, ist allerdings stellenweise fast schon zu rosarot und verkitscht geraten. Klarer Fall: "Life is Strange" ist eher "Charmed" als "Buffy" und damit vor allem für weibliche Genre-Fans geeignet – oder für solche Herren, die sich dafür entscheiden, die Aufmachung nicht als 'mädchenhaft' sondern 'niedlich' zu empfinden. Denn immerhin birgt Dontnods Titel eine interessante Design-Prämisse, die es wert ist, doch noch reinzuschnuppern: Telltales Abenteuer haben in uns den Wunsch geweckt, einmal getroffene Enscheidungen sofort rückgängig machen zu können, um die Auswirkungen des anderen Pfads zu beschnuppern – und genau diesen Wunsch erfüllt uns "Life is Strange". Es ist ein digitales Rollenspielbuch, bei dem wir immer die Finger zwischen den Seiten haben, um jederzeit zurückblättern zu können.

 

(Robert Bannert für teleschau und elektrospieler)


7.0

gut

Grafik: gut

Sound: gut

Steuerung: gut

Spielspaß: gut



Mit dem furios inszenierten "Remember me" hat Entwickler Dontnod 2008 seinen Einstand gefeiert. Der brisante Crossover aus Prügel-Handkante und Action-Adventure ist zwar auf Dauer reichlich repetitiv, doch die gelungen erzählte und visuell hochkarätig präsentierte Geschichte eines futurstischen Kontroll-Staats hat es in sich.



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