Mit seiner bekannten "Walking Dead"-Adventure-Reihe hat das ehemals kleine US-Studio Telltale Games die Spiele-Branche nachhaltig beeinflusst: Anstatt wie ursprünglich weiter
Point'n'Click-Abenteuer zu entwickeln, hat Telltale Elemente aus interaktiven Filmen und Comics zu hochgradig zugänglichen Adventures kombiniert, um sie anschließend nach einem TV-ähnlichen
Serien-Konzept zu vermarkten. Die Idee inspirierte zahlreiche Nachahmer, darunter zum Beispiel "Life is Strange" von Dontnod und Square Enix, sogar IO Interactive veröffentlichte seinen "Hitman"
für einige Zeit als Serie.
Auch Telltale selber schoss sich nach kurzer Zeit vollständig auf das Konzept ein: Das Resultat waren Staffel-weise verkaufte Simpel-Adventures zu bekannten Marken wie "Borderlands", "Batman",
"Wolf Among Us", "Minecraft" oder "Game of Thrones".
Doch trotz prominenter Lizenzen sind die Verkaufszahlen der Telltale-Serien immer weiter eingebrochen, offenbar hatte man das Spiel- und Vermarktungs-Rezept überstrapaziert. Außerdem beschwerten
sich die User immer wieder darüber, dass die vielen Multiple-Choice-Dialoge und Entscheidungs-Situationen zu wenig Einfluss auf das tatsächliche Ende der Spiele oder den Anfangspunkt der jeweils
nächsten Staffel hätten. Als Konsequenz musste Telltale bereits 2017 erste Entlassungen tätigen und sich darum bemühen, neuartige Projekte zu starten.
Offenbar kam die Einsicht zu spät: Geschäftsführer Pete Hawley gibt auf Twitter die bevorstehende Schließung des Studios bekannt. Ihm zufolge hätte man nicht mehr genug Zeit gehabt, um das Ruder
herumzureißen - darum wird der ursprünglich 250 starke Mitarbeiter-Stab auf 25 Entwickler zusammengestrichen. Die werden mit der undankbaren Aufgabe betraut, die abschließende Episode der letzten
"Walking Dead"-Staffel abzuschließen, um danach zum letzten Mal das Licht auszuknipsen.
Leider bedeutet das ebenfalls, dass Fans von "Wolf Among Us" auf die angekündigte zweite Staffel verzichten müssen, auch die geplante Adventure-Reihe zur Netflix-Serie "Stranger Things" ist damit
gestrichen.