Grim Fandango Remastered

Der Tod kommt auf Stelzen und verkauft Luxus-Reisen: Die aberwitzigen Point'n'Click-Abenteuer von Adventure-Schnitter Manny Calavera werden endlich neu aufgelegt. Tim Schafer und seine Double-Fine-Crew bringen den Lucas-Arts-Klassiker "Grim Fandango" jetzt als überarbeiteten Download für PC, PS4 und PS Vita. 

PS4 (getestet), PS Vita, PC

von Double Fine

ein Spieler

für Fortgeschrittene und Profis


im Handel (DL only)

ca. 15 Euro



Manny Calavera ist Schnitter wider Willen: Um für seine Taten im Diesseits zu büßen, muss er im Jenseits den just Verstorbenen Luxus-Reisen in die Glückseligkeit andrehen.




Als das Original-"Grim Fandango" 1998 nerscheint, ist die Freude der meisten Adventure-Fans eher verhalten. Die Point'n'Click-Abenteuer des inzwischen verblichenen Publishers Lucas Arts waren bis dahin für ihre fein gezeichneten VGA-Pixelgrafiken und ihre fortschrittliche Maus-Steuerung berühmt – doch mit "Grim Fandango" setzten Tim Schafer und sein Team auf zwei neue Trends. Erstens wichen die Comic-artigen 2D-Kulissen einer Kombination aus vorgerenderter und in Echtzeit erstellter 3D-Grafik. Zweitens trat an die Stelle des klassischen Point'n'Click-Interfaces eine damals ziemlich klobig geratene Gamepad-Steuerung. Kurzum: Viele Fans waren stocksauer – selbst der fein pointierte Humor des Abenteuers versöhnte die wenigsten. Erst während der folgenden Jahre – mit zunehmender Etablierung von 3D-Grafik und Pad-Kontrollen – entwickelte sich um das Adventure eine Art Kult. 


Ein Kult, der Folgen hat: Lucas Arts ist zwar längst Geschichte, doch Tim Schafer ist noch immer aktiv – und zwar mit seiner Spiele-Schmiede 'Double Fine'. Die hat sich längst auf obskure bis witzige Adventures wie "Broken Age" spezialisiert und profitiert dabei maßgeblich vom einstigen Lucas-Arts-Gefolge des Star-Entwicklers. Kein Wunder also, dass man jetzt eine restaurierte Neuauflage von Schafers Lieblingskind präsentiert: "Grim Fandango Remastered" präsentiert den Klassiker in zwar nicht rundum erneuerter, aber immerhin aufpolierter Optik. Die Hintergrundgrafiken wurden halbwegs geschickt hochgerechnet, die Figuren deutlich feiner gezeichnet und mit einem modernen Lichtmodell den Beleuchtungsverhältnissen angepasst. Wer den Unterschied zwischen Original und Remastering bewundern will, der darft jederzeit per Tasten-Druck zwischen beiden Versionen wechseln – oder aber auch einen entsprechenden Audio-Kommentar der Entwickler zuschalten. 



"Grim Fandango" ist nicht schön, aber immerhin schönER als das Original. Auf Tastendruck lässt sich jederzeit zwischen beiden Versionen wechseln: Am deutlichsten wird der Unterschied an den Figuren selber. Die sind jetzt höher aufgelöst und kommen mit einem an die Umgebung angepassten Lichtmodell.

 

PC-Spieler freuen sich vor allem über das neue, Lucas-Arts-typische Maus-Interface, das je nach analysiertem Objekt ein Kontext-sensitives Menü einblendet. Joypad-Spieler steuern typische Aktionen wie 'Ansehen', 'Benutzen', 'Anquatschen' oder das Aufrufen des Inventars dagegen mit den Buttons – das ist ein bisschen weniger komfortabel, funktioniert aber ebenfalls ordentlich.

Die Geschichte vom knochigen Sensenmann Manuel Calavera alias 'Manny' ist dabei so witzig wie eh und je: Der arbeitet in der Vorhölle für eine Art Todes-Agentur und soll den 'Klienten', die er im Diesseits abholt, möglichst teure Luxuspakete verscheuern. Z.B. ein Erste-Klasse-Ticket im Glückseligkeits-Express für die Überführung in den Himmel. Dauert nur vier Minuten statt der sonst üblichen vier Jahre. Weil Mannys Chef ihm aber immer nur wenig lukrative Kunden zuschustert, ist Totenfratze Calavera nicht gerade der erfolgreichste Verkäufer. 

 

Die schrullige Mixtur aus dantischem Inferno, mexikanischem Totenkult, Film Noir und Screwball-Comedy zündet heute wie damals, ist aber gerade visuell nicht jedermanns Sache. Vor allem an der expressionistisch gestalteten Welt der Lebenden scheiden sich die Geister – und schließlich hätte das Make-Over des Adventure-Opas gerne intensiver ausfallen dürfen. Mit derart groben Modellen und klotzigen, teils verpixelten Settings verkauft man heute nur noch an Liebhaber des Originals. Wer den Titel nicht damals schon schätzte, der wird vermutlch auch mit der Neuauflage wenig anfangen können. 

 

(Robert Bannert für elektrospieler und Teleschau) 


7.5

gut

Grafik: ausreichend

Sound: gut

Steuerung: gut

Spielspaß: gut



Mit Titeln wie "Monkey Island" hat Lucas Arts die moderne Point'n'Click-Kultur begründet – würdig weitergeführt wird sie von der deutschen Adventure-Schmiede Daedalic. Die haben mit der genialen "Deponia"-Trilogie, dem verträumten "Whispered World" und ihren "Das Schwarze Auge"-Abenteuern eigene Klassiker geschaffen – jetzt reinschauen! 



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