Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin: "Battlefield 5" hinter den Verkaufserwartungen


 

2018 war für Electronic Arts wohl kein schlechtes Jahr, aber mit längst nicht jeder Produkt-Performance ist der weltweit zweitgrößte Dritthersteller für Computer- und Videospiele zufrieden: Besonders enttäuscht gibt man sich einem Geschäftsbericht zufolge über die Verkäufe von "Battlefield 5". Der im Zweiten Weltkrieg angesiedelte Ego-Shooter hat sich bisher 7,3 Millionen Mal verkauft und liegt damit um mindestens eine Million Einheiten hinter den Erwartungen des Publishers.

Als möglichen Grund gibt man die zum Jahresende hin starke Konkurrenz an, darunter Rockstars "Red Dead Redemption 2". Besonders neidisch schielt man allerdings auf den Erfolg von Activisions direktem Konkurrenzprodukt "Black Ops 4". Mit dem hat die traditionsreiche "Call of Duty"-Reihe zum ersten Mal auf ein Singleplayer-Erlebnis verzichtet und stattdessen einen Battle-Royale-Modus als neues Kern-Feature integriert. Entsprechend überzeugt scheint man jetzt bei EA davon zu sein, dass genau hier der "Battlefield 5"-Fehler liegt: Das Battle-Royale-Feature der bereits im November 2018 veröffentlichten Ballerei wird erst diesen März nachgereicht, stattdessen hatte man bei Release eine - allerdings nicht allzu starke - Einzelspieler-Kampagne integriert. Rückschlüsse auf die Produktqualität scheint man bisher allerdings nicht gezogen zu haben, obwohl zum Beispiel viele Serien-Fans die problematische Spielbalance des Multiplayer-Teils kritisieren.

Glaubt man EA-Chef Andrew Wilson, war "Battlefield 5" aber nicht das einzige Problem im letzten Jahr: Auch das mobile "Command & Conquer"-Spin-Off "Rivals" fand nicht genug Abnehmer. Kein Wunder: Bereits die bloße Ankündigung des Titels wurde von der Community mit einem ausgewachsenen Shitstorm quittiert, die schlechten Download-Zahlen bestätigen diese Reaktion also lediglich.

Zufrieden gibt sich Wilson allerdings mit dem Start des Battle-Royale-Spiels "Apex Legends" von "Titanfall"-Macher Respawn. Das Free-to-Play-Spektakel wurde binnen 24 Stunden mehr als eine Million Mal installiert und ausprobiert - ein souveräner Start also!

 


 

KOMMENTAR (Robert Bannert):

 

Welch glorreiche Argumentation: Jetzt ist der Singleplayer natürlich Schuld daran, dass sich "Battlefield 5" nicht so verkauft wie erhofft. Vielleicht sollte man lieber mal die QUALITÄT der Einzelspieler-Kampagne hinterfragen statt dem Spiel deren bloße Existenz anzukreiden? "Battlefield 5" hätte die großartige Chance gehabt, diejenigen Shooter-Gamer abzuholen, die eben WEGEN des Fehlens einer Singleplayer-Kampagne von "Black Ops 4" enttäuscht waren. Nur leider gab's auch bei "Battlefield 5" wieder nur halbgaren Singleplayer-Content: Anstelle einer zusammenhängenden, packenden Story-Erfahrung bekomme ich eine Reihe von mittelguten Short-Stories serviert. Gähn. 

Was die Feinheiten der Multiplayer-Inhalte angeht, will ich mich überhaupt nicht aus dem Fenster lehnen – hier kenne ich mich zu wenig aus, um entsprechende Nuancen bei der Spiel-Balance oder Waffenwirkung richtig beurteilen oder fundiert darüber mosern zu können. Ich habe oft genug gehört und gelesen, dass an dieser Stelle auch einiges im Argen liegen soll – doch selber beurteilen kann ich es nur schlecht.

Aber hätte mir das Spiel eine ORDENTLICHE Kampagne geliefert, hätte ich es total abegefeiert. Kann natürlich sein, dass ich mit dieser Einschätzung falsch liege und es die richtige Taktik gewesen wäre, direkt zum Start die volle "Battle Royale"-Breitseite abzufeuern. Was mich allerdings daran zweifeln lässt, ist die Tatsache, dass es meist nur wenig Sinn mache, direkt nach dem Start eines starken Konkurrenten mit einem vergleichbaren Konzept um die Ecke zu biegen. Will heißen: "Battlefield 5" hätte mit seiner "Battle Royale"-Erfahrung unfassbar viel besser sein müssen als der direkte und obendrein früher veröffentlichte Gegenspieler.

Meine These: Vermutlich hatten EA und DICE schlicht mehr nicht mehr genug Zeit, um auf den Move von Activision zu reagieren und ENTWEDER eine epische Kampagne ODER direkt zum Launch einen starken "Battle Royale"-Modus aufzubieten. Und das finde ich absolut nachvollziehbar. Jetzt allerdings die Schuld für die vergleichsweise enttäuschende Performance des Titels auf die schlichte Existenz einer Kampagne anstelle eines BR-Features zu schieben, ist meines Erachtens nach ein ganz, ganz schlechter Witz.