Firewatch

Eine Art simples Text-Adventure als Einleitung, um die Hintergrundgeschichte des Helden festzulegen – und danach ein ausgedehnter, egoperspektivischer Spaziergang durchs ländlich-bergige Grün:  Das Adventure "Firewatch" aus der kalifornischen Independent-Schmiede Campo Santo schlägt ruhige Töne an – und konzentriert sich darauf, dem Spieler eine einfühlsame Geschichte zu erzählen: Held Henry zieht sich in die Wildnis zurück, um seinem frustrierenden Leben für eine Weile zu entkommen. Ein friedlicher Job als Feuer-Ausguck soll dabei helfen: In der Einsamkeit will Henry seine Sorgen vergessen, friedlich seine Schreibmaschine bearbeiten und Mutter Natur beobachten. Bis alles ganz anders kommt: Eine Gruppe aufmüpfiger Teenager ballert unkontrolliert Feuerwerksraketen in die Idylle – Brand-Risiko! Der scheinbar harmlose Vorfall gipfelt schließlich in einer spannend erzählten Mystery- und Thriller-Story, in deren Verlauf der Held meist ahnungslos durch Gehölze, Höhlen und durch zerklüftete Hügellandschaften klabastert.

 

 

Seine einzigen Hilfsmittel: Eine Karte, mit Hilfsmitteln gefüllte Wegpunkt-Boxen und ein Funkgerät. Letzteres nimmt in "Firewatch" eine zentrale Rolle ein: Über das Walkie Talkie tritt Henry mit Kollegin Delilah in Kontakt – die Folge sind teils ausschweifende Gespräch mit sich verzweigenden Dialog-Optionen, die Henrys Rolle innerhalb der Erzählung festlegen und Bezug zu seiner bewegten Vorgeschichte nehmen. In diesen Momenten spielt "Firewatch" seine größte Stärke aus: Mit ähnlicher Rafinesse wie der bekannte Adventure-Experte Telltale ("Walking Dead") entfaltet sich in diesen Momenten eine Geschichte, die die Entscheidungen des Spielers – zumindest scheinbar – ins Zentrum des digitalen Erzähl-Universums rückt. Entsprechend karg fällt die interaktive Komponente des Adventures aus: Henry erforscht die leidlich hübsche bis unspektakulär präsentierte Umgebung, die ihrer Inszenierung nach an einen dreidimensionalen Comic erinnert – zwischendurch streut Entwickler Campo Santo seichte Knobel-Passagen ein. Die bauen meist auf simplem Objekt-Einsatz: Hier ein Seil vertäuen, dort einen Baum fällen oder den Wald von Unrat befreien – viel komplexer wird's nicht in der Welt der Ranger und Feuer-Bekämpfer. Schade nur, dass der vielversprechende Ansatz zu viele narrative Längen hat – bis ihm schließlich komplett der Erzähl-Sprit ausgeht.


6.5

gut

Grafik: befriedigend

Sound: befriedigend

Steuerung: gut

Spielspaß: befriedigend