Jenseits vom Tresen: Moonlighter


 

Die Händler und Handwerker in Rollenspielen: Normalerweise stehen sie stoisch hinter ihrem Tresen. Heißen den Helden der Geschichte mit einem Verslein willkommen, verweisen freundlich auf die Qualität ihrer Warenauslage und verabschieden sich auch dann ganz artig, wenn man ihnen keinen Cent gegönnt hat. Wer wissen möchte, wie die Figur auf der anderen Seite der Theke wirklich darüber denkt und woher all die feinen Artikel kommen, die man sonst wie selbstverständlich in den eigenen Helden-Rucksack wandern lässt, der hält sich an "Moonlighter" aus der spanischen Indie-Schmiede Digital Sun.

Hier streift man durch eines von mehreren prozedural generierten Verliesen, um Monstern und antiken Maschinen ihre Besitztümer sowie Ressourcen abzuluchsen. Zurück im eigenen Geschäft landet dann ein Großteil der Ware in den Auslagen: Kaum ausgezeichnet und platziert, werden die Eroberungen auch schon von der gierigen Kundschaft beäugt und begrabbelt. Die greift allerdings nur dann zu, wenn der Preis für den Artikel nicht zu hoch ist - ansonsten versauert das gute Stück im Regal. All zu niedrig angesetzte Preise sind jedoch ähnlich problematisch: Zwar geht der betreffende Artikel dann weg wie warme Semmeln - aber Preis-Dumping bringt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage aus der Balance.



 

Außerdem können zu günstige Artikel die Unkosten von "Moonlighter"-Händler Will kaum decken, denn die nächtlichen Streifzüge in die benachbarten Dungeons zehren kräftig an seinen monetären Ressourcen: Bereits wer sich in größter Not aus dem Kerker in Sicherheit beamen lassen möchte, muss dafür Bares springen lassen - sonst findet er sich kurz darauf jeglicher Beute beraubt vor den verschlossenen Verlies-Pforten wieder. Und gestorben wird in "Moonlighter" wie in den meisten Indie- und Pixel-Games der jüngeren Vergangenheit ständig. Besser also, man hat jederzeit genug "Kleingeld" für die nächste Not-Teleportation in der Tasche.

Auch die für ertragreiche Ausflüge nötige Ausrüstung gibt's nicht umsonst: Bevor man bei örtlichen Händlern gegen klingende Münze dicke Prügel kaufen oder den schwachen Pixel-Körper in schützende Klamotten hüllen kann, muss man die entsprechenden Fachleute erst teuer anlocken und ihnen die nötigen Geschäftsräume zur Verfügung stellen.

All diese Mechanismen hat Digital Sun in ein angenehm handliches und stilsicher gepixeltes Retro-Korsett gepackt, an dem sich wegen des hohen Schwierigkeitsgrades vor allem Fans von "Dark Souls" & Co. erfreuen können. Wer die Ladentheke des Rollenspiels mal von der anderen Seite erleben will und dabei den kernigen Schwierigkeitsgrad nicht scheut, riskiert unbedingt einen Blick.

 

Note: GUT