Free to play nur auf den ersten Blick: "Mario Kart Tour"


 

Mit einer aktuellen Pressemeldung bestätigt Nintendo, was viele bereits erwartet haben: Das jüngste Mobile-Game des Herstellers - "Mario Kart Tour" für iOS- sowie Android-gestützte Smartphones und Tablets - wurde inzwischen mehr als 20 Millionen Mal auf portablen Geräten installiert und schlägt damit alle anderen Mobile-Spiele des Herstellers um Längen. Lediglich "Super Mario Run" kommt mit vergleichsweise geringen sieben Millionen Downloads zumindest annähernd in diese Regionen.

Wirklich verwunderlich ist das allerdings nicht: Schließlich ist "Mario Kart" die aktuell erfolgreichste Marke des Herstellers - und obendrein ein waschechtes Free-to-Play-Spiel. Will heißen: Die Installation des Spiele-Clients ist kostenlos.

Wirklich günstig ist die Touchscreen-Flitzerei deshalb aber noch lange nicht: Gleich vier verschiedene Ingame-Währungen - Goldmünzen, Rubine, Sterne und Sterne-Tickets - verführen im Echtgeld-Shop des Spiels dazu, stattliche Beträge zu investieren, um Zugang zu neuen Charakteren, Boni, Lootboxen, Fahrzeugen, Gleitern oder neue Cups zu erhalten. Wer's richtig ernst meint, abonniert gleich den Gold-Pass für über fünf Euro im Monat: Als Gegenleistung winken die höchste Schwierigkeitsstufe (220 ccm) und besondere Missionen.

 

So viel Mikrotransaktions-Gier vom sonst auf Premium-Software spezialisierten Spiel- und Spielzeughersteller aus Kyoto ist man gar nicht gewöhnt. Entsprechend erbost reagieren viele Fans auf das schwarze Echtgeld-Loch im Ingame-Shop. "Mario Kart Tour" ist über weite Strecken mehr eCommerce-Geschäftsmodell als Spiel.

Dabei hat das Game als solches mehr als genug Fun-Potenzial, um auf schnöde Abzock-Mechanismen verzichten und sich stattdessen erfolgreich als Premium-Produkt positionieren zu können: Die Steuerung geht trotz des Fehlens eines haptischen Controllers nach einiger Eingewöhnung so leicht von der Hand, dass sich das gewohnte "Mario Kart"-Feeling einstellt. Außerdem setzt der Titel geschickt auf Déjà-vu-Effekte, indem er prominente Kurse und andere, aus der Hauptserie bekannte Elemente einstreut.

Doch trotz aller Aufregung über die fast schon dreiste Bezahlmasche des Spiels scheint die Kasse bei Nintendo zumindest halbwegs zu klingeln: Seit der Veröffentlichung am 25. September haben die Mikro-Transaktionen über eine Million Dollar in die Firmenkassen gespült. Das ist zwar noch kein Grund zum Feiern (vor allem im Vergleich mit etablierten Mobile-Platzhirschen nicht), aber immerhin ordentlich. Etwas besser hat hier das ebenfalls mit Echtgeld-Elementen versetzte "Fire Emblem Heroes" punkten können: Das hat es - trotz deutlich niedrigerer Download-Zahlen - in den ersten Tagen nach Veröffentlichung auf 1,8 Millionen Dollar gebracht. Und dabei ebenfalls eine Menge Kritik von klassischen Serien-Fans einstecken müssen.