Das Madureira-Rollenspiel: "Battle Chasers: Nightwar"


 

Bevor Joe Madureira zusammen mit seinen Kollegen bei Vigil Games die Action-Adventure-Reihe "Darksiders" auf den Weg brachte, war der bekannte US-Zeichner vor allem als Comic-Macher umtriebig. Seine neben diversen Marvel-Comics bekannteste Arbeit: Die bis heute zehn Bände umfassende Fantasy-Serie "Battle Chasers". Besonders bemerkenswert daran: Ein angenehm homogener Stilmix aus Marvel-Comic, Manga-Elementen und traditionellem "Dungeons & Dragons"-Setting. Bereits wegen der offenkundigen Rollenspiel-Einflüsse drängt sich eine Umsetzung als digitales RPG-Abenteuer geradezu auf – und mehr als 14.000 Kickstarter-Spendern war diese Vision über 850.000 US-Dollar wert.

Zum Glück für seine Unterstützer gehört der vor einigen Wochen gestartete Kreativ-Output der texanischen Spiele-Schmiede "Airship Syndicate" zu denjenigen Kickstarter-Projekten, die ihre Versprechen halten. Immerhin setzt sich das Team überwiegend aus ehemaligen "Darksiders"-Machern zusammen – man hat also Erfahrung mit dem Genre und mit Madureira-Stoffen. Darum bekommen Vorlagen-Fans genau das, was sie sich erhofft haben: Eine Mixtur aus "Final Fantasy"-ähnlichen Runden-Gefechten, Zufalls-generierten Verliesen und Brettspiel-artiger Oberwelt-Reise, die vor allem einem Zweck dient – nämlich eine hübsch präsentierte Bühne für Madureiras schräge Figuren zu sein. Die dürfen in aufwändig animierten Zeichentrick-Intros Untote zerhacken, erleben haarsträubende Abenteuer in hübsch gezeichneten, aber dabei nur sparsam animierten Comic-Sequenzen – und geben sich im Verlaufe ihrer Reise überraschend gesprächig. Über das naive Erzähl-Niveau der gedruckten Vorlage kommen Kämpe Garrison, sein kindliches Mündel Gully, der Mech-ähnliche Golem Calibretto, Zauberer Knolan und die rothaarige Sprengmeisterin Monika auch im Spiel nicht hinaus –  aber Fans freuen sich über einen respektvollen Umgang mit der Vorlage.

 



 

Highlight sind dabei die wegen ihrer horizontalen Darstellung an alte "Final Fantasy"-Episoden erinnernden Gefechte: Die von der Seite gezeigten Figuren und ihre montrösen Feinde geben sich Runde für Runde Saures – ein nicht all zu taktisches, aber angenehm dynamisches und flüssiges Kampf-Vergnügen. Geraten Garrison & Co. dabei an ein Verlies, wird der neue Schauplatz nach dem Zufalls-Prinzip zusammen gewürfelt und anschließend aus Iso-Perspektive erkundet. Als visueller Statthalter für die kleine Truppe fungiert der jeweilige Anführer – außerdem darf der Leithammel aktive Spezial-Fähigkeiten einsetzen, um seine Kollegen zu heilen, das Level-Interieur zu zerdeppern oder mit einem flinken Ausfallschritt herannahenden Feinden auszuweichen.

Wieder aus dem finsteren Kerker entkommen, geht's über die Weltkarte zur nächsten Reise-Station – Schritt für Schritt und Gefecht für Gefecht. Das ist zwar nichts Neues – aber in "Battle Chasers" so charmant aufgezogen, dass man dem klassischen gepolten RPG-Ringelpiez seine Innovations-Armut unmöglich übel nehmen kann. Wer ein klassisches Hack'n'Slay mit Comic-Schlagseite, wunderschön illustrierten Iso-Katakomben und flotten Rundenkämpfen sucht, der ist bei "Battle Chasers" genau richtig – auch wenn er die Vorlage nicht kennt. Ebenfalls angenehm: Hier wird der Spielspaß nicht unter tonnenweise Extra-Regeln vergraben – das Madureira-RPG bietet erfrischend unkomplizierten Spaß.