Unhöfliche Gamer gehen in den Knast: Vom Umgang mit Pöblern und Trollen


 

Unflätige Bemerkungen, sexistische Ausfälle, Beleidigungen, Drohungen: Für Millionen begeisterter Online-Spieler ist das Alltag - und viele davon sind der Meinung, dass man genau das für den Genuss von Multiplayer-Games "einfach abkönnen" muss.
Spiele-Hersteller wie Blizzard, Epic, Twitch, CCP Games, Riot Games und Microsoft sind da allerdings anderer Meinung: Sie kamen im Rahmen einer be der GDC 2018 vorgestellten Studie zu dem Schluss, dass der harsche Umgangston, der in den meisten Communities vorherrscht, dafür sorgt, dass das Genre "Online-Games" ganze Spieler-Schichten ausschließt und so das eigene Wachstum sabotiert. Laut der Analyse halten sich 20 Prozent jener Gamer, die sich eigentlich für Mehrspieler-Titel interessieren und auch schon aktiv waren, inzwischen von dieser Games-Gattung fern, weil sie sich weder Spott noch Häme aussetzen wollen. Darüber hinaus gäbe es eine große Zahl potenzieller Kunden, die aus diesem Grund erst gar nicht zu einem Multiplayer-Match antreten. Ebenfalls interessant: Ungefähr die Hälfte aller aktiven Multiplayer-Gamer nutzt weder Sprachausgabe noch Headset, weil sie den direkten Kontakt zu Mitspielern vermeiden möchte.


Nun soll die Gründung der sogenannten "Fair Play Alliance" ein wachsendes Bewusstsein für diesen Missstand schaffen. Gemeinsam will man dafür sorgen, dass sich Online-Spieler künftig freundlicher begegnen. So stellte unter anderem Kimberly Voll, Senior Technical Designer bei "League of Legends"-Macher Riot, das bereits vor zwei Jahren etablierte "Honor"-System vor, mit dessen Hilfe man Mitspieler differenziert bewerten kann. Zu den dabei üblichen Faktoren gehören unter anderem Fairness, Hilfsbereitschaft und ob man für eine allgemein positiv aufgeladene Atmosphäre gesorgt hat. Voll zufolge würden etwa 60 Prozent der "LoL"-Spieler auf das System zurückgreifen - tatsächlich hätte man daraufhin eine messbare Verbesserung des Gemeinschaftsgefühls und des Umgangs miteinander verbucht.


Auch Microsoft reagiert: So hätte man erst kürzlich in der Xbox-Oberfläche die für das "Anschwärzen" unfreundlicher Mitspieler zuständige Option an eine besser sichtbare Stelle der Menü-Struktur verschoben - woraufhin die Nutzung dieses Features prompt um 200 Prozent in die Höhe geschnellt wäre. Außerdem hätte man für homosexuelle beziehungsweise bi- und transsexuelle Spieler extra Gruppen eingerichtet, auch ein "Xbox Gaming Girls Social Club" für Frauen war Bestandteil der Maßnahme. All diese Social-Clubs freuen sich laut Microsoft über regen Zulauf. Ein interessantes Feature für den Umgang mit Pöblern enthält außerdem das Piraten-Spiel "Sea of Thieves": Unhöfliche Gamer können hier von ihren Mitspielern kurzerhand in den Schiffsknast gewählt werden.