Star Wars: Battlefront

Das von "Krieg der Sterne"-Fans am meisten herbeigesehnte Spiel des Jahres zitiert üppig aus dem inzwischen umfangreichen Leinwand-Kanon der Sternen-Saga, allerdings konzentriert sich Macher Dice ("Battlefield") dabei vor allem auf die Original-Trilogie. Nachvollziehbar - immerhin wird die beliebtere der beiden Trilogien in ein paar Monaten fortgesetzt. Han Solo, Leia Organa und Luke Skywalker dürfen nach fast 30 Jahren Abstinenz endlich wieder ran. Und dabei an die nächste Jedi-Generation übergeben.

 

Kaum verwunderlich, dass die Helden von vorgestern auch in "Battlefront" auftreten. Ob im Unterholz von Endor, in der Eiswüste von Hoth, zwischen den Sanddünen von Tatooine oder den vulkanischen Felsen auf Sullust: Immer wieder erheischt man einen Blick auf die Helden und Antihelden der guten alten "Star Wars"-Zeit. Darf Luke Skywalker dabei zusehen, wie er das grüne Lichtschwert kreisen lässt. Darth Vader, wie er mit seinem gefürchteten Machtgriff hilflose Rebellen würgt. Oder Leia, wie sie durch den Schnee von Hoth wetzt und mit gut gezielten Blaster-Salven imperiale Sturmtruppen in die Flucht schlägt.
Dass man selber in die Rolle der "Krieg der Sterne"-Ikonen schlüpfen darf, ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Denn: "Battlefront" stützt sich bis auf wenige Ausnahmen auf geballte Mehrspieler-Action. Wer hier in die Rolle eines Imperialen oder Rebellen schlüpft, der stürzt an der Seite zahlreicher Gesinnungsgenossen in die Schlacht. Will der Spieler aber unbedingt alleine losschlagen, dann kämpft er in Spielmodi wie "Schlacht" oder "Überleben" gegen feindliche Angriffswellen. Inzwischen wollen Vesorgungskapseln gesichert werden oder soll man den Rückzug der Computer-gesteuerten Kollegen sichern. Nützlich: Auch der Trainings-Modus darf alleine bespielt werden. Hier lassen sich Nachwuchs-Jedi und -Schützen erklären, wie das so funktioniert – mit dem Schwingen des Lichtsäbels, dem Verschießen von Laser-Salven oder dem Werfen der Granaten-ähnlichen Termal-Detonatoren.

 

 

Besonders kompliziert sind diese Spielmechanismen allerdings nicht: Dice hat peinlich genau darauf geachtet, mit "Battlefront" nicht nur kampferprobte Multiplayer-Veteranen anzusprechen – stattdessen will man mit der Umsetzung der prominenten Marke die ganz große Masse erreichen. Also nicht nur den "Call of Duty"- oder "Battlefront"-Spieler – hier soll so ziemlich jeder zum Joypad greifen können, der sich für die Weltraum-Saga erwärmen kann. Nach dem Kinobesuch von "Das Erwachen der Macht" mit ein paar Kumpels und einem Kasten Bier bei "Battlefront" loslegen? Das war wohl das Ziel der Entwickler, denn Gameplay-seitig gibt sich das Vielspieler-Getümmel fast schon Arcade-lastig: Knöpfchen drücken und schießen – viel mehr muss man nicht wissen, damit man sich in "Battlefront" schlagen kann.

"Star Wars"-typisch muss nicht mal nachgeladen werden: Das aus anderen Ego- und Multiplayer-Ballereien bekannte Stöbern nach Munitions-Nachschub entfällt, weil die Energiewaffen über einen unerschöpflichen Vorrat verfügen. Allerdings kann sich das Alter Ego des Spielers buchstäblich die Finger verbrennen: Einige der Laser-Knarren laufen im Dauerfeuer-Betrieb schnell heiß. Die großkalibrigeren Modelle versagen dann gleich ganz den Dienst: Hier muss man erst abwarten, bis der Schießprügel wieder abgekühlt ist, bevor man erneut den Abzug durchdrücken darf.

Der Gipfel der Komplexität sind auch schon die "Sternenkarten": Die und diverse Ausrüstungsstücke werden erst allmählich freigespielt. In den Schlachten selber rufen die Karten dann Extra-Funktionen wie einen Raketenwerfer oder Schutschild auf.Das Gameplay ist also denkbar einfach geraten – kniffliger wird's nur, wenn man hinter den Kontrollen eines Fluggeräts Platz nimmt: Wer im X-Wing oder Tie-Jäger über der Oberfläche eines Planeten kreisen und andere Flieger in Explosionen verglühen lassen will, der muss erst eine Weile üben. Denn die Aussteueuerung von Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit über die beiden Analog-Sticks des Joypads ist viel zu fummelig geraten.


 

Ohnehin wird es nicht zwangsläufig einfach, wenn dem Spieler erstmal die Plasma-Strahlen um die Ohren pfeifen: Wie immer im Mehrspieler-Genre ist die Komplexität der Schlacht nicht zuletzt von der Kompetenz der anderen Spieler abhängig - und die fühlt sich aktuell alles andere als zahm oder einsteigerfreundlich an. Auf Tatooine, Sullust, Endor und Hoth wird scharf geschossen: Momentan stürzt sich vor allem die schlachterprobte Speerspitze der Mehrspieler-Bewegung ins Gefecht - ausgesprochene Neulinge schauen trotz einfachster Kontrollen ziemlich in die Röhre. Ähnlich verhält es sich bei den Einzelspieler-Modi: Hat man das Trainig erstmal hinter sich gelassen, steigt der Schwierigkeitsgrad steil an. Zu steil.

Leider ist auch nicht jeder Spielmodus so selbsterklärend, wie die Entwickler das gerne hätten: Zwar gibt man sich sichtlich Mühe, jede Spielart idiotensicher zu vermitteln - trotzdem blicken in vielen Fällen nur geübte Mehrspieler richtig durch. Leider findet Dice nur selten die richtige Balance zwischen Einsteiger-Freundlich- und Profi-Tauglichkeit: Die meiste Zeit über bleibt "Battlefront" ein grandios aufgezogenes Effekt-Spektakel, das kurzfristig unterhält, aber keinen Spieler-Nerv so richtig kitzelt. Neulinge fühlen sich noch immer überfordert – Profis dagegen wird schnell langweilig. Das liegt nicht zuletzt am chronischen Abwechslungsmangel des Angebots: Gerade mal vier Planeten, eine nur überschaubere Anzahl an Spielmodi, ewig gleiche Action-Arenen und keinerlei Story-Modus – das ist einfach viel zu dünn. Am Ende ist "Battlefront" nicht der erhoffte "Star Wars"-Großangriff, sondern vielmehr das Versprechen eines Spiels. Eines Spiels, das mit kommenden Updates und Patches hoffentlich größer, runder und besser ausbalanciert wird. Ein Sammelsurium aus rekordverdächtig schick präsentierten Film-Versatzstücken ist es schon jetzt, aber das allein reicht nicht. Auch Einsteiger wollen Abwechslung.


"Battlefront" ist eines dieser Spiele, die wir unbedingt toll finden WOLLEN – unabhängig davon, ob sie es wirklich sind oder nicht. Das liegt zum einen am "Star Wars"-Bonus, zum anderen an der fantastischen Inszenierung – immerhin ist der Pracht-Zock von Dice genau die Sorte Grafik-Demo, die man gerne dem versammelten Freundeskreis zeigt. Man fühlt sich allein aufgrund der audiovisuellen Wirkung immer wieder dazu verführt, in den leider viel zu stark kastrierten "Star Wars"-Kosmos einzutauchen – nur um sich dann jedes Mal aufs Neue darüber zu ärgern, dass das Spiel hinter der hübschen Fassade nicht mehr hergibt. Für 30 Euro wäre das Multiplayer-"Star Wars" ein Deal – aber für den doppelten Preis muss man einfach mehr bieten. Ganz egal, wie viel die Entwicklung nun gekostet hat.


7.0

gut

Grafik: sehr gut

Sound: sehr gut

Steuerung: gut

Spielspaß: befriedigend