LEGO Dimensions

Haben die "Skylanders" ausgelacht? "LEGO Dimensions" von Warner und Traveller's Tales will mit vielen bekannten Marken, LEGO-Bauspaß und einem revolutionären Portal-Konzept den "Toys to Life"-Sektor im Sturm erobern. Leider schaffen es die Entwickler nicht, ihr innovatives Konzept ordentlich zu vermitteln.

 

 

"Zurück in die Zukunft", "Doctor Who", "Portal 2", "Scooby Doo", "Der Herr der Ringe", "The Wizard of Oz", "Simpsons", "Jurassic World", "Midway Arcade", "DC Universe", "LEGO Movie", "Ninjago", "Chima": Um im hart umkämpften "Toys to Life"-Segment mitzumischen und etablierten Platzhirschen wie Activisions "Skylanders" Paroli zu bieten, fahren Warner und Spielzeug-Partner LEGO einen kunterbunten Markenzirkus auf. Insgesamt 13 verspielzeugte Themenwelten werden auf diese Weise zu einem Gipfeltreffen der Klotzkopf-Universen geladen, dessen Herzstück das im Starter-Set enthaltene Portal darstellt. Dieses glänzende und in allen Regenbogenfarben bunt schillernde USB-Zubehör beamt die separat erhätlichen Spielzeugkameraden direkt ins Game. Schade: Auf die "Star Wars"-Recken um Skywalker & Co. muss der Baustein-Fan leider verzichten. Die gehören inzwischen zum Micky-Maus-Imperium und spielen deshalb nur im Disney-eigenen "Infinity 3.0" auf.

Reichlich zu sammeln gibt's trotzdem: Fun-Packs, Team-Packs und Level-Packs enthalten Figuren, Fahrzeuge und Accessoires aus den unterschiedlichen Themenwelten – und für jedes Paket mit digitalisierbaren Spielzeugen werden 15 bis 30 Euro fällig. Damit und dem hundert Euro teuren Starter-Set ist "Dimensions" ganz klar der kostspieligste Spiele-Spielzeug-Hybrid. Zwar lässt sich die Kampagne mit den drei beiliegenden Figuren Gandalf, Wyldstyle lösen, doch wer auch nur ein bisschen Wert auf Sammelwahn und Komplettismus legt, der kommt um den Kauf des teuren Extra-Zubehörs kaum rum. Ob Homer Simpson mit seiner Glotze, Marty McFly plus E-Gitarre und Delorean oder zwei "Jurassic World"-Helden in Begleitung eines Velociraptors: Jeder Held kommt mit eigenen Spezialfähigkeiten – und die werden benötigt, um versteckte Level-Regionen, Open-World-artige "Adventure Worlds" und Bonus-Abschnitte zu öffnen. In anderen LEGO-Games werden diese Figuren freigespielt, bei "Dimensions" muss man sie kaufen.


 

Immerhin sieben klotzköpfe Kollegen oder Fahrzeuge finden so ihren Weg aufs Portal –und  werden ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten wegen immer wieder gegen andere Spielzeuge getauscht. Bereits damit ist "Dimensions" der Portal-Technologie seiner Mitbewerber überlegen, denn dort passt meist nur eine Paarung aus einer Figur und einem Bonus-Objekt auf den "Figuren-Scanner".
Doch den ganz entscheidenden Unterschied macht etwas anderes aus: Während des Spiels verwandelt sich das "Dimensions"-Portal in eine grelle Licht-Show. Die erreicht durch in unterschiedlichen Farben codierte Stellflächen eine neuartige Abgleichung mit dem Geschehen im Spiel: Je nach Farbe muss der Spieler seine Figur hier hin oder dort hin bewegen – das Ergebnis ist eine Art Zusatz-Controller, der besonders bei den zahlreichen Rätseln Einsatz findet und "Dimensions" auf angenehme Weise von seinen Mitbewerbern abhebt.

Aber ein wachechtes LEGO-Spiel wird's erst durch den üppigen Einsatz von echten LEGO-Bausteinen: Ob es nun um den Aufbau des USB-Portals geht, Batmans miniaturisiertes Bat-Mobil, den unsichtbaren Jet von Wonder Woman oder den "Companion Cube" von "Portal 2"-Heldin Chell – hier wird vor dem Fernseher mit echten Klötzchen gebaut. Und die Konstruktions-Anleitungen dazu kommen nicht etwa in der Figuren-Verpackung, sondern im Spiel. Wer "LEGO Dimensions" spielen will, sollte also keine Scheu haben, sich mit Klötzchen auf Wohnzimmer-Tisch respektive Fußboden auszubreiten. Zumal die meisten Objekte in gleich mehreren Ausbau-Stufen kommen: Hat z.B. die böse Hexe aus "Oz" ihren fliegenden Affen hochgelevelt, dann fordert sie das Programm zum Umbauen des Modells auf. Das neue Aussehen und seine Fertigkeitenwerte werden dann im Sockel des Spielzeugs gespeichert.


Doch ob Bauen oder Spielen – "LEGO Dimensions" ist so oder so ein Umfang-Monster: Sind die Levels der zentralen Kampage noch relativ fix durchgespielt und -gerätselt, so bieten die frei durchstreifbaren Szenarien der "Adventure Worlds" etliche Stunden an Mehrwert: Hill Valley aus "Zurück in die Zukunft" oder das riesengroße "Aperture Science Enrichment Center" aus "Portal 2" mitsamt seinen zahllosen Nebenmissionen zu erforschen – das ist ebenso eine Lebensaufgabe wie das Freischalten aller Ausbaustufen für sämtliche Vehikel. Noch mehr Inhalt gibt's bei Anschaffung der Level-Packs: Wer deren Insassen aufs Portal stellt, der erlebt eine neue Mini-Kampagne rund um Homer, Marty, Chell, die Ghostbusters, den Doktor oder die alten Spielhallen-Helden von Midway.

 


Im Herzen ist "LEGO Dimensions" wie seine Serien-Kollegen aufgebaut: Automatisiertes Klötzchenbauen wechselt sich mit seichten bis knackigen Puzzles und anspruchslosen Keilereien ab. Doch durch den Figuren-Faktor und das clever konzipierte Portal gibt man dem angestaubten Konzept angenehm andere Impulse. Wertmutstropfen: So sehr sich "Dimensions" darum bemüht, das "Toys to Life"-Konzept neu zu erfinden, so schwer tut es sich damit, dieses Konzept klar und verständlich abzubilden. Hier haben die "Skylanders" die Nase weit vorn: Dort stehen Einsatzzweck bzw. Entwicklung der einzelnen Figuren im Vordergrund, das Spielkonzept ist geradliniger, griffiger und deshalb gerade für jüngere Spieler deutlich besser geeignet. Trotzdem: Gerade erwachsene LEGO-Fans mit viel Geduld und ausreichend strapazierfähigem Geldbeutel werden an der Kollision der Klotz- und Entertainment-Kosmen ihre helle Freude haben. Vorausgesetzt, sie stören sich nicht zu sehr an der grenzwertigen "Bösewicht will alle LEGO-Universen zerstören"-Story oder den nervigen bis pseudo-humorigen Kommentaren der kleinen Helden.

 


8.0

gut

Grafik: gut

Sound: gut

Steuerung: gut

Spielspaß: gut



PS4, PS3 Xbox One, Xbox 360, WiiU

von Traveller's Tales und Warner

ab 6 Jahren

für Fortgeschrittene und Profis

für ein bis zwei Spieler (lokal)


im Handel

ca. 100 Euro für Starter-Set

ca. 15 bis 30 Euro für Figuren