Assassin's Creed Chronicles: India

Horizontaler Meuchelmord im Indien zur britischen Kolonialzeit: Ubisoft geht mit seinen Assassinen-Chroniken in die zweite von insgesamt drei Runden – und präsentiert einmal mehr ein Jump'n'Run-artiges Action-Erlebnis. Das versucht sich wieder an einer seitwärts scrollenden Anpassung der Spielmechanismen aus der "Assassin's Creed"-Hauptserie: Schleichen, klettern, Feinde ablenken und sich dann von hinten an die Opfer ranpirschen.

Das funktioniert zwar tadellos, aber dafür ist das geradlinigere "Chronicles"-Korsett auch wesentlich unverzeihlicher als ein "Assassin's Creed: Syndicate" oder "Black Flag": Wer zu früh die Sichtlinie der Feinde passiert oder seinen Aufenthaltsort verrät, der hat keine Chance – denn all seinem Kampfgeschick zum Trotz ist dieser Assassine kein Profi, wenn es um das Gefecht gegen mehrere Feinde auf einmal geht. Auch dieser Teil der "Chronicles" will vor allem durch geschicktes und behutsames Vorgehen gelöst werden – anders als bei seinen großen Brüdern ist eine vorwiegend kämpferische Konfliktlösung keine Option.

 

 

Diese Einseitigkeit sorgt manchmal für fiese Frustmomente – Genre-Klassikern wie "Flashback" oder "Another World" für 16Bit-Spielkonsolen nicht unähnlich. Wer die von den Spiel-Designern vorgegebene Ideallinie nicht erkennt oder sich zu weit davon entfernt, der ist aufgeschmissen. Trotzdem: Wer für sich für Horizontal-Scroller der alten Schule erwärmt, der könnte auch an den Assassinen-Chroniken Gefallen finden – nur leider hat Ubisoft das indische Szenario nicht packend genug inszeniert, um für all die knallharten und undurchsichtigen Spiel-Passagen zu entschädigen. Kurzum: Es mangelt an der nötigen Motivation. Dabei ist die Ära der späten Sikh-Herrschaft eigentlich eine ausgesprochen spannende Epoche des späten indischen Reichs – schade, dass man aus der interessanten Steilvorlage so wenig rausgeholt hat: Weder die narrative noch die optische Aufbereitung des Szenarios vermitteln die Faszination und Magie des Schauplatzes. Auch der Versuch, eine Liebesgeschichte zu erzählen, erscheint eher halbherzig.

Immerhin: Wieder setzt Ubisoft auf einen Helden aus seinen Assassinen-Comics als Spiele-Frontmann – ausgesproche Fans freuen sich über ein Wiedersehen mit dem Inder Arbaaz aus "Assassin's Creed: Brahman". Das Hintergrunduniversum wird also kontinuierlich ausgebaut – nur leider nicht mit dem nötigen Charme oder Feingefühl. Bleibt zu hoffen, dass man sich mit dem letzten Chroniken-Teil mehr Mühe gegeben hat: "Assassin's Creed Chronicles: Russia" erscheint schon kommenden Monat.


5.5

befriedigend

Grafik: befriedigend

Sound: befriedigend

Steuerung: befriedigend

Spielspaß: befriedigend