RPG-Apokalypse nach "Diablo"-Art: "Darksiders Genesis"


 

Nach drei Action-Adventures mit "Zelda"-Schlagseite betreten die apokalyptischen Reiter Genre-Neuland: Das Story-Prequel "Darksiders Genesis" betritt Rollenspiel-Land in "Diablo"-Machart, will dabei aber noch immer ein "Darksiders" bleiben. Geht die Rechnung auf?

 

KRITIK • PS4, Xbox One, Switch • Bisher waren die "Darksiders"-Games um die apokalyptischen Reiter Krieg, Tod und Fury beziehungsweise Zorn eine echte Alternative zur den Abenteuern von "Zelda"-Spitzohr Link: Rätsel-Logik und Spielfluss hatte man offensichtlich der Nintendo-Reihe entliehen - mit dem Unterschied allerdings, dass die Geschichte um die apokalyptischen Hauruck-Gestalten deutlich kerniger, brutaler und Kampfspiel-lastiger daherkommt. Wo Link meist gegen kleine Gegner-Grüppchen kämpft und sich Skelette oder Orks bei ihrem Abgang in familienfreundliche Pixel-Wölkchen verwandeln, da mähen sich Tod & Co. mit Schwert oder Sense durch gigantische Monsterhorden. Kein Wunder: Immerhin stammt die "Darksiders"-Welt ursprünglich aus der Feder von US-Comic-Künstler Joe Madureira - und der ist für seine aggressiven, dämonischen Szenarien bekannt.

Umso passender, dass jetzt Entwickler Airship Syndicate der "Darksiders"-Reihe einen neuen Dreh verpassen soll - denn 2017 hat das kleine US-Studio bereits Madureiras Fantasy-Reihe "Battle Chasers" in ein launiges Bildschirm-Rollenspiel verwandelt. Doch anders als "Battle Chasers: Nightwar" ist "Darksiders Genesis" kein klassisches Zug-um-Zug-Gewurschtel, stattdessen erzählt die von schräg oben abgebildete Spielwelt eine Geschichte im "Diablo"-Stil. Jetzt übrigens auch für Konsole: PC-Spieler keilen und ballern sich schon seit dem 5. Dezember durch höllische Gefilde - für PS4, Xbox One und Switch werfen sich die apokalyptischen Brüder erst jetzt ins Getümmel.



 

Dafür steigen die beiden Reiter Krieg und Strife einmal mehr ohne Umwege in tiefste Inferno hinab: Den mürrischen Schwertschwinger Krieg oder "War" kennen Bildschirm-Krieger bereits aus dem ersten "Darksiders" von 2010, sein Bruder Strife ("Streit") dagegen gibt hier sein Debüt. Anders als seine Reiter-Kollegen ist der Vogel-artig maskierte Strife vor allem ein Fernkämpfer: Während Krieg wie gewohnt sein mächtiges Zweihand-Schwert "Chaosfresser" schwingt, schickt Strife mit zwei Pistolen gezielte Projektil- und Energie-Salven in den Monster-Pulk.

Je nachdem, welchen Kampfstil der Spieler bevorzugt, konzentriert er sich entweder auf Front-Kämpfer Krieg oder seinen auf Rückzugsgefechte spezialisierten Bruder - allerdings darf der Spieler auf Button-Druck jederzeit zwischen den beiden hin- und herschalten. Vorausgesetzt natürlich, es wurde nicht kurz zuvor einer von beiden besiegt: In diesem Fall leckt der geschlagene Reiter erstmal für ein paar Minuten seine Wunden, bis man ihn wieder einwechseln darf. Am einfachsten haben es an dieser Stelle übrigens gesellige Hack'n'Slay-Spieler: Eigentlich ist "Genesis" auf Zweispieler-Koop-Matches ausgelegt, die wahlweise über das Internet oder zusammen vor geteiltem Bildschirm ausgetragen werden. Dann profitieren beide Spieler direkt von den besonderen Stärken und Fähigkeiten des jeweils anderen Reiters - wie zum Beispiel einem ferngesteuerten Riesen-Wurfstern zur Aktivierung weit entfernter Schalter. Oder einer transparenten Geister-Hand, mit der sich weit entfernte Gegner grabschen lassen, um sie dann in den Angriffs-Radius des Reiters zu befördern.

 



 

Weil es es Airship und Publisher THQ offenbar ein dringendes Anliegen war, die DNA der "Darksiders"-Hauptserie zu erhalten, hat man außer alten Bekannten wie dem Seelen-hungrigen Dealer-Dämonen Vulgrim überraschend viele Rätsel und Kletter-Partien in das Rollenspiel eingebaut: Einige davon sorgen zwar für willkommene Abwechslung im Metzel-Alltag, aber manchmal bringt der etwas unausgegorene Genre-Mix die Spiel-Dynamik spürbar aus dem Tritt. Hinzu kommen ein paar nervige Kamera-Probleme: Längst nicht immer verträgt sich die durch Kraxeleien bedingte Hochbauweise der Entwickler mit der "von schräg oben"-Perspektive des Spiels: Dann blockieren zu hoch gelegene Wände, Säulen oder schlichtes Raum-Dekor die Sicht - und das nervt manchmal ganz schön.

Ebenfalls schade: Warum die Entwickler auf die bei einem Rollenspiel sonst üblichen Erfahrungsstufen verzichten, das erschließt sich dem geneigten Hack'n'Slay-Metzger auch nach mehreren Spielstunden nicht. Zumal "Darksiders 2" bereits erfolgreich vorgemacht hat, wie gut das zur Serien-DNA passt. Damit nimmt Entwickler Airship eine wesentliche Motivations-Triebfeder aus dem Spiel.

Was bleibt, das ist ein meist hübscher und einigermaßen flotter Metzler, der vor allem für gesellige und unkomplizierte Mehrspieler-Partien taugt. Das Potenzial für einen ernstzunehmenden "Diablo"-Gegenspieler haben die Entwickler aber leider verschenkt. (Robert Bannert)

 

Note: 7.0 (GUT)

 

 


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend