Nach Telltale-Pleite: Was wird aus "Walking Dead", "Stranger Things" und "Wolf Among Us"?


 

Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass der auf Adventure-Serien spezialisierte US-Hersteller und -Entwickler Telltale Games kurz vor der Schließung steht. Das ehemals erfolgreiche Studio hinter Staffel-weise vermarkteten Reihen wie "The Walking Dead", "Batman" oder "Minecraft: Story Mode" hat angekündigt, seinen Mitarbeiterstab von rund 250 Entwicklern auf ein Zehntel zu reduzieren. Mit diesem Kern-Team wolle man noch die zweite Episode der letzten "Walking Dead"-Staffel abschließen, danach soll die Firma aber endgültig abgewickelt werden.

Doch jetzt gibt es erste Hoffnungsschimmer, dass es - zumindest für einige noch ausstehende Projekte - doch noch weitergehen könnte: Zum einen befände man sich im Gespräch mit potenziellen Investoren, zum anderen hätten sich befreundete Spiele-Studios angeboten, um einzuspringen und sich noch in Entwicklung befindliche Titel fertigzustellen. Darunter vor allem die zweite "Walking Dead"-Staffel, die man auf diese Weise vielleicht doch noch vollständig abschließen könnte. Ebenso wie die angekündigte zweite Staffel der "Fable"-Comic-Umsetzung "The Wolf Among Us" und ein Adventure nach Vorlage von Netflix' erfolgreichem Mystery-Format "Stranger Things". Ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Streaming-Anbieter sollte eine Animationsserie nach Telltales "Minecraft: Story Mode" entstehen.

Netflix will auf jeden Fall an den Plänen zu beiden Projekten festhalten. Ob sie allerdings weiterhin in Zusammenarbeit mit Telltale entstehen können, werden wohl die nächsten Wochen zeigen. Immerhin sind aus der Industrie bereits erste kritische Stimmen laut geworden zum vermeintlichen Rettungsplan: So kommentierte "God of War"-Director Cory Barlog auf Twitter, dass scheidende Unternehmen solle sich zuerst darum kümmern, den bereits gekündigten Mitarbeitern ordentliche Abfindungen zu zahlen. Unwahrscheinlich allerdings, dass Telltale noch die dafür nötigen finanziellen Reserven hat - und potenzielle Investoren dürften sich schwerlich davon überzeugen lassen, für die Abfindung von Mitarbeitern zu zahlen, von denen man nichts mehr hat. Denn der Telltale-Leitung zufolge wird das Studio sowieso bald dicht gemacht – Rettungsplan hin oder her. Inzwischen wurde außerdem bekannt, dass einige der ehemaligen Mitarbeiter eine Sammelklage anstreben. Offenbar erfolgte die Massen-Entlassung ohne jede Vorwarnung, und das widerspricht nach kalifornischem bzw. US-amerikanischem Arbeitsrecht dem sog. "WARN Act", nach dem die Entlassung von 50 oder mehr Mitaribeitern mindestens 60 Tage vorher angekündigt werden muss.