Street Fighter V

Der Gründervater des modernen Kampfspiels ist zurück, um seinen Thron zu verteidigen! Lange vor "Tekken, "Virtua Fighter", "Soul Calibur" & Co. haben prominente Pixel-Haudraufs wie Ryu und sein Kumpel Ken oder Überschall-Kick Chun-Li das Genre mit eiserner Faust und stahlharten Oberschenkelmuskeln regiert – doch die Generation PlayStation und ihre Polygon-Kämpfer haben die Beat'em-Up-Altstars schließlich zum Rückzug gezwungen. Erst rund 15 Jahre nach der Einführung der ersten PlayStation haben Ryu & Co. den Genre-Thron wieder zurückerobert: "Street Fighter IV" gilt bis heute als der Platzhirsch der Kampfspiel-Herde, eine virtuose 3D-Umsetzung der altbekannten Pixelkämpfer und ein generalüberholtes Spielsystem machen Teil 4 vor allem für ausgesprochene Online-Krieger interessant. Nachteil: Das altbekannte Spielgefühl der Serie wurde unter zu viel komplexem Brimbamborium begraben – darum haben sich viele alte Anhänger von ihrer einstigen Lieblingsreihe abgewandt.

Entsprechend bemüht ist Hersteller Capcom jetzt darum, für Teil 5 die alte Fan-Schar zu reaktivieren. Das Ergebnis ist ein Rundumschlag durch so ziemlich die komplette Serien-Historie: Die durch Teil 2 etablierten Grundmechanismen sind wieder ungewohnt stark – allerdings schimmern auch Komponenten aus der dritten und vierten Inkarnation des Prügelspiel-Opas durch. Herausgekommen ist bei der abenteuerlichen Kreuzung ein Handkanten-Spektakel, das sich seiner 90er-Jahre-Wurzeln bewusst ist und das ähnlich locker von der Hand geht wie der Klassiker. Viele aus dem vierten Teil bekannte Neuerungen wurden gestrichen, schlicht umbenannt oder auch gehörig entschlackt – neu ist dagegen die "V-Gauge", die es angeschlagenen Kämpfern erlaubt, kurzzeitig ihre Angriffskraft zu steigern.

 

 

Den grundsätzlichen Spielmechanismus hat man beibehalten: Obwohl die Kampfkunst-Meister aus "Street Fighter V" als prachtvolle 3D-Modelle umgesetzt wurden, scheuen sie sich noch immer davor, die dritte Dimension mit ins Gameplay einzubeziehen. Wo die Kombatanten aus einem "Soul Calibur" oder "Tekken" in die Tiefe des Raums vordringen und förmlich um ihre Gegner herumtänzeln, da manövrieren Ryu, Ken und ihre Kollegen wie anno '92 über eine horizontale Gerade. Vorwärts, rückwärts, springen, ducken, treten, zuschlagen und auswendiggelernte Spezialmanöver abrufen: "Street Fighter V" vereint Retro-Trend mit moderner Präsentation und furiosem Effekt-Bombardment. Dabei hat die Serie nach wie vor den Mut, die Geschmacksnerven der prügelnden Spieler-Schar zu polarisieren: Die mit 60 fps durch die Arenen kloppenden Charaktermodelle sind detailliert und raffiniert – aber der irgendwo zwischen virtueller Schnitzerei und digitalem Aquarell angesiedelte Look der auffallend großfüßigen Recken ist nicht jedermanns Sache.

So richtig problematisch sind allerdings div. Server-Probleme und der momentan noch viel zu schmale Umfang des Vollpreis-Pakets: "Street Fighter V" kommt ohne echten Story-Modus, mit nur 16 Kämpfern (der Vorgänger hatte 44), elf Kampf-Arenen und einem ausgesprochen schmalen Angebot an Spielmodi. All diese Inhalte will Capcom in den kommenden Monaten nachreichen – doch aktuell ist der neue Auftritt der Straßengefechtler wenig mehr als eine überteuerte Arena für ausgesprochene Duellanten. Die dürfen sich hier wie gewohnt entweder online oder zusammen vor einem TV-Schirm austoben – und haben dabei erneut einen Heidenspaß. Aber für 60 Euro ist der deutlich zu teuer geraten. Ergo: Entweder direkt kaufen, mit den aktuellen Defiziten leben und sich bis zur Veröffentlichung der fehlenden Inhalte tüchtig gegenseitig auf die Glocke geben – oder die Brieftasche stecken lassen… bis es soweit ist. Vielleicht korrigieren wir unsere Wertung dann auch entsprechend nach oben.


7.5

gut

Grafik: sehr gut

Sound: gut

Steuerung: sehr gut

Spielspaß: gut