Mit der groben Partikel-Faust: "Knack 2" im Test


 

Das erste "Knack" gehörte zu den Starttiteln für die PS4 - leider entpuppte sich die Kampfspiel-Fabel um einen künstlichen Helden aus umeinander wirbelnden Polygon-Teilchen trotz viel Potenzial als Schnellschuss. Aber Sonys hauseigenes Japan-Studio gibt nicht auf: "Knack 2" soll dem ebenso knuffigen wie wehrhaften Helden endlich das Abenteuer bescheren, das er verdient hat - jede Menge Jump'n'Run-Einlagen, umfangreiches Fertigkeiten-System und Zweispieler-Modus inklusive.

Grund genug für einen neuen Hupf- und Handkanten-Auftritt des mal großen, mal kleinen Helden gibt es allemal: Denn bei einem Ausflug in die Ruinenstadt einer versunkenen Kobold-Hochkultur trifft Knack zusammen mit seinem menschlichen Freund Lucas und dessen Abenteurer-Onkel Ryder auf eine Armee aus antiken Kampfmaschinen. Die reagieren auf die Störung ihrer letzten Ruhestätte leider ziemlich sauer: Kaum entdeckt, erwachen die alten Apparaturen auch schon zu unheilvollem Leben, um sich mit funkelnden Augen, wirbelnden Stahlfäusten und glühenden Geschützläufen auf ihre Entdecker zu stürzen. Anschließend wütet die Roboter-Armee nach "Power Rangers"-Art durch die futuristische Metropole New Haven - Zeit für Knack, selber schweres Geschütz aufzufahren.

Immerhin besteht der Held ebenfalls aus Überbleibseln antiker Hoch-Technologie: Wie im ersten Teil setzt sich der gut gelaunte "Golem" aus geheimnisvollen, Energie-geladenen Fragmenten zusammen, die sich in Kisten und Fässern inmitten der Ruinen-Städte finden. Neu entdeckte Stücke werden automatisch von Knack angezogen und vergrößern den Helden allmählich - bis er im besten Fall sogar seine gigantischen Gegner überragt und mit wuchtigen Hieben ungespitzt in den Textur-Boden rammt. Treffer dagegen rauben Knack kostbare Substanz - und je mehr das künstliche Kerlchen schrumpft, desto verwundbarer wird es. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen es besser ist, klein und handlich zu sein: Muss Knack enge Tunnel durchqueren oder über schmale Simse wetzen, wirft er auf Knopfdruck mit voller Absicht alle überflüssigen "Teile" ab, um danach als niedlicher Zwerg das Hindernis zu passieren.

 



 

Vor der nächsten Keilereien sollte Mini-Knack aber schleunigst wieder Gewicht zulegen, denn vierschrötige Kobold-Axtschwinger, Bogenschützen und hochgerüstete Roboter-Schergen kennen kein Pardon: Um die Brocken zu erledigen, sind nicht nur Geschick und sauberes Manöver-Timing gefragt - vor allem braucht der nach Kampfspiel-Art austeilende Held ordentlich Masse, um seinen Schwingern und Tritten die nötige Wucht zu verleihen. Und natürlich jede Menge fiese Spezial-Manöver, die Knack mit Hilfe gefundener Extra-Energie und eines umfangreichen Fähigkeiten-Menüs erlernt. Um zum Beispiel mit einem Wirbelsturm aus Fäusten oder einem Bauch-Platscher gleich mehrere Feinde auf einmal zu erledigen.

Doch am Ende ist das neue "Knack" mehr als nur ein mit neuen Special-Moves angereicherter Kampfspiel-Neuaufguss des Vorgängers: Knifflige Jump'n'Run-Strecken, Rätsel-Passagen und rasant geschnittene Quicktime-Sequenzen nach "Uncharted"-Art machen Sonys Genre-Crossover zum Gute-Laune-Garant mit Hochglanz-Optik - vorausgesetzt allerdings, man kann sich mit dem ungewöhnlichen und etwas kruden geratenen Charakter-Design arrangieren. Immerhin gibt es dafür einen erfrischenden Zweispieler-Modus, bei dem beide Action-Fans jederzeit ein- oder aussteigen können - toll.