Batman: Arkham Knight

Nicht so stark wie erhofft, aber noch immer schlagkräftig genug: In "Arkham Knight" legt sich Gothams Fledermaus auf PS4, Xbox One und PC mit ihrem bisher stärksten Gegner an. Endlich mit dabei: Das Batmobil!


PS4, Xbox One, PC

von Rocksteady und Warner

ab 16 Jahren

für Fortgeschrittene und Profis


im Handel

ca. 60 Euro

Durch Benutzung der amazon-Kauflinks unterstützt Du unser Web- bzw. Magazin-Projekt und machst elektrospieler ein Stückchen unabhängiger. Danke.



Rocksteadys Batmobil zitiert den Straßenkreuzer aus den frühen Burton-Batmans, zeigt aber auch Elemente des 'Tumblers' aus Nolans "Dark Knight"-Trilogie.

Auf Knopfdruck verwandelt sich der Bolide in eine super-wendigen Panzer, der mit schwerem Geschütz die 

Drohnen von Scarecrow und Arkham Knight von Asphalt bzw. Himmel pustet.



In Gotham ist mal wieder die Hölle los: Nach dem Tod des Jokers in "Arkham City" sind die anderen Erz-Böslinge der Stadt außer Rand und Band – Batman bekommt es alle paar Wochen mit der Groß-Offensive eines anderen Oberschurken zu tun. Two Face, Scarecorow, Pinguin & Co.: Alles, was in der Unterwelt der Metropole Rang und Namen hat, will nach dem Tod vom Fiesling-Platzhirsch das entstandene Macht-Vakuum füllen. Als auch noch der geheimnisvolle, titelgebende "Arkham Knight" auf der Bildfläche erscheint, gerät Gothams Dunkler Ritter in ernsthafte Bedrängnis: Der Gesundheitszustand von Bruce Wayne alias Batman ist massiv angeschlagen – darum kann sich die Fledermaus umso glücklicher schätzen, dass sie im Kampf gegen den "Arkham Knight" nicht nur auf ihre üblichen Gadgets zurückgreifen, sondern außerdem ins Batmobil huschen darf. Das ist wie der "Tumbler" aus Christopher Nolans "Batman"-Filmen ein regelrechter Panzer, der parkende Autos genauso mühelos schrottet wie Mauern. Im Gefecht verwandelt sich das schlachterprobte Vehikel in eine Art Geschützturm auf Rädern – eine tödliche Waffe, die sich obendrein fernsteuern lässt. Besonders elegant: Stürzt sich der Superheld mit wallendem Cape von einem Wolkenkratzer in die Tiefe, dann darf er direkt aus dem Gleitflug heraus ins geöffnete Verdeck des Batmobils purzeln und sofort Gas geben.

Kommt es in der Hauptstory oder einer der unzähligen Neben-Missionen wieder mal zur Keilerei, dann muss Gothams Rächer wie gehabt mit flotten Hieb- und Tritt -Kombinationen antworten: Entsprechende Symbole über den Köpfen der gegnerischen Prügelknaben zeigen an, wann sie reif für schmerzhafte Kopfnüsse oder elegante Konter-Manöver sind. Je gekonnter, geschmeidiger und unversehrter Batman seine Feinde ausschaltet, desto üppiger fällt die anschließende Erfahrungspunkt-Vergabe aus. Reichhaltige Belohnungen helfen dabei, Kampfstil, Gadget-Fundus und Panzerung des Helden umso schneller aufzumotzen.




Wer direkte Auseinandersetzungen eher scheut, der bemüht sich darum, seine Widersacher aus dem Schatten heraus zu erledigen – schnell und heimlich. Von unten durch ein geöffnetes Bodengitter, von oben oder hinterrücks. Dabei hilft der bereits aus den Vorgängern bekannte 'Detektiv-Modus', mit dem Bruce seine Kontrahenten sogar durch massive Mauern hindurch 'wittert'. Doch technische Gimmicks wie der berüchtigte 'Batarang', der Greifhaken oder das Explosionsgel sind auch abseits vom Kampf hilfreich – ebenso wie der neue Synthesizer, der Batman die Stimmen seiner Gegner imitierten lässt.

Obwohl das neue "Arkham"-Abenteuer der Fledermaus deutlich hübscher und ausgereifter daherkommt als die vorherigen Serien-Iterationen, so zeigen sich bei 'Bats' jüngster Tour de Force bereits die ersten massiven Schwächen im Konzept-Gebälk. Während die pompöse Inszenierung und die rasanten Action-Auftgebote im Batmobil-Cockpit noch mächtig Laune machen, so drückt die hoffnungslos überladene Steuerung mächtig auf die Spielspaß-Bremse: Bereits in den Vorgängern hatte der Flattermann unter einer zuweilen etwas sperrigen bis inkonsistenten Button-Belegung zu leiden – doch die Unzahl an neuen Gadgets und Manövern ist schlicht zu viel für ein einziges, unschuldiges Joypad. Ob bei Beschattungen, Schleichmanövern, Keilereien oder mitten im Sturzflug: Ständig werden irgendwelche Sonder-Belegungen eingeblendet – da dauert es nicht lang, bis dem dunklen Rächer das Nachtschwärmer-Hirn schwirrt und er die Manöver mit schöner Regelmäßigkeit durcheinander flattern lässt. Hier wäre weniger mehr gewesen – intuitiv geht anders. Wer sich nicht für Wochen dem harten Einstudieren der Steuerung verschreiben will, der regelt den Schwierigkeitsgrad vorsorglich runter, lässt notfalls alle Vorsicht fahren und verdrischt die bösen Buben einfach mit schlichtem Button-Gehämmere. Vor allem wer noch ein Leben abseits des Zocks hat und nicht jeden Abend Knöpfchen-Kombis auswendig lernen will oder kann, der sollte so verfahren – ansonsten wird er den „Arkham Knight“ spätestens dann frustriert fallen lassen, wenn er zum ersten Mal eine Woche aussetzen musste und dabei prompt die Hälfte der Manöver verlernt hat.


 

Mit der Steuerung des Panzer-ähnlichen Batmobils dagegen hatten wir so gar keine Schwierigkeiten: Wir haben das Manövrieren des wehrhaften Straßenkreuzers als ausgesprochen präzise und sensibel empfunden. Zugegeben: Gothams Straßen sind keine Rennstrecke, darum ist es unvermeidlich, dass hier einiges zu Bruch geht – doch das interessiert im Kriegszustand kaum jemanden, außerdem macht der Bat-Crashkurs mächtig Laune. Genervt haben uns lediglich die optionalen Puzzle-Parcours von Rätsel-Ekel Riddler: Die fordern dem Piloten zu schnell zu viel ab, ohne ihm die nötige Eingewöhnungszeit zu geben.

Kurzum: Inszenatorisch dreht Rocksteady bei „Arkham Knight“ noch mal tüchtig auf und liefert gerade bei der Gestaltung Gothams ein rundum Next-Gen-würdiges Aufgebot. Auch die mit Batmans Erkrankung einhergehenden Psycho-Spielchen und Halluzinationen sind atmosphärische Oberklasse. Trotzdem sollte man den dunklen Ritter nach diesem Teil entweder in den wohlverdienten Ruhestand schicken oder dem Spielkonzept einen Generalüberholung verpassen. Wenn die Antwort der Entwickler auf den Renovierungs- und Innovationsbedarf der Serie in nur noch mehr Gimmicks und sperrigen Button-Kombinationen besteht – dann sollte man es nach diesem Teil lieber gut sein lassen.


Immerhin: "Arkham Knight" ist der erste  Blockbuster-Titel für die neue Konsolen-Generation, der das Next-Gen-Potential von Epics "Unreal"-Technologie zeigt. Abgesehen von Rocksteadys Art-Direction (besser denn je) überzeugt der neue "Batman" vor allem durch sein unglaublich realistisches Beleuchtungsmodell, das Gothams verregnete Straßen und Häuser-Fassaden in das schönste Lichterspiel taucht, das wir bisher gesehen haben. Auf diese Weise machen die nächtlichen Spritztouren im Batmobil gleich doppelt so viel Spaß.

 


8.5

sehr gut

Grafik: sehr gut

Sound: sehr gut

Steuerung: gut

Spielspaß: sehr gut



Kommentar schreiben

Kommentare: 0