Controller und Mini-Konsole in einem: Der "Neo Geo Arcade Stick Pro" von SNK kommt mit 20 vorinstallierten Spielhallen-Klassikern und lässt sich außerdem mit anderen Konsolen nebst PC verbinden, um als stilechtes Eingabegerät für Kampf- und Action-Games auf der Spielhalle zu glänzen.
FEATURE • Obwohl Mini-Konsolen-Erfindern Nintendo nach seinem Super Nintendo Mini laut eigener Aussage keine neue Kleinst-Konsole mehr veröffentlichen will, boomt das
Geschäft mit miniaturisierten Retro-Geräten unverändert: Nachdem SEGA vor einigen Monaten eine Schrump-Variante seines 16-Bit-Klassikers "Mega Derive" veröffentlicht hat, sind jetzt die erstmal
die Automaten-Hersteller an der Reihe: Den Anfang hat vor einigen Monaten der Automaten-Hersteller SNK mit seinem "Neo Geo Mini" gemacht - einer verkleinerten Variante seiner Anfang und Mitte der
90-er-Jahre populären Heimkonsole. Die wurde im Original mit wuchtigen und nicht selten mehrere hundert Mark teuren Module gefüttert, die das jeweilige Spielhallen-Original ohne Abstriche auf den
heimischen Fernsehschirm brachte. Kampfspiele wie "Samurai Shodown" und "Art of Fighting" weckten beim Beat'em-Up-Fans Begehrlichkeiten, während Shooter-Perlen wie "Metal Slug" oder "Last Resort"
bei Action-Fans für unkontrollierten Speichelfluss sorgten.
Das miniaturisierte Neo Geo kam zum 40-jährigen Jubiläum des Herstellers mit 40 vorinstallierten Arcade-Klassikern, im launigen Spielautomaten-Design und passenderweise einem kleinen
Handheld-LCD-Schirm nebst dazugehörigen Bedien-Elementen. Im Quasi-Handheld-Betrieb macht der Mini-Automat eine Menge her und besticht mit knackscharfem Bild, außerdem lässt er sich mit zwei
separat erhältlichen Gamepads verbinden – aber beim Anschluss an den Fernseher schwächelt das kleine Gerät ein wenig: Offensichtlich ist die Auflösung der für den LCD-Betrieb optimierten Spiele
nicht so hoch, dass die Klassiker auch auf dem Fernseher zur Höchstform auflaufen können – darum muss sich der Pixel-Fan entweder mit einem Zeichentrick-Filter oder einem unscharfen Bild abfinden
– ein bisschen so, als würde man das Spiel aus Nintendos Switch-Store laden und dann auf Scanline-Einstellung "00" betreiben – pixel-perfect-scharf werden ehemalige Neo-Geo-Games auf der Switch
nur, wenn man diesen Filter auf "Aus" stellt.
Darum hat SNK jetzt nochmal ordentlich nachgelegt: Der kürzlich veröffentlichte "Neo Geo Arcade Stick Pro" ist – ähnlich wie Capcoms "Home Arcade"-Stick – eine Kombination aus Controller und Retro-Konsole. Unter der hochwertig verarbeiteten Chassis eines klassischen Coin'Op-Controllers verbergen sich außerdem 20 vorinstallierte Spiele-Klassiker – anders als beim Neo Geo Mini präsentiert SNK allerdings keinen bunten Genre-Querschnitt, sondern konzentriert sich ausschließlich auf prominenten Kampfspielmarken. Neben fast allen "Samurai Shodown"- und "King of Fighter"-Spielen sind noch Ableger der "Fatal Fury"- und "Art of Fighting"-Reihen mit von der Partie, außerdem geben sich die humorigen Handkanten-Helden aus "World Heroes" und "King of Monsters" gegenseitig auf die Mütze. Angeblich sollen in dem Gerät noch 20 weitere Spiele schlummern, die sich vermutlich durch einen Cheat-Code aktivieren lassen, der aber (noch) unbekannt ist.
Verarbeitung und Handhabung des Input-Geräts sind überragend, vor allem das befriedigende, satte Klicken der Stick-Mikroschalter begeistert Automaten- und Prügelspiel-Fans. Umso erfreulicher, das
sich der Neo-Geo-Stick nicht auf die Benutzung mit den vorinstallierten Spielen beschränkt, sondern außerdem mit anderen Konsolen sowie PC verbinden lässt, damit sich Beat'em-Up-Fans zum Beispiel
auch in "Street Fighter" stilvoll auf die Glocke geben können. Auch in Richtung Neo Geo Mini gibt sich der Mini-Konsolen-Stick, der sich trotz seiner Größe bequem auf dem Schoß jonglieren lässt,
angenehm anschlussfreudig: Die vom Neo-Geo-Mini bekannten Joypads lassen sich auf der Vorderseite einstöpseln, um auch Zweispieler-Vergnügen zu erlauben – umgekehrt kann man ihn (mithilfe eines
beiliegenden Adapters) mit dem Schrumpf-Neo-Geo verstöpseln, um Arcade-Oldtimer wie "Metal Slug" oder "Last Resort" noch stilechter zu beackern.
Ebenfalls positiv: Anders als das Neo Geo Mini verfügt der Stick über einen "Pixel Perfect"-Modus, um die vorinstallierten Games optimal auf den TV zu übertragen. Will heißen: Die Bitmap-Kämpfer
huschen in knackscharfen, ungefilterten Bildern über die Mattscheibe und sind damit dem TV-Bild des Neo Geo Mini klar überlegen. Wer zum Beispiel bei "Samurai Shodown" sein Schwert ziehen will
und beide Geräte besitzt, der wählt dafür vorzugsweise den Stick – denn gerade die meisten Kampfspiel-Klassiker sind auf beiden Systemen vorinstalliert.
Schade: Der "Neo Geo Arcade Stick Pro" verfügt zwar über die bei Retro-Fans beliebte Scanline-Option, kombiniert diese aber automatisch mit einem seltsamen Bildfilter, der die abgebildeten
Kombattanten wie gezeichnete Figuren erscheinen lassen soll – besser also, man lässt die Scanlines unbenutzt.
Der Neo Geo Arcade Stick Pro ist mit 150 Euro zwar nicht gerade das günstiges Eingabe-Gerät, damit aber immer noch spürbar günstiger als der vergleichbare" Capcoms Home Arcade"-Stick, der
ebenfalls eine Kombination aus Stick und Konsole darstellt, der sich aber (noch) nicht mit anderen Konsolen oder Computern verstöpseln lässt und für über 200 Euro ein in sich geschlossenes
Ökosystem darstellt.
Das gilt allerdings nur so lange, wie man sich mit damit zufrieden gibt, den Stick mit den vorinstallierten Spielen oder mit einem bereits vorhandenen Neo Geo Mini zu verstöpseln. Wer das
Schmuckstück dagegen mit PS4, PS3 oder Switch verbandeln möchte, der benötigt dafür einen speziellen "Game Linq"-Adapter – und der ist mit 50 Euro nicht gerade günstig. Immerhin bietet SNK
diese Option überhaupt an… auch wenn sie der Brieftasche noch mal Schmerzen bereitet. Die perfekte Lösung, um Titel wie die z.B. nicht auf dem Stick installierten Spiele der "Metal
Slug"-Reihe in Automaten-Qualität zu zelebrieren, ist die Kombination aus Stick, Switch und dem für die Verbindung nötigen Game Linq.
Denn aktuell ist SNKs Input-Brett – trotz der Adapter-Einschränkung – für Freunde klassisch gepolter Arcade-Kost die erste Controller-Wahl. Anders als Capcoms lässt sich die SNK-Lösung nicht
ins heimische LAN- oder Wifi-Netz einbinden, aber Firmware-Updates sollen über die USB-Schnittstelle erfolgen.
Ihr könnte den "Neo Geo Arcade Stick Pro" ebenso wie Neo Geo Mini oder Game Linq direkt bei SNKs deutschem Vetriebspartner World Wide Distribution beziehen.