Statt Giganten, Körper-Tauschern oder Trap-Mastern gibt's diesmal heiße Öfen und schicke Flitzer: Nach dem vergleichsweise schwachen "Trap Team" sind die "Skylanders" in "Superchargers"
wieder voll auf der Wolkenhöhe und behaupten einmal mehr ihre Führungsposition im heiß umkämpfte "Toys to Life"-Markt.
In einer Welt der Apps und Digital-Käufe das Konzept des klassischen Spiele-Einzelhandels am Leben zu erhalten, das ist nicht ganz einfach. Wenn Spiele genauso durch die Telefonleitung wie
in die Einkaufstüte passen, warum dann den Platz verschwenden – oder überhaupt das Haus verlassen? Am besten einfach zu Hause mit dem Sessel verwachsen und selbst zum Einkaufen nur noch
Knöpfchen drücken.
Denkste: Seit 2011 apelliert "Call of Duty"- und "Destiny"-Hersteller Activision an den "Ich will sie alle!"-Trieb von kleinen wie großen Spiele-Fans, indem er das Sammler-Gimmick "Figur" mit dem
Medium Spiel paart. Der Name dieser ungewöhnlchen Liason: "Skylanders" – und ihr Herzstück ist ein USB-Zubehör, das die kleinen Plastikhelden direkt ins Spiel beamt. Die werden dann im
Gegenzug mit Daten gefüttert: Erfahrungspunkte, gesammelte Objekte und ähnliche Errungenschaften werden direkt im gechipten Sockel der Figur gespeichert. Mit dieser Maßnahme hat der Hersteller
die Ware zurück in die Geschäfte gebracht: Die Software passt theoretisch noch immer durch die Telefonleitung – aber das im Starter-Set erhältliche USB-Portal nicht. Ebensowenig wie die
Figuren. Die dominieren seit inzwischen vier Jahren die Warenauslagen und verwandeln die Multimedia- bzw. Software-Abteilungen von Ketten wie Saturn oder Müller in einen knallbunten
Spielzeug-Zirkuss.
Vier Episoden und 1,28 Millarden Dollar Gewinn später sind die knuffigen Wolkenländler noch immer barbarisch erfolgreich – doch inzwischen ist man mit dem "Toys to Life"-Konzept nicht mehr
allein auf dem Markt. Schon seit geraumer Zeit kratzen Disneys "Infinity"-Helden mit wachsender Beharrlichkeit an der Tür, auch Nintendo buhlt mit seinen amiibos längst um die kostbare
Verkaufsläche in den Märkten. Und in diesem Jahr ergänzt noch ein Spielzeug-Game das hart umkämpfte Feld: "LEGO Dimensions" von Warner und Traveller's Tales hat von allen am ehesten das Zeug
dazu, die "Skylanders" vom "Toys to Life"-Thron zu stoßen.
Darum strengt man sich bei Serien-Erfinder Toys for Bob und dessen Entwicklungspartner Vicarious Visions auch tüchtig an, dem "Skylanders"-Konzept jedes Jahr aufs Neue einen frischen "Twist" zu
geben – den entscheidenden Kick, der es von seinen Vorgängern und der Konkurrenz abhebt. Beim zweiten Teil waren es die bulligen "Giants", später die "Swap Force"-Figuren mit ihren
austauschbaren Ober- bzw. Unterkörpern. In Episode 4 ("Trap Masters") wiederum waren es die "Traptanium"-Kristalle, die in einen Schlitz an der Vorderseite des Portals verfrachtet werden, um im
Spiel besiegte Bosse zu speichern und in alternative Spielfiguren zu verwandeln.
Inzwischen steht die fünfte "Skylanders"-Episode in den Läden – und ihr Parade-Gimmick sind heiße Öfen. Diese "Supercharges" werden zusammen mit ihrem Fahrer auf dem Portal geparkt
– und dann wird ordentlich auf die Tube gedrückt. Insgesamt 18 Fahrzeuge stehen in der Garage der Skylands, und jedes davon will idealerweise von dem Piloten besetzt werden, der am besten zu
ihm passt. So nimmt z.B. der bereits aus den Vorgänger-Spielen bekannte Action-Fake 'Jet-Vac' am liebsten hinter den Kontrollen des 'Jet Stream'-Gleiters Platz, geht der bullige 'Dive-Clops' mit
dem Mini-U-Boot 'Dive Bomber' auf Tauchstation und drückt die Neu-Inkarnation von Haifischkopf 'Terrafin' im gepanzerten 'Shark Tank' das Gaspedal durch. Weil Fahrer und Töff-Töffs getrennt
voneinander verkauft werden, darf jeder Skylander jedes Vehikel steuern – doch den begehrten 'Supercharge'-Bonus gibt's nur, wenn die perfekte Piloten- und Fahrzeug-Paarung durch die Levels
donnert. So richtig PS-stark wird's, wenn Auto, Wasserfahrzeug oder Luft-Gefährt getuned werden: Die Garage der Skylander-Akademie tauscht gerne Hupen, Panzerung, Motor, Bordkanonen und andere
Fahrzeug-Elemente, sobald sie freigespielt wurden. Dann fällt das Geflitze über "Mario Kart"-artige Abenteuer-Rundkurse und durch weitläufige Action-Arenen gleich leichter – zumal wie bei
den Skylanders selber alle Detail-Veränderungen im Spielzeug-Pendant des Fahrzeugs gespeichert werden. Immerhin sind die Vehikel mehr als nur fixe Fortebewegungs-Mittel: Viele optionale Missionen
können nur gelöst werden, wenn außer dem im Starter-Set enthaltenen Flitzer mindestens ein Luftgefährt und Wasser- bzw. Unterwasser-Vehikel im Helden-Hangar stehen.
Kaum zu glauben, dass sich die Piloten bei so viel Fahrspaß auch mal vom Lenkrad lösen: Die Zeit, die ein Charakter hinter dem Steuer bzw. ohne sein Vehikel verbringt – die halten sich
ungefähr die Waage.
Außerhalb der Pilotenkanzel wird in gewohner Serien-Manier gelatscht, geprügelt, geballert, gehupft und natürlich das kindgerechte Trading-Card-Game "Himmelssteine" zelebriert. Letzteres fällt
diesmal übrigens umso leichter, je mehr Bösewichter der Spieler im Vorgänger "Trap Team" in den Traptanium-Kristallen festgesetzt hat: Auch das neue Portal hält einen Schlitz für deren
Aufbewahrung bereit – nur, dass gefangene Fieslinge diesmal nicht Tag-Team-artig im Spiel eingewewechselt werden dürfen. Stattdessen werden sie bei Aktivierung in die jeweils passende
Himmelsstein-Karte verwandelt.
Damit haben Vicarious Visions und Toys for Bob ihr figurines Konzept nicht nur konsequent weiterentwickelt – obendrein beweist man einmal mehr Respekt vor dem eigenen Serien-Erbe, weil der
Spieler für die Vorgänger erworbene Spielzeuge wiederholt verwenden darf. Einzige Einschränkung: Ein Vehikel superchargen – das können die alten Skylanders nicht. Aber sogar, wer beim
Brettern, Rasen, Ballern und Figuren-Einwechseln vor allem auf seine alte Recken zurückgreift, der bekommt mit "Superchargers" das bisher beste "Skylanders": Nachdem die Serie mit "Trap Team" ein
bisschen geschwächelt hat, behauptet man sich jetzt wieder souverän als Erfinder und Platzhirsch des "Toys to Life"-Segments: Hier ist das Spielkonzept derart organisch und geschickt um die
Spielzeuge herum konstruiert, dass weder "Infinity" noch das neue "LEGO Dimensions" gleichziehen können. Die ebenso exzessive wie aggressive Ingame-Nutzung der kleinen Plastik-Helden kommt den
Spieler zwar teuer zu stehen – aber zumindest ist sein Geld hier auch gut angelegt, denn jede Anschaffung erfüllt im Spiel ihren Zweck. Anstatt nur rumzustehen und zu verstauben. Außerdem
turnen die 18 Helden und ihre 18 Vehikel – wie bereits in "Trap Team" – wieder durch eine gleichberechtigte Mobile-Umsetzung für iOS & Co.
Ebenfalls positiv: Weil das neue "Skylanders" ausnahmsweise auch mit dem Portal des Vorgänger-Spiels funktioniert, ist der Spiele-Client ausnahmsweise digital erhältlich. Zum allerersten Mal. Das
Spiel kommt diesmal also auch durch die Leitung – aber die Skylanders, die gibt's wie gehabt nur im 'Echt-Handel'. Wer also vermutet hat, Actvisions Spielzeug-Zwerge würde ihre
Führungsspitze angesichts der wachsenden Konkurrenz bald abgeben, der hat sich getäuscht.
9.0
sehr gut
Grafik: sehr gut
Sound: gut
Steuerung: sehr gut
Spielspaß: sehr gut
PS4, PS3 Xbox One, Xbox 360, WiiU, Wii
von Vicarious Visions und Activision
ab 6 Jahren
für Fortgeschrittene und Profis
für ein bis zwei Spieler (lokal)
im Handel
ca. 60 Euro
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