Virtueller Wahnsinns-Trip von den "Rick & Morty"-Machern


 

KRITIK • PS4 / PSVR • Mit den verrückten Science-Fiction-Abenteuern von "Rick & Morty" haben die beiden US-Ulknudeln Justin Roiland und Dan Harmon eine der stärksten Trickfilm-Reihen der letzten zehn Jahre auf den Weg gebracht. Inzwischen ist die ursprünglich aus einem Satire-Video zu "Zurück in die Zukunft" hervorgegangene Serie so erfolgreich, dass sich ihre Entwickler einigen Luxus leisten können - darunter zum Beispiel ein eigenes Spiele-Studio: Squanch Games (ursprünglich "Squanchtendo") von Justin Roiland hat sich komplett dem Medium VR verschrieben und orientiert sich dabei stilistisch am schrägen Zeichen- und Erzähl-Stil des Künstlers.

Darum präsentiert man nach der VR-Version des bekannten Indie-Hits "Accounting" mit "Trover rettet das Universum" jetzt endlich einen Titel im "Rick & Morty"-Stil. Dafür ersinnt der Comic-Künstler eine schräge SciFi-Welt, die von zwei grundverschiedenen Spezies bevölkert wird: Die einen fristen ihr Leben als Fulltime-Couch-Patatoes in bequemen Schwebe-Sesseln, die anderen erledigen für sie das lästige Gelatsche. Zur ersten Art gehört der Spieler - zur letzteren Titelheld Trover. Darum erledigt der lilafarbene Kerl in dem VR-Abenteuer die schweißtreibenden Jobs - springt über Hindernisse, läuft sich die Gummi-artigen Fußsohlen wund und fuchtelt mit dem Lichtschwert die aufdringlichen Schergen eines intergalaktischen Vogel-Fiesling von der VR-Platte. Inzwischen verharrt der Spieler gemütlich in seinem Schwebe-Thron, beobachtet Trover dabei, wie er durch fremdartige Alien-Landschaften wetzt und dabei immer neue Materie-Transmitter in Gang bringt: Einmal aktiviert, kann der Spieler mit seinem Sitzmöbel zwischen diesen Stationen hin und her beamen, um Trover jederzeit im Blick zu behalten.

 



 

Später kommt die Couch-Kartoffel noch in den Genuss weiterer Fähigkeiten - zum Beispiel, um den Sessel so weit nach oben zu schrauben, dass man die ganze Umgebung im Blick hat. Oder um mithilfe telekinetischer Fähigkeiten Krempel durch den Level schweben zu lassen und dann zu allerlei nützlichen Konstruktion aufzutürmen.

Der eigentliche Kniff des schrägen VR-Abenteuers ist jedoch - abgesehen von seinem abgedrehten und nicht immer ganz jugendfreien "Rick & Morty"-Humor - die meisterhafte Einbringung des Gamers direkt in die ihn umgebende Spielwelt: Bereits Spiele wie Sonys "Astro Bot" oder das Mause-Adventure "Moss" lassen den Spieler die eine Figur steuern, während er selber in die Rolle einer anderen schlüpft. "Trover rettet das Universum" geht hier noch einen Schritt weiter: Zwischen Trover und dem Spieler findet ein so reger Informations- und Kommunikations-Austausch statt, dass die Barriere zwischen Gamer und Game-Charakter endgültig zu zerbröseln scheint. Beide sind Kollegen, die eine gemeinsame Mission und ein ähnliches Schicksal teilen - und umso größer ist die Identifikation mit dem Spielgeschehen.

Auch Roilands eigenwilliger, durch die "Rick & Morty"-Cartoons bekannter Grafikstil funktioniert in der virtuellen Dimension überraschend gut: Trovers Welt ist do fremdartig und durchgeknallt, dass man sich buchstäblich wie auf einem anderen Stern fühlt - die sich daraus ergebende Illusion ist immersiver als so manches VR-Adventure, das sich krampfhaft an der Abbildung einer realen Welt versucht. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Die skurrilen Abbildungen des Künstlers und sein derber Humor sind nicht jedermanns Sache - und ganz sicher nichts für kleine VR-Besucher. Außerdem sollte man ein überdurchschnittlich gutes Englisch haben: Deutsche Untertitel können die fehlende Synchro des Jump'n'Run-inspirierten Adventures zwar halbwegs kompensieren, aber leider stören die frei durch den Raum schwebenden Text-Blöcke die Immersion erheblich und lenken empfindlich vom Spielgeschehen ab - zumal Plaudertasche Trover fast durchgehend quasselt.

 

Note: 9.0 (SEHR GUT)