Ori and the blind forest

Xbox One, Xbox 360, PC

von Moon Studios / Microsoft

für Profis


im Handel

ca. 15 Euro


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Die Bär-ähnliche Kreatur, die bereits auf den ersten Screenshots zu sehen war, ist Oris Ziehmutter – eine freundliche Waldbewohnerin, die wir zwar für einige Minuten spielen dürfen, die dann aber prompt dran glauben muss. Nach dem Tod ihrer Adoptivmutter schleicht die kleine Ori gramgebeugt durch den Wald, bis sie schließlich selber kläglich verendet.




Im Herzen des mystischen Waldlands 'Nibel' steht der 'Geisterbaum': Der wacht wie eine freundliche Gottheit über das Wohl und Glück von allem, was da auf seinem Humus kreucht und fleucht – außerdem hält das magische Gewächs die Kräfte der Elemente in der Balance. Bis sich eines Tages sein vorwitziges Kind 'Ori' von ihm trennt: Als sich das kleine, leuchtende Blatt vom Wind forttragen lässt und im Gestrüpp landet, da verwandelt es sich ein ein herziges Albino-Tierchen. Nachdem Ori von einer freundlichen Waldbewohnerin an Kindes statt großgezogen wird, hört sie den Ruf des Geisterbaums: Der Wald liegt im Sterben, denn ohne Oris Licht versinken der magische Hain und seine Kinder allmählich in Finsternis. Als auch die kleine Ori und ihre Beschützerin sterben, da aktiviert der Geisterbaum seine letzten Kräfte, um sein Kind wieder zum Leben zu erwecken. Das tritt nun eine Reise durch die von Monster belagerte Dunkelheit an, um seinen im Sterben liegenden Schöpfer zu retten… 



Aus diesem in Studio-Ghibli-Machart erzählten Märchen macht eine unter "Moon Studios" firmierende Entwickler-Gemeinschaft ein Jump'n'Run-Abenteuer, das vor allem durch seine wunderschöne Präsentation punktet: Wenn sich flauschige Gewächse im Wind wiegen, unzählige Partikel durch die Luft flirren und die niedliche Ori durch ein in kunterbuntes Licht getauchtes Zauberreich tollt, dann ist selbst der steifste Gefühls-Legastheniker zu Tränen gerührt. Doch was als eine Art interaktiver Trickfilm voller Emotion und punktgenau inszenierter Dramatik beginnt, das entwickelt sich nach der ersten halben Stunde leider zu einem spielerisch eher gewöhnlichen Horizontal-Scroller von der Hupf-Stange: Orilein bekommt ein magisches Irrlicht zur Seite gestellt, mit dem sie aggressive Gewächse, vielbeiniges Monster-Getier und grunzende Blobs zerlegt – die übrig gebliebenen, orangefarbenen Energiekugeln werden dem Erfahrungspunkte-Haushalt einverleibt und in neue Fähigkeiten verwandelt. Grüne Energiesphären wiederum dienen der Regeneration von Oris Lebensenergie, blaue Kugeln verleihen ihr magische Kräfte. Hiermit zündet das possierliche Licht-Tierchen nicht nur ein wirkungsvolles Flammen-Inferno – außerdem erschafft es mit ihrer Hilfe seine eigenen Rücksetzpunkte: Hier wird das Abenteuer gespeichert und verwaltet die kleine Ori ihren machtvollen Fertigkeiten-Baum. 


Nach den ersten, vergleichsweise zahmem Minuten im eigentlichen Abenteuer sieht sich die Heldin einer Herausforderung gegenüber, die an der Substanz zehrt: Immer wieder muss Ori knallharte Sprung- und Geschicklichkeitstests überstehen und bereits bekannte Wege erneut zurücklegen, um mit Hilfe neu gewonnener Talente oder Objekte zuvor verschlossene Level-Regionen zu öffnen. 



 

Leider nutzt sich die Faszination über die ungewöhnliche Erzähl- und Inszenierungs-Art des Abenteuers nach einigen Stunden massiv ab – der anfangs durch audiovisuellen Zuckerguss gehaltene Bann löst sich auf. Trotzdem: Wer die vielen Frust-Momente und die sich bereits nach wenigen Stunden einstellende Ernüchterung verschmerzen kann, der bekommt mit "Ori and the Blind Forest" ein fast schon revolutionär schönes Hupf-Erlebnis. Gerade ausgesprochene Jump'n'Run-Profis mit Nerven aus Stahl kommen um einen Ausflug ins Waldreich Nibel nicht herum, da es zumindest inszenatorisch die Messlatte für springfidele Horizontal-Scroller ein gutes Stück höher legt.  


Robert Bannert für elektrospieler und teleschau

 


7.5

gut

Grafik: sehr gut

Sound: sehr gut

Steuerung: gut

Spielspaß: gut