Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2

Wild um sich ballernde Maiskolben, Kerne und Lichtstrahlen verschießende Blumen, humpelnde Zombie-Piraten, schusselige Untote, die rasselnde und scheppernde Power-Rüstungen durchs Gelände pilotieren – und sie alle befinden sich im Kriegszustand: Mit "Garden Warfare 2" setzen Electronic Arts und Popcap einen Titel fort, an dessen Erfolg 2014 noch keiner so recht glauben wollte. Ein simples Tower-Defense-Spiel aus dem Kosmos der Smartphone- des Tablet-Zeitvertreibs in die Welt der Multiplayer-Shooter überführen? Doch so obskur die Idee auch erschien – "Garden Warfare" machte etwas richtig, an dem fast jedes andere moderne Mehrspieler-Aufgebot scheitert: Die großen Vertreter des Rudel-Zocks versuchen sich seit Jahren vergeblich daran, Nachwuchsspieler zu rekrutieren – dem Vorgarten-Aufstand der Gemüse- und Zombie-Kämpfer dagegen gelang dieses Kunststück souverän. Die Zugänglichkeit des Mobile-Originals wurde mühelos auf die gängige Mehrspieler-Formel übertragen: Untote und schwer bewaffnete Gewächse toben durch eine Comic-bunte Vorstadt-Kulisse. Zischen mit Raketenrucksäcken über gemütliche Eigenheime, verschießen ihre eigenen Samen als Munition und zerbröseln – im Falle der Zombies – bei einem Treffer lustig in Einzelteile.

 

 

Spaß macht das noch immer, aber trotzdem ist die Erfolgsformel des Vorgängers bei "Garden Warfare 2" nicht mehr voll intakt: Teil 1 funktionierte, weil er das Multiplayer-Spektakel auf sein Skelett reduzierte und sich vollständig auf den entwaffnenden Charme seiner urkomischen Kämpfer verließ – für Teil 2 dagegen sah man sich bei EA und Popcap offenbar unter Zugzwang, die Fortsetzung durch ein Mehr an Inhalt zu legitimieren. In der klassischen Mehrspielerwelt eine ziemlich gute Idee: Neue aberwitzige Figuren, mehr Arenen, neue Spielmodi und viel raffinierter Schnickschnack sind seit jeher das Fleisch, das Fortsetzungs-Experten wie EA ihren Spielen auf die Rippen knallen, um die Kunden zum Kauf einer an sich überflüssigen Neu-Iteration zu bewegen. All das kriegt "Garden Warfare 2" anstandslos hin: Knackscharf gezeichneten Arenen wie ein karibisches Piraten-Archipel oder eine schräge Cartoon-Version des Kolosseums sind detailreicher und prachtvoller denn je – auch die meisten Charakter-Neuzugänge sind schön schmissig: Mechanisch anmutende Zitrusfrüchte, Rosen-Magierinnen oder Zombie-Superhelden mit öliger Haartolle – inzwischen sorgen 14 spielbare Klassen für Abwechslung. Ein besonders gelungener Wurf ist der "Hinterhof": Der fungiert als eine Art Welten-Schnittstelle, von dem aus der Spieler in die unterschiedlichen Modi springen und sein Spiel feintunen darf. Außerdem bietet er genug Platz zum zwanglosen Austoben: Hier geht der Spieler entweder auf unkomplizierte Baller-Tour – oder aber er erledigt eine der neuen Einzelspieler-Missionen. Die sind zwar wenig mehr als eine Art fortgeschrittenes Manöver-Training – aber immerhin eine nette Ergänzung.

Dass der Gartenkrieg trotz all der schweren Kaliber nie richtig zündet, das ist der allgemeinen Content-Überfrachtung geschuldet: "Garden Warfare 2" ist auf einmal so darauf bedacht, auch die Profis der Mehrspieler-Gattung abzuholen und den erhöhten Preis zu rechtfertigen (der Vorgänger war mit 30 Euro ungewöhnlich günstig), dass man darüber die Spielfreude vergessen hat. Dem neuen Scharmützel "Gemüse gegen Gammelfleisch" fehlen der humorige Biss, die charmante Unkompliziertheit und die schiere Ballerfreude des Erstlings – hinzu kommt, dass die neuen Arenen zwar unglaublich schick aussehen, aber nur bedingt als launige Scharmützel-Schauplätze taugen. Sie sind zu unübersichtlich und konfus, das fein austangierte Baller-Gleichgewicht des ursprünglichen "Garden Warfare" gerät aus der Balance. Der Vorgänger hat durch sein "Weniger ist Mehr"-Gameplay gepunktet – der Nachfolger will leider zu viel auf einmal. Einsteiger begeistern, Profis abholen, sich als ernstzunehmende Multiplayer-Marke etablieren. Aber für den Shooter-Olymp ist "Plants vs. Zombies" trotz brachialer Inhalts-Breitseite einfach nicht raffiniert genug.


6.5

befriedigend

Grafik: sehr gut

Sound: befriedigend

Steuerung: gut

Spielspaß: befriedigend