Mitte der 1990er war Crash Bandicoot noch der Lieblings-Springinsfeld der Generation PlayStation, heute ist die Beutelratte mit dem irren Blick nur noch ein Jump'n'Run-Held von vielen:
Seitdem Activision das ehemals von "Uncharted"-Macher Naughty Dog entworfene Jump'n'Run-Tier übernahm, wurde es schlagartig ruhig um den einst mit viel Marketing-Aufwand beworbenen Helden, der
immerhin 18 Abenteuer erlebt und über 40 Millionen Spiele verkauft hat. Bis jetzt: Nach einem überraschenden Gastspiel in der PS4-Version von "Skylanders Imaginators" wirbelt die Beutel-Nase nun
durch ein Remake ihrer ursprünglichen drei PSone-Abenteuer.
Hier saß statt Original-Entwickler Naughty Dog zwar das "Skylanders"-Studio Vicarious Visions am Drücker, aber die waren beim HD-Makeover des Helden mit so viel Werktreue bei der Arbeit, dass
Original-Fans Tränen der Rührung in die Augen treten: So hat man Figuren und Umgebungsgrafik der Vorlage rundum erneuert, das Original-Design allerdings Steinchen für Steinchen und Baum für Baum
akkurat nachgebaut. Umso eindrucksvoller, da ein Gros des Original-Programmcodes verschwunden war.
Selbst beim Aufpeppen von Steuerung und Interface war man extrem behutsam zugange: So steuert sich der neue Crash etwas präziser und flotter als sein altes PSOne-Ich, außerdem hat man die ehemals
klobigen Bildschirmanzeigen deutlich geschrumpft - doch das Spielgefühl entspricht dem des Vorbilds. Gelegentliche Kamera-Aussetzer und tote Winkel inklusive.
Eine Stärke, die allerdings zugleich die größte Schwäche der Remake-Trilogie darstellt: Jump'n'Run-Nostalgiker, die ihren Kindheits- oder Jugend-Helden noch mal in visueller Topform erleben
wollen, sind bei der respektvollen Neuauflage genau an der richtigen Adresse. Wer den einstigen PSOne-Frontmann dagegen zum ersten Mal in Aktion erlebt, wird dessen einstigen Erfolg nur schwer
nachvollziehen können: Spielerisch rangiert die geradlinige Hüpf-Orgie durch 3D-Dschungel, Jump'n'Run-Mittelalter oder über verschneite Bergpässe gerade mal auf dem Niveau von modernen
Smartphone-Hüpfereien à la "Tempelrun" - Zeit und Nachahmer haben den Vorzeige-Helden von einst längst überholt.
Herausfordernd ist das Dreigestirn aus "Crash Bandicoot", "Crash Bandicoot 2: Cortext Strikes Back" und "Crash Bandicoot 3: Warped" aber nach wie vor: Knallharte Sprung-Passagen, fiese
Boss-Gegner und sparsam gesetzte Rücksetzpunkte sorgen heute wie damals für Heulen, Zähneklappern und rasanten Gamepad-Verschleiß. Wer eine ausreichend hohe Frusttoleranz und die Lust auf
Retro-Feeling mitbringt, wird mit Crashs "N. Sane Trilogy" allerdings seinen Spaß haben: Wenn es um Anspruch und spielerische Raffinesse geht, gehörte Naughty Dogs Jump'n'Run-Chaot nie zu den
ganz Großen seiner Zunft, doch sein Charme ist zeitlos und das liebevolle Remake deshalb wohlverdient.