Drei ungleiche Helden im Pixel-Sturm: "Inmost"


 

Drei Helden, drei Geschichten und eine gemeinsame emotionale Reise um Verlust und Schmerz: Im Plattform-Adventure "Inmost" für Switch und PC erleben ein finsterer Ritter, ein kleines Mädchen und ein einsamer Gejagter, was es heißt, wenn man Mauern um sein Herz errichtet.

KRITIK • Switch, PC • 2019 war das melancholische Knobel-Jump'n'Run "Inmost" nur für Apples Abo-Programm "Arcade" zu haben, jetzt haben Entwickler Hidden Layer und Publisher Chucklefish das Abenteuer ganz regulär für PC und Switch veröffentlicht: In der finsteren Pixelwelt des gerade mal fünf- oder sechs Stunden kurzen Hupf-Adventures wechseln wir zwischen drei verschiedenen Handlungs-Ebenen und Charakteren.

Während wir als finsterer Ritter klebrige Kompost-Monster souverän von den Plattformen und Ebenen der horizontal scrollenden Spielwelt schnetzeln, erleben wir in der Rolle eines kleines Mädchens scheinbar alltägliche Abenteuer – spazieren mit unserem geschwätzigen Plüsch-Hasen im Gepäck durch ein runtergekommenes Haus, kraxeln über Regal-Ablagen zur Keksdose oder arrangieren aus Stühlen, Hockern und Kisten eine Kletterhilfe, um dem Geheimnis des Dachbodens auf die Schliche zu kommen.

Die meisten Spielstunden verbringen wir allerdings in den löcherigen Schlappen eines sichtlich gehetzten Zeitgenossen, der sich durch ein Fallen- und Gefahren-gespicktes Labyrinth arbeitet. Dabei rückt er dem im Zentrum des Irrgartens gelegenen Turm Rätsel für Rätsel ein Stückchen näher. Seine Werkzeuge: Unterwegs aufgestöberte Utensilien wie eine Spitzhacke, ein Messer, verschiedene Schlüssel oder Zahnräder, um die Mechanismen verschiedener Maschinen wieder in Gang zu bringen.

 



 

Als Bindeglied der drei Geschichten fungiert ein Märchen um finstere Mächte, Blumen, vom Bösen korrumpierte Ritter und einer sich Krebsgeschwür-artig über die Landschaft ausbreitenden Festung, deren Mauern und Kammern die ehemals geselligen Bewohner voneinander isoliert. Wie und wo genau die Erzählungen miteinander in Verbindung stehen, erfahren wir zwar erst nach und nach – die ersten überdeutlichen Hinweise verstreut "Inmost" jedoch schon früh. Wirklich bemerkenswert ist dabei aber nicht die Erzählung als solche – sondern die Art und Weise, wie Entwickler Hidden Layer jede Storyline passend zu ihrer Rolle im erzählerischen Gesamtgefüge interaktiviert und treffsicher in Spielmechanismen verwandelt hat. Mit dem scheppernden, Schwert-schwingenden Krieger als Action-Komponente und den beiden anderen Figuren als vergleichsweise wehrlosen Rätsel-Knackern, die Feinden nur ausweichen oder sie bestenfalls in Fallen locken können.

Obwohl "Inmost" ein paar garstige Kopfnüssen bereithält, ist das Abenteuer nicht in erster Linie auf Herausforderung gebürstet – stattdessen geht es darum, die Handlung zu transportieren und ihre verschiedenen Ebenen schließlich kunstvoll miteinander zu verknüpfen. Besonders pingelige 16-Bit-Gamer werden dem Spiel vielleicht vorwerfen, dass es seinen Retro-Look zu stark mit modernen Licht-Effekten paart und bei schwingenden oder kreisenden Elementen sein angestammtes Pixel-Raster verlässt – aber das Ergebnis ist ein märchenhaft-melancholisch illustriertes Plattform-Abenteuer voller traumhafter Bilder, wundervoller Animationen und berührender Momente.

elektrospieler meint: ganz großes Indie- und Pixel-Kino!

 

Note: 9.0 (SEHR GUT)

 


WERTUNGEN: 1.0, 1.5, 2.0 = ungenügend • 2.5, 3.0, 3.5 = mangelhaft • 4.0, 4.5, 5.0 = ausreichend • 5.5, 6.0, 6.5 = befriedigend • 7.0, 7.5, 8.0 = gut • 8.5, 9.0, 9.5 = sehr gut • 10 = bahnbrechend