Darauf haben Nintendo-Fans lange gewartet: Bei seiner Präsentation im Tokyoter "Big Sight"-Messezentrum hat der "Mario"-Hersteller seine neue Heimkonsole "Switch" zum ersten Mal ausführlich der
Öffentlichkeit präsentiert. Viele Fragen über das Gerät und seine besonderen Features wurden dabei beantwortet - andere Informationen ist der Hersteller bisher schuldig geblieben. Erfreulich:
Neben "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" und einem neuen "Mario"-Abenteuer hat Nintendo bereits ein vielversprechendes Spiele-Programm angekündigt. Außerdem soll die neue Konsole ohne
"Region-Lock" auskommen. Es sollte also jedes Spiel auf jeder Switch laufen – unabhängig davon, in welchem Land Soft- oder Hardware verkauft wurden. Das ist ein echtes Novum: Bisher hat Nintendo
nur bei Handheld-Systemen auf Länder-Beschränkungen verzichtet. Schade: Hardware-Spezifikationen hat man noch immer keine verraten - es ist also nach wie vor unbekannt, inwieweit die
"Switch" den aktuellen Konsolen Paroli bieten kann.
Die drei Spielmodi
Die zentralen Features des Geräts sind bereits bekannt, wurden aber erneut ausführlich vorgestellt und durch neue Details ergänzt: Die "Switch" ist vordergründig ein portables Spielsystem, das
sich allerdings über das Einrasten in einer Docking-Station mit einem HDTV oder 4K-Fernseher verbinden lässt. Das Joypad des Systems besteht aus drei Elementen - den beiden "Joy-Cons" sowie einer
Art zentraler "B-Säule" - dem "Grip". Will man seine Switch-Spiele auf der großen Mattscheibe genießen, lässt man die beiden Joy-Cons links und rechts in der "Grip" einrasten, um ein klassisches
Joypad zu in der Hand zu halten. Für den portablen Geräte-Gebrauch werden die Joy-Cons abgezogen, stattdessen links und rechts auf die sich im Dock befindliche Handheld-Konsole gesteckt und
letztere anschließend aus der Station gezogen. Danach kann man das System entweder wie eine konventionelle Handheld-Konsole bedienen - oder aber man nutzt sie wie ein Tablet: Hier man sie mit
Hilfe eines ausklappbaren Ständers an der Rückseite auf einen Tisch. In diesem Fall werden die Joy-Cons wieder abgezogen.
Aktuelle Informationen über die Erstauslieferungsmenge, das Switch-Dock, das Aus fürs "Miiverse" und Nintendos neue Jugendschutz-App lest Ihr HIER.
Multifunktions-Tools: Die Joy-Cons
Hält der Spieler erstmal in jeder Hand eines der beiden Joy-Cons, entpuppen sich die beiden Controller-Hälften als echte Multifunktions-Tausendsassas: Entweder man setzt die beiden Joy-Cons wie
einen normalen, zusammenhängenden Controller ein - oder aber man greift auf eine der zahlreichen Extra-Funktionen zurück. So verfügt zum Beispiel das rechte Exemplar über eine eingebaute
Sensor-Kamera, die den Abstand des Controllers zur Spieler-Hand oder die Distanz zwischen zwei Joy-Cons exakt vermessen kann. Das linke Gegenstück wiederum kommt mit einer fortschrittlichen
HD-Rumble-Funktion: Die ist so präzise, dass sie dem Spieler zum Beispiel das Gefühl vermitteln kann, ein Glas Wasser zu halten, das allmählich mit Eiswürfeln gefüllt wird. Der Spieler kann dabei
nicht nur jeden einzelnen Eiswürfel und sein Gewicht erfühlen - außerdem kann er genau hören und spüren, wie sich die Würfel im "Glas" bewegen, während es geschüttelt wird.
Ebenfalls interessant: In beiden Joy-Cons wurde Gyroskope verbaut, mit deren Hilfe sich die Einheiten als vollwertige Motion-Controller einsetzen lassen. Eindrucksvoll sind außerdem die
potenziellen Multiplayer-Features beider Geräte: Für lokale Mehrspieler-Modi lässt sich jedes Joy-Con als zwar kleines, aber trotzdem vollwertiges Joypad einsetzen. In diesem Fall fungieren die
beiden Steckerchen als Schultertasten, mit denen sonst jedes Joy-Con an den Seiten der Switch Halt findet. Nicht neu, aber nützlich: Wie das PS4-Joypad bringt die linke Joy-Con eine Share-Taste
mit, die Videos und Screenshots knipst, die sich später über soziale Netzwerke teilen lassen. Wer's gerne bunt hat, für den gibt es übrigens anstelle der schwarzen Controller-Hälfen neonblaue und
neonrote Joy-Cons.
Preis und Datum
Wie stark die Switch-Hardware ist, daraus macht Nintendo nach wie vor ein Geheimnis - allerdings müssen Interessenten dafür vermutlich genauso viel hinblättern wie für eine PS4 Slim, also um
die 300 Euro. Offizielle Preisangaben hat der Hersteller bisher nur für den japanischen und den US-amerikanischen Markt gemacht - dort kostet die Switch 29.980 Yen beziehungsweise 300 Dollar.
Streng genommen müsste der Euro-Preis also unterhalb der 300er-Marke liegen - doch die Erfahrung lehrt, dass für den Europa-Start einer Konsolen-Hardware der Dollar-Preis eins zu eins in Euro
umgemünzt wird.
Denkbar wäre, dass die Performance des Geräts dezent unter der des ursprünglichen PS4-Modells liegt: Erfahrungsgemäß betreibt Nintendo bei seinen Konsolen keine Subvention, das heißt jedes
verkaufte Gerät muss von Anfang an Gewinn abwerfen. Da Extras wie Controller-Sensoren, fortschrittliche Rumble-Funktion und Docking-Station in der Herstellung aber vermutlich recht teuer
ausfallen, spart der Konzern vielleicht bei den Leistungsdaten.
So oder so gibt's für den Switch-Start am 3. März zum Preis von 300 Dollar ein Paket mit Konsole, Docking-Station, farbigen oder schwarzen Joy-Cons nebst Halteschlaufen, Joy-Con-Grip und
dazugehörigem Kabelsalat (HDMI sowie USB). Der Nachfolger zum bereits für Wii und WiiU erhältlich "Pro-Controller" wird separat verkauft - einen Preis hierfür hat man nicht genannt. Der
Switch-Akku im Mobile-Betrieb hat laut Nintendo - je nach Spiel - für zweieinhalb bis sechseinhalb Stunden Saft. Wie viel Speicherplatz die Switch in den Ring wirft und ob er sich durch externe
Medien aufstocken lässt, wurde nicht verraten.
Von "Arms" bis "Zelda": Die Spiele
Über 80 Spiele befinden sich angeblich in Vorbereitung, ungefähr 50 stehen wohl schon kurz vor ihrer Vollendung. Das Programm kann sich sehen lassen, richtet sich allerdings naturgemäß vor allem
an die Fans der klassischen Nintendo-Marken sowie Freunde japanophiler Spiele-Kost: Für den Start bietet der Hersteller das ungewöhnliche Party-Game "One, Two, Switch", das die Spieler über die
Joy-Cons miteinander interagieren lässt - und das, ohne dabei häufig auf den Bildschirm schauen zu müssen. Stattdessen werden Revolver-, Lichtschwert- und Zauberstab-Duelle ausgetragen, während
man den anderen Spieler direkt ansieht. Außer "One, Two, Switch" verspricht Nintendo zum Start das schon lange herbeigesehnte "Zelda"-Abenteuer "Breath of the Wild".
Dann wird die Luft aber auch schön dünn: So soll das ungewöhnliche Kampf- und Box-Spiel "Arms" erst im Frühjahr aufschlagen - die Fortsetzung der beliebten Multiplayer-Farbschlacht "Splatoon"
schafft es erst zum Sommer in die Läden. Noch später kommt das neben "Zelda" vermutlich wichtigste Zugpferd für das System: In "Super Mario Odyssey" wird der kleine Klempner ebenso wie Kollege
Link endlich zum Open-World-Held - außerdem besitzt er jetzt eine clevere Kappe, die sich offenbar unabhängig von Mario steuern lässt. Ebenfalls auffällig: Nicht alle Gebiete der Spielwelt sind
im gewohnten Comic-Look gehalten - der Ausflug in eine Großstadt ist ungewöhnlich fotorealistisch gestaltet.
Rollenspiel-Fans wiederum frohlocken beim Anblick eines kurzen "Xenoblade 2"-Trailers - außerdem kündigt Square Enix "Dragon Quest 10", "Dragon Quest 11" sowie zwei neue "Dragon Quest
Heroes"-Teile für die Hardware an. Von Team Ninja stammt "Fire Emblem Warriors", Retro-Kultisten kommen in den Genuss von "Project Octopath Traveller", das Pixel-Look mit 3D-Grafik paart. Mit
"Shin Megami Tensei" schafft es eine weitere populäre Rollenspiel-Reihe aus Japan auf die Konsole. Wer dagegen eher westliche RPG-Kost schätzt, geht mit der bereits in Trailern gezeigten
Switch-Neuauflage von Bethesdas Open-World-Superhit "Skyrim" auf Fantasy-Reise, die Bethesda-Studio-Boss Todd Howard nun offiziell bestätigt hat.
Darüberhinaus hat Electronic Arts' Vize-Chef Patrick Söderlund noch für dieses Jahr ein Switch-"FIFA" versprochen und der japanische Kult-Designer Goichi Suda ("Lollipop Chainsaw", "Killer is
Dead") ein neues, noch namenloses Spiel angekündigt. In einem Video-Zusammenschnitt am Ende der Präsentation waren außerdem ein "Rayman"-Spiel, ein "Bomberman", eine "Minecraft"-Version",
Ubisofts "Steep", "Mario Kart" und ein neues "NBA 2K" zu sehen.