KRITIK • Switch • Fast jedes Mario-Jump'n'Run gilt als Meilenstein seiner Spiele-Zunft - kein Wunder, dass sich viele Spieler schon lange wünschen, ähnliche Meisterwerke zu
erschaffen. Darum hat sich Nintendo schon 2015 dazu entschlossen, Klempner-Freunden das passende Entwickler-Tool zu bescheren. Mit dem "Super Mario Maker" wurde jeder Wii-U-Gamer zum
Hüpfspiel-Entwickler - eine kinderleicht erlernbare Oberfläche und umfangreiche Ausführungen von den Entwicklern machen's möglich. Außerdem durfte man die eigenen Meisterwerke über einen extra
für den Jump&Run-Baukasten entwickelten Online-Marktplatz mit anderen Fans teilen - natürlich kostenlos.
Mit dem zweiten Teil können nach Wii-U- und 3DS-Besitzern jetzt auch Switch-Besitzer kreativ werden: Nintendo erweitert seine zugängliche Spiele-Fabrik um neue Features und Grafik-Sets, die man
wie beim Vorgänger auf verschiedene Mario- und Grafik-Generationen anwenden darf. Wer die Pixel-Ära besonders schätzt, erschafft Hüpf-Level im 8-Bit- oder 16-Bit-Look, die an Klassiker wie die
ersten "Super Mario"-Spiele für das NES oder "Super Mario World" für das Super Nintendo erinnern. Wer wissen möchte, wie seine Retro-Kreationen mit zeitgemäßer 3D-Grafik aussehen würde, der kann
sie auf simplen Knopfdruck "modernisieren" und in topaktuelle Mario-Levels verwandeln - oder umgekehrt.
Kleine Einschränkung: Für den zweiten "Mario Maker" hat Nintendo die Grafik- und Themen-Palette des Vorgängers um die visuellen Versatzstücke aus "Super Mario 3D World" erweitert - nur leider
erlaubt das Spiel unter diesem Grafik-Set keinen fliegenden Wechsel zwischen den verschiedenen Mario-Generationen, stattdessen ist man auf die moderne Darstellung festgelegt. Dafür gibt es einen
schnittigen Koopa-Flitzer, der besonders spaßige und abenteuerliche Konstruktionen zulässt.
Wie beim Vorgänger lassen sich auch die "Mario Maker 2"-Konstruktionen mithilfe des Touchscreens setzen - ein Umstand, der das Arrangieren der vielen verschiedenen Bausteine, Gegner und
Terrain-Elemente erleichtern soll und der Platzierung per Controller theoretisch überlegen ist. Weil Level-Baumeister anders als beim Wii-U-Gamepad auf der Switch aber ohne den präzisen
Stylus-Stift auskommen und die Bausteine stattdessen per Finger zusammen schubsen müssen, gestaltet sich die Aufbauarbeit auf der aktuellen Nintendo-Konsole einen Tick kniffliger. Hier ist man
tatsächlich besser beraten, wenn man zu den Joy-Cons oder zum Classic-Controller greift: Damit dauert der Level-Bau zwar länger, aber dafür arbeitet es sich mit Sticks und Buttons spürbar
genauer. Und diese Präzision ist bitter nötig, denn viele neue Elemente sowie die Möglichkeit, allgemein komplexere und technisch fortschrittlichere Levels zu gestalten, machen den neuen "Mario
Maker" zwar vielschichtiger, aber auch wesentlich komplexer als den Vorgänger.
Ein echtes Profi-Tool ist das launige Konstruktions-Set deshalb aber lange nicht: Wer viel Zeit mit dem Entwurf teuflischer Jump&Run-Labyrinthe verbringt, der kann damit zwar erstaunliche
Konstruktionen aus dem Pixel-Boden stampfen, lernt aber auch schnell die Grenzen des Systems kennen, das noch immer viele Möglichkeiten aus Nintendos eigenen Mario-Games vermissen lässt. Dass
auch der zweite "Mario Maker" trotzdem eine extrem fantasie- und umfangreiche Level-Architektur gestattet, beweist Nintendo mit 100 Spielabschnitten aus einer eigens für den "Maker" erdachten
Singleplayer-Kampagne, die der Hersteller ausnahmslos mit den Kreativ-Tool des Spiels aufgeschichtet hat. Schade: Die Nintendo-Levels lassen sich nicht in die "Maker"-Oberfläche importieren, um
ihre Beschaffenheit zu analysieren und dann für eigene Ideen zu verwenden.
Wer die für den Welten-Eigenbau nötige Geduld mitbringt und mit Mario-Freunden rund um den Globus um die Wette bauen will, der ist hier dennoch gut aufgehoben. Auch für den Einstieg in die Welt
der Game-Designer ist das umfangreiche Werkzeug-Angebot gut geeignet. Erwartet man dagegen eine fertige Hüpfspiel-Herausforderung, greift man - trotz der 100 mitgelieferten Fertig-Level - lieber
zu einer klassischen Mario-Episode.
Note: 8.5 (SEHR GUT)
WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend
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