Wegweisende Erfolge und kolossale Pleiten: ATARI wird 50


 

NEWS • Vor 50 Jahren gründen Nolan Bushnell und sei Partner Ted Dabney im kalifornischen Sunnyvale den späteren Automaten-, Konsolen- und Heimcomputer-Hersteller Atari: Nachdem die beiden für den kleinen Automaten-Hersteller Nutting unter dem Titel „Computer Space“ eine Kopie des Computerspiels „Spacewar“ entwerfen, heben sie am 27. Juni 1972 ihre eigene Firma aus der Taufe. Die heißt nach einigem Namens-Wirrwarr schließlich „Atari“ (ein Begriff aus dem Brettspiel Go) und verpflichtet für die Entwicklung des Ping-Pong-ähnlichen „Pong“ den Ingenieur Al Acorn. „Pong“ wird ein Meisterwerk der analogen Schaltung und zum gigantischen Erfolg für die junge Firma.

 

Während der folgenden Jahre – seinen Partner Dabney hat Bushnell längst aus dem Unternehmen gedrängt – folgen Arcade-Hits wie „Breakout“ und „Gran Trek“, während sich spätere Branchen-Promis wie Steve Jobs und Steve Wozniak die Klinke in die Hand geben. 1976 wird Atari von Warner übernommen und verfügt damit endlich über die nötigen Geldmittel, die man für das nächste große Projekt benötigt: die revolutionäre Wechselmodul-Konsole „VCS“, die als Initialzündung für das spätere Videospiel-Branchenmodell gilt. Dank ihr wird „Atari“ zum Synonym für den digitalen Daddelismus und profitiert gerade während der frühen Jahre enorm von prominenten Spielhallen-Umsetzungen wie „Pac-Man“ oder „Space Invaders“. Sogar Nintendos „Donkey Kong“ findet sich im Atari-Portfolio – Jahre vor dem großen Videospiel-Crash Mitte der 1980er und bevor Nintendo mit seinem 8-Bit-NES den Markt neu prägt. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Atari schon unter der Kontrolle von Jack Tramiel, der Atari mit der ST-Reihe ins Zeitalter der Personal-Computer überführt, dabei aber schließlich von seiner ehemaligen Firma Commodore und dem Siegeszug der DOS-PCs aus dem Rennen gekickt wird. Auch verspätete Versuche, mit Geräten wie dem „Jaguar“ wieder im Videospielmarkt Fuß Fuß zu fassen, bleiben erfolglos.

Während der späten 90er- und frühen 2000er-Jahre gibt es um den Namen Atari und seine Marken einige Verwirrung: 1998 gehen die Rechte an der Marke sowie an Soft- und Hardware des Unternehmens in den Besitz von Hasbro über. Drei Jahre später schluckt der französische Publishing-Riese Infogrames Hasbros Spielegeschäft sowie den US-Hersteller GT Interactive („Oddworld: Abe’s Oddysee“, „Driver“, „Unreal“) ,der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls einige Atari-Namensrechte hält. Daraufhin firmiert Infogrames in Atari um – in dem Glauben, der Name sei insbesondere am US-amerikanischen Markt zugkräftiger. Wirklich erfolgreich ist man damit nicht: Ein Insolvenzverfahren und diverse Marken-Verkäufe später hat Atari zwar so gut wie gar nichts mehr mit dem ursprünglichen Unternehmen zu tun – trotzdem versucht man sich seit 2017 an der Vermarktung einer neuen VCS-Konsole, deren Design und Spiele-Angebot sich am Original-VCS orientiert und 2022 nach etlichen Verspätungen endlich erscheinen soll.