Wer in Deutschland Games entwickeln will, hat's nicht leicht: Jahrelange Killerspiel-Debatten haben das Medium der Computer- und Videospiele hierzulande stigmatisiert und jeden Vorstoß in Richtung einer staatlichen Branchen-Förderung bereits im Keim erstickt. Während Länder wie England, Frankreich oder Kanada mithilfe staatlicher Fördermodelle eine florierende Games-Wirtschaft aufbauen konnten, sind deutsche Entwickler bis heute entweder auf sich selbst oder auf schmale Fördertöpfe der jeweiligen Bundesländer angewiesen. Die einzige bundesweite Kulturförderung für Spiele ist der alljährlich entweder in München oder Berlin stattfindende "Deutsche Computerspielpreis": Hier werden in zehn von insgesamt 14 Kategorien Preisgelder in Gesamthöhe von 550.000 Euro vergeben. Besser als nichts - aber bei weitem nicht genug, um Deutschland in einen florierenden Entwickler-Standort zu verwandeln. Außerdem zahlen die Gewinner ihre Preisgelder anteilig selber, da 50 Prozent des Preistopfes vom Branchen-Verband und seinen Mitgliedern gestellt werden. Ganz anders als in der Filmbranche, wo der deutsche Staat für die mit den Auszeichnungen einhergehenden Vergütungen komplett aufkommt.
Aber all das könnte sich bald ändern: Bestandteil des neuen Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU und SPD ist die landesweite Förderung von Games durch den Staat. Wie genau das aussehen soll, ist
noch unklar - aber jetzt hat der deutsche Branchenverband "game" schon mal einen entsprechenden Vorstoß gewagt: Auf der Berliner Entwickler-Messe "Quo Vadis" wurde der Plan eines 50 Millionen
Euro schweren Förder-Fonds vorgestellt, aus dem deutsche Studios Geld schöpfen können, ohne dass zuvor ein staatliches Gremium darüber entscheiden müsste. Natürlich soll es für den Griff in den
Geldtopf feste Regeln geben, darunter zum Beispiel die möglichen Fördersummen: So sollen Großproduktionen staatliche Zuschüsse in Höhe von 25 bis 50 Prozent ihres gesamten Produktions-Etats
beantragen können. Außerdem sieht der Förder-Vorschlag des Verbands eine allmähliche Steigerung der Summe vor, sobald die Branche erstmal weiter floriert. Angedacht sind zehn Millionen Euro mehr
pro Jahr bis zu einer Gesamt-Fördersumme von hundert Millionen Euro.
Schon jetzt wird an dem Vorschlag Kritik laut, doch der Verband ist davon überzeugt, dass sich das Modell für den Staat auszahlen würde: Als Beispiel verweist man auf Frankreich, wo jeder
Förder-Euro für Games zusätzliche 1,80 Euro an Steuereinnahmen und weitere acht Euro an Investitionen generiert. game-Geschäftsführer Felix Falk will so bald wie möglich in die nötigen
politischen Verhandlungen treten, selber hält er das Modell für "einfach, transparent und planbar". Weiterhin ist er davon überzeugt, dass "der Mechanismus mit europäischen Standards kompatibel"
sei.