Bezwinge den Body-Builder-Drachen: Nach dem Erfolg von "Wii Fit" liefert Nintendo in "Ring Fit Adventure" ein Switch-exklusives Fitness- und Bauch-weg-Programm mit Adventure-Komponente.
KRITIK • Switch • Mit seinem digitalen Fitness-Programm "Wii Fit" hat Nintendo auf seiner Wii-Konsole phänomenale Erfolge gefeiert - zu einer Zeit, als Bewegungssteuerung wie mit
den Wii-Controllern oder dem "Wii Fit"-Balance-Board in aller Munde war. Mittlerweile hat sich der Hype um die Zappel-Steuerung zwar beruhigt, aber mit seiner Switch hält Nintendo trotzdem
hartnäckig an dem Konzept fest: Die abnehmbaren Joy-Con-Seitenschiffe des Hybrid-Systems besitzen ähnliche Funktionalitäten wie die Motion-Control-Elemente der Wii. Mit den "Labo"-Bastel-Sets hat
der Hersteller bereits eindrucksvoll bewiesen, wie flexibel und präzise seine Steuerungs-Elemente sind - darum versucht man sich jetzt einmal mehr an einem digitalen Bauch-weg-Trip.
Deutlicher Unterschied zum großen Vorbild "Wii Fit": Ein schweres Balance-Board befindet sich nicht in der Box, stattdessen findet der Trainings-affine Spieler dort den angenehm leichten und
un-sperrigen Ring, der "Ring Fit Adventure" zu seinem Namen verhilft. Der nächste wichtige Unterschied: Wo "Wiit Fit" noch eine Art interaktives Fitness-Video war, da bettet das "Ring Fit
Adventure" die schweißtreibenden Übungen in einen Rollenspiel- und Adventure-verwandten Kontext.
Dafür geht der Spieler auf eine Art Fitness-Reise, an deren Ende immer ein Kampf gegen den duchtrainierte Boss-Drachen Draco steht. Um sein Konterfei durch die bunte Fantasy-Welt zu steuern,
joggt der Spieler auf der Stelle - für die Übertragung seiner Bewegungen koppelt er vorher ein Joy-Con mit dem Ring, das andere verstaut er in einer Klettverschluss-Schlaufe für den linken
Oberschenkel. Dadurch erkennt die Switch, ob der Spieler läuft, Kniebeugen macht, sich zwecks Bauchmuskel-Training auf den Rücken legt oder bei gymnastischen Übungen die Position des Rings
verändert. Außerdem lässt sich das Zubehör zusammen drücken und auseinander ziehen - genau das Richtige für alle, die gerne stämmige Oberarme hätten.
Dabei werden alle Trainings-Einheiten mit hübsch illustrierten Ereignissen in der Spielwelt verknüpft: Während sich der Spieler joggend über Pfade, Treppen und Hochwege bewegt, zerballert er
Kisten (Ring zusammendrücken), saugt Gegenstände auf (Ring dehnen) oder entfremdet das Zubehör als eine Art Raketendüse (nach unten richten und dehnen), mit der sich über Abgründe schweben lässt.
Kommt es unterwegs zu Begegnungen mit Dracos sportelnden Schergen, dann wird Runde für Runde ein Gefecht nach Rollenspiel-Art ausgetragen. Ob die verschiedenen Angriffe gelingen und man
feindliche Attacken abwehren kann, entscheidet das Programm anhand verschiedener Übungs-Einheiten. Nur wer tapfer cruncht, kniebeugt oder den Ring bearbeitet, befördert das Monster erfolgreich in
die Body-Building-Hölle.
Trotz der hübschen Verpackung versteckt sich hinter dem "Ring Fit Adventure" ein ebenso knallhartes wie schweißtreibendes Aufmöbel-Programm, dass aus Couch-Kartoffeln bewegliche Muskelpakete
machen will. Und tatsächlich: Eine ganze Fülle verschiedenster Optionen, mit denen man das Programm den persönlichen Fitness-Bedürfnissen anpassen, einen Trainingskalender und sogar den eigenen
Puls messen kann, erweist sich die Software als überraschend kompetenter Trainings-Partner. Dabei hält sie den Spieler durch ihre Adventure-Komponente geschickter bei der Stange als das
vergleichsweise trockene "Wii Fit", obendrein bietet es hübsch umgesetzte Fitness-Minigames für freies Training abseits der Rollenspiel-ähnlichen Kampagne.
Trotzdem ist Vorsicht geboten: Wer gesundheitliche Einschränkungen wie zum Beispiel kaputte Knie oder Rückenprobleme hat, der sollte sich vom "Ring Fit Adventure" zu nichts nötigen lassen, das er
nicht leisten kann oder darf - denn leider bietet das Spiel für gesundheitliche Handicaps kaum passende Ausweich-Möglichkeiten. Darüber hinaus sollte man vor dem Fernseher ungefähr vier
Quadratmeter Fläche ohne Dachschrägen freiräumen können. Außerdem sollte sich jeder digitale Fitness-Freak darüber im Klaren sein, dass seine Switch kein Fitness-Center mit professioneller
Betreuung ersetzen kann. Eines ist Nintendos Trainings-Vorstoß aber auf alle Fälle: Sehr viel spannender als der Besuch in einer stumpfsinnigen Mucki-Bude – und deshalb genau das Richtige für
jeden, der ein bisschen fitter werden möchte, ohne sich dabei zu Tode zu langweilen.
Note: 8.0 (GUT)
WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend