"Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein": Das ist nicht nur der Refrain eines erfolgreichen "Oomph!"-Songs – außerdem leitet dieser Vers das vermutlich älteste und bekannteste Kinderspiel
überhaupt ein. Die Regeln? Einer oder mehrere verstecken sind – und die anderen machen sich auf die Suche. Zugegeben: Der Nachwuchs von heute verbringt immer weniger Zeit dabei, seine Freunde
durch Garten oder Nachbarschaft zu scheuchen, stattdessen pustet man sich gemeinhin mit vorgehaltener Maus das Pixel-Hirn aus dem 3D-Schädel. Aber zum Glück haben es auch die unschuldigen
Kinderspiele von einst ins digitale Zeitalter geschafft: "Hide & Seek" nennt sich die Games-Entsprechung zum guten alten Versteckspiel und "Witch it!" vom Hamburger Indie-Studio Barrel Roll
ist der beliebteste Vertreter der jungen Games-Gattung.
Das sieht ein bisschen aus wie ein Mischung aus "Harry Potter" auf Pixel-Speed und Retro-geimpftem Disney-Kosmos, in dem sich übergewichtige Cosplayer mit Besen-reitenden Hexen duellieren. Ziel
der hakennasigen Besen-Jockeys: Sich so lange wie möglich verkrümeln. Für dieses Kunststück stehen den kleinen Hexen gleich mehrere Fertigkeiten, Zaubertricks und Gegenstände zur Verfügung: Mit
einem Rechtsklick schwingen sie sich für einige Sekunden auf ihren Putz-Stecken, um über Häuser oder Baumwipfel zu schweben. Mit einem Linksklick wiederum entgehen sie der Entdeckung, indem sie
die Form des Level-Interieurs annehmen. Zu Stühlen, Bierhumpen, Tischen oder Heuballen transformieren. In verwandelter Form ist Bewegungsspielraum der Hexen naturgemäß eingeschränkt: Wer als
Heuballen durch den Level hoppelt, kommt nicht schnell voran – obendrein weckt krabbelndes und springendes Mobiliar beim Gegnern für Misstrauen.
Denn ebenso wie die Hexen haben auch die Jäger ein paar Asse im Ärmel: Besonders geschickt oder flink sind die moppeligen Burschen nicht, aber dafür haben sie einen unendlichen Vorrat an
Kartoffel-Munition, mit dem sie flüchtende Zauberinnen prompt bewusstlos ballern. Außerdem verteilen sie abgerichtetes Federvieh auf den umfangreichen Multiplayer-Karten: Einmal losgelassen,
stöbern die Hühner eifrig durchs Gelände – und wittern sie dabei ein paar getarnte Hexen, wird lauthals gegackert.
Aber damit haben sich die Möglichkeiten für ausgelassenes "Hide" und "Seek" längst nicht erschöpft: Wer durch erfolgreich bestrittene Matches eifrig Erfahrungspunkte sammelt, der darf vor jeder
neuen Partie zwischen mehr Fertigkeiten und Gegenständen wählen. Darunter zum Beispiel ein Greifhaken, mit dem Jäger ihre massigen Körper nach oben und auf die Dächer wuchten können. Oder ein
fortgeschrittenes Alarmsystem, das alle Objekte in einem bestimmten Radius ansaugt und dabei auch transformierte Hexen entlarvt. Allerdings wird Barrel Rolls Spiel auch mit zusätzlichen
Fähigkeiten nie übermäßig komplex, denn der Kern des Spielkonzepts ist seine Zugänglichkeit. Um hier zu punkten, muss man weder Multiplayer-Profi sein noch übermenschliche Reflexe
entwickelt haben: "Witch it!" kapiert wirklich jeder. Den Juroren des "Deutschen Computerspielpreises" war das Erfolgsrezept aus Hamburg nicht umsonst drei Auszeichnungen wert: Das Hexen-Rennen
wurde zum besten deutschen Spiel, zum besten Jugendspiel und zum stärksten internationalen Multiplayer-Game gekrönt. Allesamt verdiente Preise, die dem gerade mal fünf Entwickler starken Team
fast 200.000 Euro an Preisgeldern eingebracht haben, mit dem man "Witch it!" weiter verbessern will. Aktuell befindet sich die magische Verkrümel-Orgie noch im Early-Access-Stadium, aber
seine durchschnittlich 15 Euro Verkaufspreis ist der deutsche Mehrspieler-Hit schon jetzt wert.
NOTE: gut