Von "Candle" bis "Hitman": Die Spiele der Woche

CANDLE (PC)

Mit ihrem rätsellastigen Jump'n'Run-Abenteuer "Candle" liefern die Teku-Studios ein Debüt-Werk ab, das es in sich hat: Mit Hilfe einer 52.000 Dollar schweren Kickstarter-Spende hat das spanische Team ein Design-Stück auf die Beine gestellt, das in seiner verschrobenen und kunstfertigen Ausführung an Genre-Meilensteine wie "Braid" von Indie-Star Jonathan Blow erinnert. Held Teku knobelt sich durch eine ausgefeilte Aquarell-Welt, die vor ihrer Digitalisierung klassisch auf Papier gezaubert wurde. Tekus wichtigstes Werkzeug auf der mal verträumt, und mal bedrückend illustrierten Reise ist sein magischer Flammenfinger: Mit dem werden zum Beispiel allerlei Gegenstände entzündet, um den Weg zu neuen Level-Abschnitten freizumachen. Das Resultat ist ein zwar etwas konservatives, aber auch raffiniert gestaltetes Jump'n'Run-Adventure mit künstlerischer Note.


PARAGON (PC, PS4)

Mit seinem ehrgeizigen Projekt "Paragon" will Technologie-Profi Epic die Genres Shooter und "Multiplayer Online Battle Arena" kreuzen. Die Spiele-Gattung mit dem sperrigen Namen (kurz "MOBA") feiert schon seit Jahren einen weltweiten Triumphzug - gerade im E-Sports-Sektor ist das vom Echtzeit-Strategiespielen inspirierte Gewusel eine große Nummer. Üblicherweise wird die vom Spieler kontrollierte Gruppe dabei von schräg oben gezeigt Epics "Paragon" dagegen schwenkt die Kamera hinter dem Rücken der Spielfigur ein. Die sonst für Action- und Adventure-Spiele typische Perspektive soll vor allem als Immersions-Verstärker fungieren, trotzdem fühlt sich "Paragon" wie ein konventionelles "MOBA"-Spiel an. Unschön: Welche Fähigkeiten der Spieler für seine Helden mit Echtgeld einkaufen darf, das bestimmt aktuell noch der Zufall. "Paragon" ist diese Woche für PC und PS4 in die Early-Access-Phase gestartet. Wer jetzt schon loslegen will, der muss für mindestens 20 Euro eines der sogenannten "Gründer-Pakete" erwerben. Später wird der Titel ins MOBA-typische Free-to-Play-Modell überführt: Das Spiel selber ist dann kostenlos, gezahlt wird stattdessen für Objekte wie Fertigkeiten oder Charaktere.


HITMAN (PC, PS4, Xbox One)

Geheime Bunker-Anlagen im verschneiten Gebirge, gigantische Mode-Veranstaltungen in barocken Prachtbauten und knallharte Trainings-Einsätze: Der neue Einsatz von IO's Glatzen-Killer "47" ist Serien-typisch imposant inszeniert und verführt zum ausgiebigen Experimentieren. Die Zielpersonen entweder klassisch mit einem Kopfschuss erledigen sie in einer Kloschüssel ertränken, durchs Fenster stürzen, hinterrücks erdrosseln oder schlicht vergiften: Einmal mehr erhebt der "Hitman" das digitale Abmurksen zur Kunstform. Problem: Hersteller Square Enix serviert 47s Abenteuer häppchenweise - Episode für Episode. Der Auftakt kostet zwar nur schmale 15 Euro, kommt aber mit zu wenig Inhalt: Zwei Trainingseinsätze, eine Mission auf einer Pariser Modenschau - das ist trotz Nice-Price wenig Spiel fürs Geld.


DUNGEON OF THE ENDLESS (PC, Xbox One)

Nach fast zwei Jahren schafft es das ursprünglich auf dem PC beheimatete Dungeon-Scharmützel von Independent-Entwickler Amplitude endlich auf Xbox One: Eine Gruppe intergalaktischer Schiffbrüchiger strandet an Bord eines Rettungs-Pods auf einem fremden Planeten. Hier kämpfen sich Besucher aus dem Weltraum Etage für Etage… durch einen zufallsgeneriertes Mega-Dungeon: Um gegen die Monstrositäten in dem finsteren Kerker zu bestehen, sollen die Gruppenmitglieder neue Technologien erforschen, neue Waffenbrüder anheuern und reichlich Ausrüstungsgegenstände erbeuten. Besonders knifflig: Der Energie-Kern des abgestürzten Raumschiffs muss den Übergang in den nächsten Kerker-Abschnitt unbeschadet überstehen. Die Trümpfe des auf Retro-Look getrimmten Rollenspiels: Stilvoll gepixelte Grafik, eine fein austangierte Spielbalance und das kreative Neu-Arrangement schlachterprobter Genre-Mechanismen.


POKÉMON TEKKEN (WiiU)

Mehr als nur eine Kombination aus den beiden namengebenden Marken ist "Pokémon Tekken": Nintendo und Bandai Namco überführen die bekannten "Pocket Monster" des WiiU-Herstellers in die Kampfspiel-Arena. Und das gelingt überraschend gut: Pikachu & Co. sehen besser aus denn je - außerdem bringen sie ein eigenes und angenehm frisches Kampfsystem mit. Das unterteilt die Keilerei zwischen Pokémon wie Lohgock und Glumanda in zwei Phasen: In der einen wird der Kontrahent umrundet und ausmanövriert - in der anderen gehen die beiden Streithähne in den Nahkampf-Modus über, um nach Art eines klassischen Horizontal-Prüglers á la "Street Fighter" aufeinander einzudreschen. Für den Einzelspieler-Modus verlässt sich die knallbunte Keilerei auf eine im bekannten "Pokémon"-Universum verortete Turnier-Geschichte. Noch mehr Abwechslung bietet der im Fokus stehende Mehrspieler-Modus: Hier schenken sich die kleinen Kreaturen entweder online oder offline auf dem heimischen Bildschirm gegenseitig ein. Klarer Fall: Die wunderbar zugängliche Handkanten-Breitseite lässt "Pokémon"- und Prügelspiel-Herzen höher schlagen.


SHELTERED (PC, PS4, Xbox One)

Kein aufwändiger 3D-Blockbuster wie "Fallout", aber trotzdem rundum apokalyptisch: Das retrospektiv gepolte Indie-Game "Sheltered" schildert das Überleben einer Familie nach dem Fall der Atombomben. Während sich der Rest der Sippschaft in einen unterirdischen Bunker kauert kämpft der Charakter des Spielers oberirdisch um Nahrung, Ressourcen und schließlich das nackte Überleben. Besonderheit: Der Held besitzt nur ein einziges Leben - und hat er das im lebensfeindlichen Ödland ausgehaucht, beginnt das Spiel von vorn. Wer sich mit dem hohen Schwierigkeitsgrad anfreunden kann, der bekommt eine charmant gepixelte Überlebens-Simulation mit einem Hauch von Rollenspiel.


OBSCURITAS (PC)

Das neue Grusel-Adventure der Macher von "Pineview Drive" ist weder besonders schaurig noch aufwändig präsentiert - aber Feunde klassisch gepolter Rätsel-Aufgebote kommen hier auf ihre Kosten: Heldin Sarah bekommt von ihrem verstorbenen Großenkel ein gruftiges, altes Gemäuer vererbt. Also durchläuft sie die Korridore und Säle des einstigen Herrenhauses, um ihm… … seine finsteren Geheimnisse abzuringen. Inzwischen erstellt "Obscuritas" ein ausgefeiltes Psychogramm des Spielers, um ihn später zielgerichtet mit seinen dunkelsten Ängsten und seelischen Abgründen zu konfrontieren. Zugegeben: So richtig schaurig wird das Spiel trotz Furcht-Analyse nicht - aber für Fans klassischer Adventure-Kost ist die Mixtur aus gelungenen Objekt-Puzzles und seichter Gänsehaut-Stimmung die 20 Euro wert.